19.04.2024

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23.06.12 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-12 vom 23. Juni 2012

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

nachdem wir uns in der letzten Zeit mit Themen beschäftigen mussten, die viel Platz beanspruchen – und auch noch weiter werden –, soll es heute mal wieder quer durch unseren Familiengarten gehen, denn da hat sich vieles angesammelt. Und so beginne ich gleich mit der ersten Suchfrage, die wieder mal aus Frankreich kommt. Herr Dieter Reinert aus Mouries stellt sie, und da er unsere PAZ/Das Ostpreußenblatt nicht kannte, schrieb er einfach an die Landsmannschaft Ostpreußen, dass er Nachfahren einer Familie Willy Tallarek aus Grünfließ suche und bat um einen Tipp, wie er dies durchführen könnte. Na, da bot sich unsere Ostpreußische Familie geradezu an, und nachdem wir seine Einwilligung zur Veröffentlichung eingeholt haben, gehen wir nun auf die Suche nach eventuellen Nachfahren von Herrn Tallarek. Reinert schreibt hierzu das Folgende:

„Es geht um die Familie Wilhelm (Willi) Tallarek aus Grünfließ bei Neidenburg. Wilhelm Tallarek ist 1934 in seinem Heimatort verstorben. Er hatte mit seiner Ehefrau Ottilie fünf Kinder, vier Mädchen und einen Jungen, der den gleichen Vornamen wie der Vater trug. Aus einer mir vorliegenden Einwohnerliste aus dem Jahr 1939 ist ersichtlich, dass die Witwe Ottilie Tallarek in dem Haus Nr. 68 direkt an der Hauptstraße wohnte. Ihre damaligen Nachbarn sind mit den Namen Badorek (Nr. 67) und Hermann Wans (Nr. 69) eingetragen. In den Jahren 1939 muss die Familie in ein Haus umgezogen sein, das etwas außerhalb lag, aber noch zu Grünfließ gehörte. Im Januar 1945 kam die Anordnung, dass alle Bewohner sofort den Ort zu verlassen hätten, da sich die russische Armee unmittelbar vor Grünfließ befand. Ottilie Tallarek begab sich mit ihren vier Töchtern auf die Flucht. Sohn Willi, der damals um die 30 Jahre alt war, wurde von den Russen auf dem eigenen Grundstück erschossen.“

Soweit die Ausführungen von Herrn Reinert, der nun nach den Töchtern sucht, von denen eine noch leben soll. Sie hieß vermutlich Eleonore, wurde aber Elly genannt, und nahm später wohl durch Heirat den Namen Schäfer an. Auf diese Elly Schäfer setzt nun Herr Reinert seine Hoffnungen. Aber auch die Nachkommen der verstorbenen Töchter sind gefragt, die wahrscheinlich in Deutschland leben, sowie der anderen Familien aus Grünfließ wie die namentlich genannten Nachbarn. Herr Reinert meint jedenfalls, dass die Suche über unseren Leserkreis eine Erfolg versprechende Möglichkeit biete, und hofft auf Zuschriften oder Anrufe. (Dieter Reinert, 1 Impasse de L´Armandier, F-13890 Mouries, Telefon 0033/490476550, E-Mail: wdr47@ymail.com)

Mit dem Kirchlichen Suchdienst in Stuttgart arbeiten wir ja seit Langem erfolgreich zusammen, und so hoffen wir gemeinsam auch diesmal auf die Lösung einer nicht einfachen Suchfrage. Bisher kamen weder Frau Sylvia Felappi, die sie stellt, noch die Sachbearbeiterinnen des HOK-Zentrums weiter, und auch für uns wird es schwierig, denn die Angaben sind dürftig, und aus ihnen geht nicht einmal hervor, ob es sich überhaupt um Vertriebene aus Ost- und Westpreußen handelt, ist aber anzunehmen. Außerdem dreht es sich nur um eine örtlich begrenzte Spurensuche in Iserlohn, aber da weiß ich sehr engagierte Landsleute. Frau Sylvia Felappi kommt deshalb auf ihrer Suche nach Verwandten in Iserlohn nicht weiter, weil das Einwohnermeldeamt ihr keine Auskunft geben kann, da es sich bei den Gesuchten um Frauen handelt, von denen nur die Mädchennamen bekannt sind. Man hat sich bemüht, aber selbst in den Archiven ist man nicht fündig geworden. Es geht um Rosemarie Bode, nach dem Krieg zuerst wohnhaft in Menden, dann ab Mitte oder Ende der 60er Jahre in Iserlohn, ebenso wie Christina Bode. Es dürfte sich wohl um Schwestern handeln, die später geheiratet haben und unter dem neuen Namen vielleicht noch weiter in Iserlohn verblieben. Es wird noch ein männliches Familienmitglied genannt: Ulrich Bode, der aber inzwischen verstorben ist. Er hat bis zuletzt in Iserlohn-Letmathe gewohnt. Mit Fragezeichen wird dann noch eine 1967 geborene Simone Bode genannt, wahrscheinlich eine Tochter von Ulrich Bode. Näheres ist nicht bekannt. Da von Sylvia Felappi lediglich die Online-Adresse vorliegt (sylvia-felappi@gmx.de), bitte schriftliche oder telefonische Mitteilungen an unsere Ostpreußische Familie richten.

