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30.06.12 / Jet mit tödlichen Schwächen / US-Superjagdflugzeug »Raptor« nur bedingt einsatzfähig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-12 vom 30. Juni 2012

Jet mit tödlichen Schwächen
US-Superjagdflugzeug »Raptor« nur bedingt einsatzfähig

Er ist ein Flugzeug der Superlative, der Hightech-Jäger Lockheed Martin F-22 „Raptor“ – und entpuppt sich zunehmend als Flopp. Mitte März lieferte der Hersteller die letzte von 187 Serienmaschinen an die U.S. Air Force ab. Die verfügt damit nicht nur über das modernste Kampfflugzeug der Welt, sondern mit 143 Millionen US-Dollar auch über das bislang teuerste der Geschichte. Aber die hochgezüchtete Technik des Wundervogels ist anfällig. Seit Anfang Mai müssen die „Raptoren“ in der Nähe ihrer Basen bleiben. Der Grund: Piloten klagen über Schwindelanfälle, kurze Ohnmachten wegen Sauerstoffmangels und den „Raptor“-Husten nach längeren Flügen. Ingenieure von Air Force und Lockheed Martin suchten nun – wieder einmal – in der Luftversorgung des Cockpits nach der Ursache des Problems. Denn bereits im vergangenen Jahr mussten die „Raptoren“ eben deswegen für vier Monate am Boden bleiben. Im November 2010 war vermutlich wegen dieses Problems eine F-22 in Alaska abgestürzt; der Pilot hatte den Absturz nicht überlebt. Trotzdem hob das Verteidigungsministerium das Startverbot wieder auf, ohne dass der Fehler gefunden worden war. Anfang Mai setzten zwei Piloten dann den US-Verteidigungsminister Leon Panetta unter Zugzwang. Sie traten in der landesweit ausgestrahlten CBS-Nachrichtensendung „60 Minutes“ auf und berichteten von den technischen Problemen. Und sie erklärten, sie und viele ihrer Kameraden würden sich mittlerweile weigern, den Superjäger zu fliegen. Daraufhin schränkte Panetta die Flugdauer ein und beschleunigte den Einbau eines Reservesystems, das ab Dezember zur Verfügung stehen soll. Inzwischen haben die Entwickler einen Teil des Problems ganz woanders geortet: Es ist die eigens für die F-22 entworfene Weste ihres Fluganzuges. Die soll eigentlich die Atmung des Piloten in großen Höhen und in extremen Flugzuständen unterstützen, funktioniert aber nicht zuverlässig. Die Air Force hat die Weste nun aus dem Einsatz gezogen.

Das alles treibt die ohnehin schon hohen Kosten für die F-22 weiter in die Höhe. Kaum in Dienst, müssen die „Raptoren“ nachgerüstet werden, weil sie die neueste Lenkwaffengeneration gar nicht einsetzen können. Weiteres Geld wird benötigt, damit der reine Jäger zukünftig auch Bodenziele bekämpfen kann. Insgesamt sind dafür 24 Milliarden Dollar veranschlagt. Dass die Air Force den vollen Betrag bekommt, muss angesichts der angespannten Kassenlage bezweifelt werden. Außerdem reichen die 187 „Raptoren“ nicht, um die F-15 zu ersetzen, von denen ein knappes Viertel als Mittelstreckenbomber ausgeliefert wurde. Im Einsatz sind zurzeit 408 F-15, davon 132 Bomber, die durch die „Raptor“ nicht ersetzt werden. Die Luftwaffe hat die F-22 auf drei Jagdgeschwader und einen Trainingsverband verteilt. Ein Jagdverband steht an der Ostküste, der zweite in Kalifornien und der dritte in Alaska. Da sie für Bodenangriffe noch nicht ausgerüstet sind, tragen die älteren Jets weiter die Hauptlast der amerikanischen Militäreinsätze. Von denen sind jedoch viele über ihre geplante Lebensdauer hinaus im Einsatz. Deren Modernisierung ist also unumgänglich, wollen die USA weiterhin militärisch so präsent sein wie heute. Friedrich List


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