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09.06.12 / Geschichten des Misserfolgs / Projekte und Ideen, die nie Wirklichkeit wurden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Geschichten des Misserfolgs
Projekte und Ideen, die nie Wirklichkeit wurden

Ehrgeiz ist eine Triebfeder der Forschung, viele großartige Erfindungen, der Fortschritt in Technologie und Wissenschaft sind das Ergebnis. Wäre es doch noch vor nur 15 Jahren kaum denkbar gewesen, dass man heutzutage mit Smartphones durch die Weltgeschichte gondelt und sich dabei all der unerschöpflichen Möglichkeiten des World Wide Webs bedienen kann. Zu Beginn aller Erfindungen steht vor allem ein Traum. Bernd Ingmar Gutberlet, seines Zeichens Historiker und Publizist, widmet sich in seinem Buch „Grandios gescheitert. Misslungene Projekte der Menschheitsgeschichte“ diesen Träumen. Jedoch nicht den daraus resultierenden gelungenen Erfindungen, sondern denen, die lediglich ein Traum geblieben sind. Gutberlet startet seine Reise in die Vergangenheit bei den zahllosen und vor allem erfolglosen Versuchen der Goldherstellung, macht unter anderem einen Abstecher zum Bau der Kathedrale von Beauvais und landet nach der Erläuterung von Adolf Hitlers Projekt einer Breitspurbahn bei dem weiterhin währenden Wunsch der weltweiten Ausrottung der Kinderlähmung.

Ein fast schon größenwahnsinniges Projekt namens Fordlandia wurde auf Betreiben des Autobauers Henry Ford ins Leben gerufen. Um den für die Autoreifenherstellung zwingend erforderlichen Kautschuk nicht teuer von Großbritannien erwerben zu müssen, welches damals die Vorherrschaft auf dem Rohkautschukmarkt innehatte, plante Ford eine riesige Plantage im Norden Brasiliens, der Heimat des Kautschuks. An sich eine gute Idee, nur galt es vorerst eine ganze Stadt nach US-Vorbild mitten in den Regenwald hinein zu bauen, um die Arbeiter gleich vor Ort zu haben. Gutberlet schildert anschaulich die zahlreichen Gründe, welche letztendlich viele Jahre und viele verlorene Millionen an US-Dollar später dazu führten, dass der Sohn des Selfmademan das Projekt einstampfte: „Heute ist Fordlandia ein gleichzeitig gespenstischer und anrührender Ort. Von einem Großteil der einstigen Fordschen Besitzungen hat die Natur Besitz ergriffen ... Das Krankenhaus aber ist noch intakt, nur fehlen für die Apparaturen aus den 30er Jahren die Patienten. Noch immer unverkennbar hat hier jemand ein Stück Vereinigte Staaten in den Regenwald verpflanzen wollen.“

„Grandios gescheitert. Misslungene Projekte der Menschheitsgeschichte“ bietet eine spannende Themenauswahl und -vielfalt, die vom Autor an manchen Stellen leider etwas zu geschichtslastig umgesetzt ist. Vanessa Ney

Bernd Ingmar Gutberlet: „Grandios gescheitert. Misslungene Projekte der Menschheitsgeschichte“, Bastei Lübbe, Köln 2012, gebunden, 336 Seiten, 16,99 Euro


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