In die Heimat ihrer Mutter will Frau Karola Fauser aus Lauingen im Juli reisen und möchte sich dafür so gut wie möglich vorbereiten, denn sie war noch nie im Königsbeger Gebiet, kennt weder Königsberg noch den Kreis Labiau, aus dem ihre Mutter, Frau Frieda Klatt, stammt. Genauer aus Moritten, wo sich auch der Gutshof Spehr befand, und diese Familie sucht Frau Fauser, um etwas über den Ort zu erfahren. Die Tochter der Gutsbesitzerin Frau Spehr hatte einen Sohn, und dieser dürfte schon in Moritten gewesen sein. Deshalb wäre Frau Fauser dankbar, wenn er sich bei ihr melden würde. Sie bringt noch andere Namen mit Moritten in Verbindung, so Lotti und Irmgard Behrendt, aber sie kennt weder den Verwandtschaftsgrad, noch weiß sie deren Wohnort. Ihre zweite Suchfrage gilt dem Ehepaar Eva und Eugen Neumann und deren Sohn Manfred aus Wilmans. Frau Klatt war dort im Haushalt tätig und ging mit Eva Neumann und dem damals etwa achtjährigen Manfred auf die Flucht. Sie waren noch zusammen in einem dänischen Internierungslager, verloren sich dann aber aus den Augen. Das Haus der Familie Neumann hieß „Villa Seeblick“. Soweit die Informationen, die Frau Fauser uns übermittelte, die sehr glücklich wäre, wenn jemand zu den genannten Personen und Orten etwas sagen könnte. (Karola Fauser, Marienweg 3 in 89415 Lauingen, E-Mail: binya@web.de)

Frau Gerda Müller-Dank war dagegen schon öfters in der Heimat, um vor allem ihre alte Schule aufzusuchen, die Johann-George-Scheffner-Schule in Königsberg. Diese Schule besteht als Schulprojekt Nr. 14 noch heute. Es war schon Krieg, als die Sechsjährige 1940 dort eingeschult wurde. Bald hatte die kleine Gerda eine Freundin, die den selben Weg zur Schule hatte. Sie hieß Ingetraut Erdmann und Frau Müller-Dank hat sie nicht vergessen, obgleich sie nie etwas von ihr gehört hat – bis heute. „Ob ich sie vielleicht durch die Ostpreußische Familie finde“, fragt sie, die so gerne an ihre Königsberger Schulzeit zurückdenkt. Sie besitzt auch keine Unterlagen über die Scheffner-Schule und wäre dankbar, wenn ihr jemand etwas über die Geschichte ihrer ersten Schule sagen könnte. (Gerda Müller-Dank, Thorner Straße 13 in 30659 Hannover.)

Dass es auch heute nach so langer Zeit noch ein Wiederfinden geben kann, dafür ist Frau Anny Grothe das beste Beispiel. Ihr Fluchtbericht aus Königsberg-Kalgen war in der Folge 15 erschienen. Die ebenfalls aus Königsberg stammende Frau Christel Kopp geborene Iffländer las ihn und stellte fest, dass es sich bei der Schreiberin um ihre Schulfreundin Anny Meiritz handeln müss­te. Sie wandte sich sofort an mich, um Verbindung mit Frau Grothe aufzunehmen. Ich berichtete davon in Folge 19 und meinte, dass nun die Überraschung groß sein würde. Das war sie dann auch, wie mir jetzt Frau Grothe in einem Gespräch berichtete. Nachdem ich ihr die Telefonnummer von Frau Kopp mitgeteilt hatte, setzte sie sich sofort mit ihrer alten Schulfreundin in Verbindung, und so fanden sich zwei Königsbergerinnen, die miteinander die Schulbank gedrückt hatten, nach 67 Jahren wieder zusammen. Da gab es natürlich viel zu erzählen, denn beide haben das damals Erlebte nie vergessen. Es ist schon manchmal wie ein kleines Wunder, wenn für Menschen im hohen Alter Kindheit und Heimat wieder lebendig werden. Wir freuen uns mit über dieses überraschende Wiederfinden.

