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23.06.12 / Ein Ort mit Fußball-Vergangenheit / Im EM-Austragungsort Breslau wurde deutsche Sportgeschichte geschrieben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-12 vom 23. Juni 2012

Ein Ort mit Fußball-Vergangenheit
Im EM-Austragungsort Breslau wurde deutsche Sportgeschichte geschrieben

Von den vier Veranstaltungsorten der Fußballeuropameisterschaft in der Republik Polen lagen Breslau, Danzig, Posen und Warschau im Königreich Preußen, Breslau, Danzig und Posen im kleindeutschen Kaiserreich, Breslau und Danzig in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. In Breslau wurde mit der sogenannten „Breslau-Elf“ sogar deutsche Fußballgeschichte geschrieben. „Die ,Breslau-Elf‘ spielte das moderne englische WM-System. Zum ersten Mal zeichnete sich damals ein Stil ab, den man bis heute als ,deutschen Stil‘ bezeichnen kann.“ Dieses Lob stammt aus den Erinnerungen von niemand Geringerem als Helmut Schön, dem Trainer der Fußballweltmeister von 1974 und der Fußballeuropameister von 1972, der angeblich besten deutschen Mannschaft aller Zeiten. In einem atemberaubenden Spiel besiegte die legendäre „Breslau-Elf“ vor 40000 Zuschauern in der Schlesierkampfbahn Dänemark mit 8:0. Das war vor einem Dreivierteljahrhundert, am 16. Mai 1937.

Viereinhalb Jahrzehnte früher war es zu dem ersten öffentlich dargebotenen Fußballspiel in der schlesischen Hauptstadt gekommen. Veranstalter war der ATV Scheitnig. Dessen Fußballsparte machte sich sechs Jahre später als FC 1898 Breslau selbstständig, der erste eigenständige Fußballklub Schlesiens. Der Verein, der sich später in Verein für Bewegungsspiele Breslau umbenannte, hatte sein Domizil in Grüneiche.

1903 kam es zur Gründung eines lokalen Verbandes, der die Vereine SV Blitz 1897 Breslau, FC 1898 Breslau, SC Schlesien 1901 Breslau und SC Preußen 1902 Breslau umfasste. Erster Meister dieses Verbandes Breslauer Ballspiel-Vereine (VBBV) wurde 1904/05 der FC 1898 Breslau. 1906 löste sich der VBBV auf. Stattdessen wurde im neu gegründeten überregionalen Südostdeutschen Fußball-Verband (SOFV) ein Bezirk Breslau gebildet. Erster Südostdeutscher Meister wurde 1906/07 der SC Schlesien 1901, der im Viertelfinale der gesamtdeutschen Meisterschaft gegen Viktoria 89 Berlin auf gegnerischem Spielfeld 1:2 verlor.

Zur Popularisierung des Fußballs im Osten beschloss der 1900 gegründete Deutsche Fußball-Bund (DFB), das Endspiel um die Meisterschaft 1909 nach Breslau zu vergeben. Der beabsichtigte Effekt wurde aber nur teilweise erzielt, denn nur 1500 Zuschauer besuchten das Endspiel auf dem Platz des SC Schlesien Breslau in Kleinburg, das 4:2 von Phönix Karlsruhe, dem heutigen Karlsruher SC, gegen Viktoria 89 Berlin gewonnen wurde.

Anfang 1914 fand in Breslau das erste Spiel gegen eine ausländische Mannschaft statt. Wisła Krakau wurde vom Verein Breslauer Sportfreunde am heimischen Südpark 3:0 geschlagen. Die Gastgeber, die 1904 als SC 1904 entstanden waren und sich erst 1911 in Verein Breslauer Sportfreunde umbenannt hatten, fusionierten 1919 mit dem SC Preußen zu den Vereinigten Breslauer Sportfreunden. 1920 gelangten die Verei­nigten Breslauer Sportfreunde bis in das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft, 1929 tat ihnen dieses der SC 08 Breslau nach. Beide Vereine wurden 1933 zur Breslauer Sportvereinigung 1902 zusammengeschlossen, die im Sportpark Gräbschen kickte, also auf dem Platz der heutigen Breslauer Nummer 1, dem Slask Wroc­ław. Rechtzeitig zur jetzigen Europameisterschaft erhielt der Breslauer Spitzenverein das Stadion Miejski (Städtisches Stadium), den Austragungsort der Vorrundenspiele der Gruppe A Russland gegen Tschechei, Griechenland gegen Tschechei und Tschechei gegen Polen. Bodo Bost


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