25.04.2024

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09.06.12 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

ich bin stolz auf unsere Ostpreußische Familie, sehr stolz sogar, denn unsere Aktion „Kurenkahn“ ist so großartig gelaufen, wie wir es kaum für möglich hielten, als wir sie starteten. Das war in der ersten PAZ-Nummer dieses Jahres, als uns vom Memeler Kreisvertreter Herrn Hans-Jörg Froese übermittelt worden war, dass der Niddener Aurelijus Armonavicius für seinen Kurenkahn „Kursis“ einen neuen Motor benötigte, da ihm der alte bei Reparaturarbeiten in Pokalna gestohlen worden war. Mit diesem von einem litauischen Volkskundler und einem Schiffsingenieur vor 23 Jahren original nachgebauten Kurenkahn, den Aurelijus vor drei Jahren übernahm, hatte er Gästefahrten auf dem Kurischen Haff veranstaltet. Er hatte viel Geld in den inzwischen recht maroden Kahn gesteckt, auch neue Segel machen lassen, aber er musste auch bei Windstille hinaus aufs Haff, weil die meisten Gäste – darunter viele aus der Bundesrepublik Deutschland – nur kurz in Nidden weilten, vor allem aber musste der Kurenkahn unter Motorkraft in den neuen Hafen bugsiert werden. Aurelijus konnte die Kosten für einen gebrauchten Motor nicht aufbringen, bekam auch keine Hilfe vom Staat, und so sah er keinen anderen Ausweg als deutsche Gäste auf ihren Heimatbesuchen nach einem gebrauchten Motor zu befragen, den er zu günstigen Konditionen übernehmen konnte. An einen neuen wagte er gar nicht zu denken – aber nun hat er einen: Das „neue Herz“ der „Kursis“ ist ein nagelneuer Yahama-20-PS-Motor mit Normalschaft, E-Start und Schubschraube sowie Fernlenkung. Ermöglicht durch unsere Leserinnen und Leser, die wir nach Absprache mit Herrn Froese gebeten hatten, Aurelijus zu helfen. Es zeigten sich Wege auf, um günstig an einen gebrauchten Motor heranzukommen, aber dann ergab sich durch die Vermittlung einer Mitarbeiterin der Bundesgeschäftsstelle der LO die Möglichkeit, einen neuen Motor zu sehr moderaten Bedingungen zu erwerben. Wir baten unsere Leserschaft, sich durch Spenden an dieser „Aktion Kursis“ zu beteiligen, und tatsächlich kam die volle Summe zusammen, die für den Kauf des Motors samt Nebenkosten benötigt wurde: 3300 Euro. Herr Froese konnte diese frohe Botschaft Aurelijus übermitteln, der sie kaum glauben wollte. Um das für ihn so kostbare Stück auch sicher nach Nidden zu bringen, holte Aurelijus den Motor persönlich mit einem Auto von Hamburg ab. Am 11. Mai übergab die LO-Mitarbeiterin zusammen mit Herrn Schlegel von der Firma Boots-Shop-Schlegel in Hamburg den Motor mit den besten Wünschen an den überglücklichen Bootsführer, der gleich am nächsten Tag in Richtung Litauen startete. Und dann hörte man zuerst einmal nichts. Herr Hans-Jörg Froese und seine Frau Sabine, die „Pateneltern“ der Aktion, waren schon in Sorge, ob auch alles reibungslos verlaufen sei, da kam die erste Rückmeldung über den gelungenen Transfer und einen ersten Einsatz der „Kursis“ auf dem Haff mit dem neuen Motor. Und da der in der E-Mail ausgesprochene Dank in erster Linie den Spendern aus unserem Familienkreis gilt, wollen wir den Inhalt in vollem Vorlaut bringen:

„Liebe Freunde, liebe Helfer, liebe Sponsoren, mit vielen herzlichen Grüßen aus Nidden melden wir uns wieder. Es hat alles gut geklappt, der Motor ist eingebaut, am 19. Mai 2012 ist der Kurenkahn aus Russ Insel mit Segeln und Motor in Nidden angekommen. Das ,zweite Herz‘ hat die Überfahrt sehr gut überstanden, und jetzt fängt die Arbeit an. Es hat schon einige Fahrten mit Gästen gegeben. Heute ist der Motor richtig in Klaipeda bei Inspektion angemeldet. Die Inspektoren sind gestern in Nidden gewesen und haben alles angeschaut. Der Motor ist besser als der andere gewesen, vielleicht erzählt Aurelijus noch einmal aufwendiger. Mit vielem herzlichen Dank an alle unsere Sponsoren, die vergessen wir nicht, und kommt noch die Zeit, uns richtig noch zu bedanken. Wir wünschen einen schönen Sommer.“