Und wir freuen uns auch darüber, dass sich Herr Dr. Martin A. Völker aus Berlin der – fast vergessenen – Schriftsteller annimmt, die in den Jahren zwischen den Kriegen die literarische Landschaft Ostpreußens so bereichert haben. Da hat sich nach den ersten Veröffentlichungen einiger Fragen auch schon allerhand Wissenswertes für den Biografen ergeben. Nun legt Herr Dr. Völker mir etliche Fragen vor, die sich auf Textstellen in den Werken der Königsberger Schriftstellerin Katharina Botsky beziehen. Bei einigen konnte ich ihm auch nicht helfen, aber vielleicht könnten unsere Leserinnen und Leser sie klären. Da ist der Begriff „Lippstock“, den die Autorin in einer Novelle verwendet. In Zusammenhang mit einer alten Frau heißt es, dass diese „sauber“ sei, und man solle sie nicht mit jenen Frauen vergleichen, die Lippstock-Salbe gebrauchen. Die Frau sagt voller Stolz: „Lippstocke wi ons nich!“ Was für eine Salbe ist gemeint? Herr Dr. Völker meint, dass es sich vielleicht um eine Kräutermixtur mit Liebstöckel handelt. Wem ist diese Salbe bekannt und wer kann etwas über Herstellung und Gebrauch sagen? Zwei weitere Fragen aus den Botsky-Novellen beziehen sich auf Königsberg. In einer ist von einem „Räuberhof“ die Rede, „von geschwärzten und schiefen Häusern umgeben“, belebt durch die zahlreichen Kinder aus armen Familien. In der Mitte befand sich ein anmutiger Springbrunnen. Ein solcher „Räuberhof“ ist mir in Königsberg gänzlich unbekannt. Weiter spricht die Autorin von einer „Gespenstereiche“, auch von dieser habe ich nie etwas gehört. Da die Autorin auf dem Nassen Garten wohnte, ist es möglich, dass sich die genannten Örtlichkeiten südlich des Pregels befanden und nur im lokalen Bereich so genannt wurden.

Besonders interessiert ist Herr Dr. Völker an Informationen über den Schriftsteller Martin Borrmann, den ich sehr gut kannte, denn er leitete in den frühen 30er Jahren die ostpreußische Sektion des deutschen Schriftstellerverbandes in Königsberg. Der 1895 in Rößel geborene Pfarrerssohn hat das literarische Leben und Schaffen in Ostpreußen auch mit seinen eigenen Werken belebt und bereichert. Mit seiner 1935 erschienenen Anthologie „Ostpreußen“ gelang es ihm, ein Standardwerk zu schaffen, das in epischer Form ein umfassendes Bild von der Geschichte und Kultur unserer Heimat, vor allem aber von den Menschen und ihrem Lebenskreis vermittelt. Martin Borrmann fand den Höhepunkt seines Schaffens in dem Roman „Trampedank“, den der später Gelähmte 1960 in Berlin vollendete. Dort verstarb der Meistererzähler 1974 fast 80-jährig. Herr Dr. Völker sucht nun Menschen, mit denen Martin Borrmann auch nach dem Krieg in Verbindung stand und die ihm Hinweise auf den literarischen Nachlass des Schriftstellers geben könnten. (Dr. phil. Martin A. Völker, Donaustr. 86 in 12043 Berlin, Telefon 030/61308390, E-Mail: drm.voelker@web.de)

Eine kurze Anfrage aus dem Leserkreis, ob wir Kenntnisse über den Maler Heinz-Bruno Nern besitzen. Der Künstler stammte aus Allenstein, wurde dort im Jahr 1895 in der Robertstraße 10 geboren. Auf der Großen Kunstausstellung in München 1942 war er mit einem Aquarell „Ostpreußenlandschaft“ vertreten. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Vielleicht genügen sie, um eine Kurzinformation zu bekommen, die bitte an unsere Ostpreußische Familie zu richten ist.

Eure Ruth Geede


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