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23.06.12 / Mehr Planung ins Chaos / Die Stadt der Zukunft und die Zukunft der Städte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-12 vom 23. Juni 2012

Mehr Planung ins Chaos
Die Stadt der Zukunft und die Zukunft der Städte

Der Begriff der Nachhaltigkeit hält seinen Einzug in die Städteplanung einer globalisierten Welt. Wurde bisher meist nur nach dem Tagesbedürfnis gebaut, müssen in Zukunft Landschaft und Ökologie sowie die Folgen des Klimawandels integriert und mit der Ökonomie gleichberechtigt behandelt werden, um dem Wildwuchs der Vergangenheit zu begegnen. Die Bedürfnisse der Bürger sollen zudem in den Vordergrund rücken.

Das Manifest von Guadalajara, Mexiko, formuliert solche Anforderungen. Es ist Ergebnis eines Kongresses zum Thema „Architektur und Kulturerbe“, an dem führende Planer, Architekten und Wissenschaftler über die Stadt der Zukunft sprachen.

Die Zukunft ist zwar nicht vorhersehbar, wird aber durch unser Handeln von heute mitbestimmt. Das ist der Leitfaden vieler solcher Fachtagungen. Die Architektur steht in einer globalen Phase der Neudefinition. Stadtumbau, Bauen am Bestand, Anpassung der Infrastruktur an die kommenden Entwicklungen, alle diese Probleme werden neuerdings diskutiert. Beispielsweise war die Vernetzung der Haushalte mit elektronischer Kommunikation schon vor 40 Jahren erkennbar, gleichwohl wurde beim Neubau von Trabantensiedlungen versäumt, entsprechende Leitungsschächte gleich mitzubauen. Solche Versäumnisse führen in späteren Jahren zu vermeidbaren Milliarden-Investitionen. Den sturzflutartigen Regenfällen der letzten Jahre waren die Kanalisationsquerschnitte nicht gewachsen.

Eine bessere Energie-Effizienz ist eine weitere Anforderung an die Planer von heute. Naturgemäß sind die Probleme westlicher Gesellschaften anderer Natur als jene der Entwicklungsländer mit ihren wie Krebsgeschwüre wachsenden Slums. In jedem Fall aber muss, um eine weitere Landschaftsvernichtung zu drosseln, weiter in die Höhe gebaut werden. Einige Architekten setzen bereits auf die Wolkenkratzerfarm, begrünen Dächer, schaffen Dachgärten zur Klimaverbesserung und für den Gemüseanbau. Selbst ein Reishochhaus wurde von der Universität Hohenheim entworfen, um die Ernährung künftiger und weiter wachsender Generationen zu sichern, für die oft – wie in China – die nutzbare Landfläche schon heute nicht mehr reicht. „Skyfarming“ und „Farmscraper“, „Vertical Farming“ heißen die Schlagworte für solche Visionen von Megagewächshäusern. Berechnungen der Columbia Universität in New York postulieren, dass bis 2050 mehr als eine Milliarde Hektar neues Ackerland benötigt wird – eine Ressource, die nicht zur Verfügung steht. Im amerikanischen St. Petersburg existiert bereits eine solche mehrgeschossige Farm. Auf nur 1350 Quadratmetern wachsen dort über 70000 Gemüsepflanzen.

„Die Städte werden zu schwarzen Löchern für Nahrung“, formulierte Professor Folkard Asch die Problematik. Allein eine Stadt wie Tokio würde 2035 pro Tag 5250 Tonnen Reis verbrauchen. Der Transport erfordere 150 Lastwagen mit einem Fassungsvermögen von je 40 Tonnen. Auch die Transportkosten könnten durch Anbau in der Stadt reduziert werden. J.F.


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