19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.06.12 / Von der Realität überrollt / Journalist versucht zu klären, warum ausländische Mitschüler scheiterten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-12 vom 23. Juni 2012

Von der Realität überrollt
Journalist versucht zu klären, warum ausländische Mitschüler scheiterten

Es gibt Bücher, die lesen sich interessant, aber so richtig weiß man nicht, was einem der Autor sagen will und ob er das, was er sagt, genauso meint oder vielleicht doch eher ironisch. So ist es jedenfalls bei „Die Parallelklasse. Ahmed, ich und die anderen. Die Lüge von der Chancengleichheit“ von Patrick Bauer. Der 1983 geborene Journalist und Sohn aus gutem Hause nimmt eine zufällige Begegnung mit seinem ehemaligen Mitschüler Ahmed, den er in einem Park beim Drogendealen trifft, als Anlass, um zu schauen, was aus seinen Klassenkameraden seiner Grundschule in Berlin-Kreuzberg geworden ist. Da der Autor unter anderem bei der linken „taz“ und dem Magazin „Neon“ arbeitete beziehungsweise arbeitet, geht man davon aus, ein Gedröhn von wegen „Ausländer haben in diesem Land keine Chancen und werden immer diskriminiert“ zu hören. Oft genug hat es auch den Anschein. So ist er überzeugt, dass seine ausländischen Klassenkameraden wegen ihrer Herkunft grundsätzlich diskriminiert wurden, regt sich auf, dass Familienministerin Kristina Schröder (CDU) Deutschenfeindlichkeit beklagte, nimmt es aber hin, dass seine türkischen Mitschüler ihn zum Teil noch heute „Kartoffel“ nennen. Erfahrungswerte der Rezensentin, deren deutsche Großmutter den italienischen Schwiegersohn gern mal „Spagettifresser“ nannte, weisen darauf hin, dass derartige Bezeichnungen nichts mit respektvollem Umgang miteinander zu tun haben.

Der Autor suchte fast alle seine ehemaligen Mitschüler auf und kann so einige traurige Geschichten erzählen. Aus den meisten seiner ausländischen Mitschüler ist beruflich nichts geworden und da viele von ihnen noch einen Partner ehelichten, der aus dem Heimatland ihrer Eltern stammte, haben sie einen weiteren Klotz am Bein, denn ohne Deutschkenntnisse ist der soziale Aufstieg heutzutage nun einmal schwer zu bewältigen. Da Bauer Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ ein „Machwerk“ nennt und im Gespräch mit seinen ehemaligen Grundschullehrern – die inzwischen Klassen unterrichten, in denen der Ausländeranteil 90 Prozent beträgt – linke Grundauffassungen bekundet, denkt man lange, ein Buch vor sich zu haben, das mit den üblichen linken Thesen zum Thema Integration aufwartet. Auch kritisiert Bauer massiv junge Eltern, die zwar in Stadtteilen wie Kreuzberg wohnen wollen, dort aber nicht ihre Kinder wegen der vielen Ausländer zur Schule schicken wollen. Kaum hält Bauer aber seinen eigenen Sohn in den Armen, fragt er, ob er sein Kind seinem Gewissen opfern kann oder es vielleicht doch auch in eine Schule außerhalb des Problembezirks schickt. Auch kommt er zu dem Schluss, dass seine ausländischstämmigen Mitschüler zwar in einer Klasse mit vielen Deutschen waren, aber trotzdem beruflich überwiegend nichts aus ihnen geworden ist.

Bauers Beobachtungen, unter anderem auch über die Veränderungen in Kreuzberg, sind interessant, doch irgendwie passen die nicht zu seinen linken Grundauffassungen. Leider zieht er aufgrund dieses Widerspruchs am Ende keine klaren Schlüsse beziehungsweise versucht es wenigstens. Und so prallen nach den Recherchen Bauchgefühl und links dominierte Weltvorstellungen aufeinander, ohne dass der Autor eine klare Analyse bietet. Rebecca Bellano

Patrick Bauer: „Die Parallelklasse. Ahmed, ich und die anderen. Die Lüge von der Chancengleichheit“, Luchterhand, München 2011, kartoniert, 187 Seiten, 14,99 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren