23.04.2024

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30.06.12 / Verkalkuliert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-12 vom 30. Juni 2012

Jan Heitmann:
Verkalkuliert

Der Krieg der Nato gegen Syrien fällt erst einmal aus. Der Nordatlantikrat hat sich von der Kriegsrhetorik Ankaras nicht beeindrucken lassen, sondern den Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Flugabwehr lediglich als „nicht hinnehmbar“ verurteilt. Damit hat er angemessen reagiert, denn weder war Syrien in diesem Fall der Aggressor, noch war der Bündnisfall gegeben. Die türkische Regierung hat eingestanden, dass ihre Maschine den syrischen Luftraum verletzt hat. Luftraumverletzungen kommen immer wieder vor, sei es aus Versehen oder vorsätzlich, um zu sehen, wie die andere Seite darauf reagiert. In einer normalen Situation würde ein solcher Vorfall nach einem scharfen Protest zu den Akten gelegt werden. Ein Abschuss wäre weit überzogen.

Die Lage zwischen Syrien und der Türkei ist aber nicht normal, sondern äußerst angespannt. Syrien befindet sich in einem Bürgerkrieg, in dem die Aufständischen von der türkischen Regierung aktiv unterstützt werden und von türkischem Boden aus operieren. Da ist es nur konsequent, dass das syrische Militär in höchster Alarmbereitschaft ist. Und es ist auch nachvollziehbar, dass ein in den eigenen Luftraum eindringendes türkisches Kampfflugzeug als feindlich angesehen wird. Bei dessen hoher Geschwindigkeit und der geringen Fläche des Landes ist die Vorwarnzeit denkbar gering. Es bleibt keine Zeit für Nachfragen, so dass die syrischen Kommandeure eigenverantwortlich und schnell entscheiden müssen. Unter diesen Umständen war der „Aufklärungsflug“ der türkischen Maschine unverantwortlich – oder eine kalkulierte Provokation, die Ankara indes nicht den erhofften Erfolg gebracht hat.


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