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09.06.12 / Wie ein Hamburger den Papst traf / Von einer zündenden Idee, einem verlorenen Koffer und einem guten Ende

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Wie ein Hamburger den Papst traf
Von einer zündenden Idee, einem verlorenen Koffer und einem guten Ende

Dass bayrische Gebirgsjäger dem Papst zuweilen ein Ständchen bringen oder Landsleute von Benedikt XVI. Schmankerl aus der Heimat liefern, ist vielen bekannt. Doch was der Hamburger Rechtsanwalt und Vorsitzende der „Gesellschaft zur Förderung öffentlicher Verantwortung e.V.“ Roger Zörb erlebt hat, klingt fast nach einer filmreifen Story.

Zörb hatte die Idee, dem Papst zu seinem 85. Geburtstag am 16. April ein besonderes Geschenk zu überreichen. Eine Festschrift sollte es sein, die von prominenten Personen des öffentlichen Lebens in Deutschland verfasst ist. Keine einfache Idee, denn in der Öffentlichkeit wird der Papst oft kritisiert. Doch die Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Ähnlich wie bei seinem ersten Projekt vor fünf Jahren, zum 80. Geburtstag des Pontifex, sagten viele Prominente zu und lieferten ein Potpourri interessanter Beiträge aus Politik, Religion, Kultur und Philosophie. Ministerpräsidenten und Bischöfe, Bundestagsabgeordnete und Professoren, Äbte und Adlige, Konsuln und Bankdirektoren, Kaufleute und Publizisten sind unter den Autoren – darunter auch der den Lesern der PAZ bekannte Harald Seubert; sie formulieren auf 300 Seiten interessante Beiträge, die um das Thema „Christ und Politik“ kreisen.

Roger Zörb gewann als Mitherausgeber des Bandes sogar den leiblichen Bruder des Papstes, Professor Georg Ratzinger aus Regensburg, hinzu. Persönliche Grußworte steuerten der Hamburger Unternehmer Albert Darboven („Idee Kaffee“), die ehemaligen Minister Thomas Goppelt und Rudolf Seiters, heute Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, bei. Die Glückwunschliste prominenter Personen wird angeführt vom Hamburger Erzbischof Werner Thissen; einmütig versammeln sich in dem Band evangelische und katholische Christen, Politiker und Ordensleute, der Präsident der Preußischen Gesellschaft oder ein Kommendator des evangelischen Johanniterordens unter den „Erstgratulanten“. Sie alle, das zeigen ihre lesenswerten Beiträge, verbeugen sich nicht nur vor dem Oberhaupt der mit 1,18 Milliarden Menschen größten Glaubensgemeinschaft der Erde; sie ehren auch einen großen Theologen und Philosophen, Menschenkenner, Diplomaten und Politiker, kurz: eine der größten moralischen Instanzen der Welt.

Ohne die unterschiedlichen Beiträge hier im Einzelnen alle beschreiben zu können, sei ein Beispiel herausgegriffen: der gemeinsame philosophische Beitrag des Politikwissenschaftlers Andreas Püttmann und des ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt Werner Münch. Sie erklären, worin die Wurzel liegt, dass Christen die Politik und Gesellschaft tatkräftig mitgestalten wollen und müssen. Ausgehend von der biblischen Vorstellung des wirkmächtigen Wortes Gottes (griechisch logos), durch das Ordnung in das Chaos der Welt kommt, formulieren sie: „Unter den Bedingungen moderner Massenkommunikation, insbesondere des Fernsehens mit seiner großen Reichweite und audiovisuellen Suggestionskraft, seiner Tendenz zur Personalisierung, Simplifizierung und Emotionalisierung, hat sich eine ,Stimmungsdemokratie‘ entwickelt, in der das Walten des Logos der Macht des Augenscheins und des Affekts strukturell unterlegen scheint.“

Angesichts dieser scheinbaren Übermacht könne jedoch ein Christ „kraft seines Jenseitsglaubens immun sein gegen die Utopie der irdischen Paradiese“. Diese Hoffnung habe sich besonders in der historischen Führungsrolle von Christen bei der Vereinigung Deutschlands gezeigt. Gegen das „Gutmensch-Bild des Liberalismus“ argumentieren die Autoren mit dem realistischeren, christlichen Menschenbild im Zusammenhang der Lehre von der Erbsünde.

Wie in Zeiten der Säkularisierung und der „Diktatur des Relativismus“ (Benedikt XVI.) christlich inspirierte Politik aussehen kann, dazu erinnern die Autoren an Konrad Adenauers weise Mahnung an seine christdemokratischen Parteifreunde: das „C in unserem Namen“ nicht davon abhängig zu machen, ob es mehr oder weniger Stimmen bringe, sondern zu „prinzipieller Entschiedenheit zu stehen, Fragen der Opportunität überhaupt nicht zuzulassen“. Würde Adenauers aktuelle Nachfolgerin, die heutige CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel, dies beherzigen, müsste sich wohl einiges in ihrer Politikauffassung ändern.

Zurück zu Roger Zörb. Alles schien gut organisiert, im Vorwege hatte er die Zusage erhalten, dem Jubilar in der „ersten Reihe“ der Generalaudienz am Mittwoch den Festband persönlich überreichen zu dürfen. Doch dann passierte das Dilemma: Der Koffer mit der Festtagskleidung ging auf dem Flug mit „Air Berlin“ nach Rom verloren. Zörb musste wohl oder übel mit seiner Freizeitkleidung zur Audienz, denn ein neuer Anzug war so schnell nicht zu besorgen. Doch die vatikanischen Mitarbeiter nahmen dieses Missgeschick gelassen; der Rechtsanwalt aus Hamburg wurde zum Papst vorgelassen und der Jubilar nahm die Festschrift mit sichtlicher Freude entgegen.

Hinrich E. Bues

Zörb, Roger: (Hrsg.): Festschrift für den Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. 300 Seiten, geb., 49,90 Euro.

Bestellmöglichkeit über die „Gesellschaft zur Förderung öffentlicher Verantwortung“ e.V., Amsinck­straße 63, 20097 Hamburg, Telefon (040) 455743, E-Mail: post@goev-hamburg.de


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