Aurelijus erzählte dann bald wie angekündigt „aufwändiger“, sagen wir besser „genauer“. „Dieser Motor gefällt Aurelijus sehr gut, weil in ihm die Liebe der Menschen zu Heimat und dem Kurenkahn steckt. Der Motor arbeitet leiser als der frühere, Elektrostart ist sehr bequem, Motor mit Schubschraube zieht den Kahn stark. Wir haben die Batterie gekauft und schauen, wo man sie am besten anbringen kann. Am 26. Mai war eine Filmgruppe, litauisch-deutsch, da, die einen dokumentarischen Film gedreht hat. Aurelijus war etwas mehr als Statist. Es dauerte einen ganzen Tag an der Düne. Bei mehreren Wiederholungen hat der Motor sehr geholfen.“ Na, da hat der neue Motor anscheinend Sonderdienste geleistet. Beigefügt waren einige Fotos, von denen wir eines bringen. Kann man nicht wirklich stolz darauf sein, was unsere Ostpreußische Familie da bewirkt hat? Allen, die zum Gelingen dieser – für den Mann aus Nidden existenzwichtigen Aktion – beigetragen haben, sagen wir unseren herzlichsten Dank. Wenn wir, wie Aurelijus es sich vorgenommen hat, auf einer im Kahn angebrachten Spendentafel genannt werden sollten, sind wir als „Ostpreußische Familie“ auf jeder Fahrt der „Kursis“ über das Kurische Haff mit dabei. Na, lewe Landslied, sagt selbst: Ist das vielleicht nuscht?

Es hat überhaupt in letzter Zeit viel Bewegung in unserem Leserkreis gegeben, manchmal genügten nur ein Bild, ein paar Worte, eine kleine Erinnerung, um fast Vergessenes wieder lebendig werden zu lassen. Und Freude zu bewirken, wie sie Frau Roswitha Wohne aus Garbsen in ihrem Schreiben zum Ausdruck bringt. In Folge12 brachten wir ihre Anfrage, die sich auf ein Erinnerungsfoto aus Tilsit bezog. Schon kurz nach dem Erscheinen meldete sich eine Leserin bei ihr und ihre Frage war geklärt. Es folgte noch eine weitere Antwort. Frau Wohne war überrascht, wie prompt die Reaktionen erfolgten. Es ergaben sich mittlerweile erfreuliche Gespräche und Schriftwechsel sowie die Einladung zu einem Klassentreffen, auch wenn Frau Wohne – damals noch Roswitha Hein – eine andere Schule in Tilsit besucht hatte. Ermutigt durch diesen Erfolg stellt sie nun eine weitere Anfrage: Wann wurde das Krönungs-Jubiläums-Stift in Tilsit evakuiert und wie viele Bewohner gingen mit, oder blieben einige zurück? Die Evakuierung führte möglicherweise nach Swinemünde. Ging sie eventuell noch weiter und wenn ja, wohin? Gab es während dieser Zeit Sterbefälle? Frau Wohne hatte zu diesem Stift eine persönliche Verbindung, denn zwei Großtanten waren dort ansässig. (Roswitha Wohne, Krebsgasse 13 C in 30823 Garbsen.)

Zu dem Hinweis von Frau Gisela Hill-Bradder in Folge 21 auf das Auguste-Viktoria-Heim in Neuhäuser gab es ebenfalls umgehend eine erste Resonanz, eine sehr ausführliche sogar. Denn Herr Peter Perrey aus Neustadt konnte nicht nur Hinweise auf die Lage des Heimes im Gebäude des ehemaligen Kurhauses von Neuhäuser geben, sondern listete auch mehrere Bildquellen auf. So ist das Heim im Bildarchiv Ostpreußen unter „Neuhäuser“ zu finden, sowohl in seiner ursprünglichen wie auch in seiner späteren Funktion. Herr Perrey lobt dieses Archiv sehr als eine wunderbare, ständig umfangreicher werdende Material-Quelle über unsere Heimat. Man findet dort viele, längst verloren geglaubte Bild-Schätze, selbst aus dem 19. Jahrhundert. Übrigens gibt es dort auch ein Bild der Lochstädter Seeheilstätte für Kinder, über die wir ausführlich berichtet haben und die ja der Anlass für die Frage von Frau Hill-Bradder war. Nun hat ja nicht jeder aus unserem Leserkreis einen Internetzugang, vor allem betrifft dies die Älteren, aber gerade sie haben Interesse an solchen Bildern. Herr Perrey weist für diesen Leserkreis auf zwei andere Bildquellen hin. So findet man Abbildungen des Auguste-Viktoria-Heimes in dem von Hans-Georg Klemm und Monika Ziegler zusammengestellten Bildband „Der Kreis Samland in historischen Ansichtskarten, Teil 1: Das westliche Samland“. Zu erhalten bei der Kreisgemeinschaft Fischhausen oder im Buchhandel (ISBN:3-00-017746-9) Eine schöne Übersichtskarte, auf der beide Heime verzeichnet sind, bietet das Buch „Königsberg und Ostpreußen in historischen Ansichtskarten und Plänen“. Ursprünglich ein Ausstellungskatalog der Staatsbibliothek Berlin-Preußischer Kulturbesitz, erschien es als Reprint in verschiedenen Verlagen.

Herr Perrey schließt diesen Hinweisen, für die wir ihm danken, auch einige Fragen an. Er ist geborener Königsberger, kam in der Privatklinik Giesebrechtstraße 7 – früher Tragheimer Gartenstraße – zur Welt. Gibt es von dieser Klinik noch ein Foto? Auch an Aufnahmen von folgenden Häusern ist er interessiert: Tragheimer Kirchenstraße 2 – zwischen Tiepoltstraße und Kaplanstraße gelegen –, Wrangelstraße 36, Wallenrodtstraße 54 in Maraunenhof und ehemaliger Westflügel der Wrangelkaserne in der Wrangelstraße, in der sich seit 1931 das Bismarck-Oberlyzeum befand. Es entstand aus dem Zusammenschluss der Privatlyzeen Arnheim und von Frankenberg. Da ich selber diese Schulen besucht habe, konnte ich Herrn Perrey darüber informieren, und so sucht er nun auch ein Foto von dem Lyzeum von Frankenberg in der Prinzenstraße. (Peter Perrey, Virchowweg 22 in 31535 Neustadt, Telefon 05032/94670.)

Ein ganz lieber Brief kam von unserem Heimatfreund Ditmar Hinz aus Berlin, in dem er mich ob meiner Arbeit für Ostpreußen und meines gesegneten Alters zur „Galionsfigur für die nachfolgenden Generationen“ ernennt. Er selber ist da ein gutes Vorbild, denn wenn man von Heimattreue sprechen kann, dann bei der Familie Hinz, die sich auch um die Dokumentation ostpreußischen Kulturgutes bemüht. Ditmar Hinz besitzt die gebundenen Jahrgänge der PAZ/Das Ostpreußenblatt bis 2008 fast vollständig. „Dazu haben Sie mir mit der Ostpreußischen Familie bei der Kreisgemeinschaft Allenstein und bei der LO in der Hamburger Buchtstraße verholfen“, schreibt Herr Hinz und fügt nun eine letzte Bitte – jedenfalls in Bezug auf seine Archivierung – hinzu: „Wer kann die drei gebundenen Jahrgänge 1950, 1957 und 1958 zu meiner einmaligen Sammlung in Berlin beisteuern? Sie liegen zwar digitalisiert im Netz vor, doch die gebundene Stimme Ostpreußens bleibt ein Schatz. Vielleicht finden sich noch irgendwo versteckte Doubletten. In ganz Deutschland ist uns kein Weg zu weit zum Abholen.“ (Ditmar Hinz, Charlottenbrunner Straße 18 in 14193 Berlin, Telefon/Fax 030/8259326, E-Mail: ditmar.hinz@t-online.de)

Eure Ruth Geede


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