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30.06.12 / Romney: Das kleinere Übel / Viele Republikaner stört, dass ihr Kandidat Mormone ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-12 vom 30. Juni 2012

Romney: Das kleinere Übel
Viele Republikaner stört, dass ihr Kandidat Mormone ist

Je besser die Wahlchancen für Mitt Romney werden, desto intensiver wird auch der familiäre und berufliche Hintergrund des republikanischen Präsidentschaftskandidaten unter die Lupe genommen. Aus Sicht der Wahlkampfmanager geht Mitt Romney mit gleich zwei Handicaps in das Rennen um das Weiße Haus: Ihm haftet der Ruf an, ein Mann der Wallstreet zu sein. Romney hat bis 1999 in der Privat Equity Branche gearbeitet. Jene berüchtigten „Heuschrecken“, die für hohen Profit Firmen aufkaufen und ausschlachten, so dass massenweise Arbeitsplätze verloren gehen. Zusätzliche Kritik hat ihm eingebracht, dass er für sein Vermögen von 250 Millionen Dollar weniger Steuern als die meisten Normalverdiener in den USA zahlt. Statt des US-Spitzensteuersatzes von 35 Prozent waren das im Jahr 2010 lediglich 13,9 Prozent: Legal, da er keinen Lohn, sondern Einkünfte aus Investmentgeschäften versteuert. Bei „Joe Sixpack“, dem Durchschnittsamerikaner, der seinen Gürtel immer enger schnallen muss, wird er damit aber kaum Pluspunkte sammeln.

Fast noch schwerer wiegt allerdings die Skepsis, die Romney selbst unter den republikanischen Stammwählern entgegenschlägt: Romney ist Mormone. Bei großen Teilen der republikanischen Basis gelten die Mormonen nicht als Christen, sondern als gotteslästerliche Sekte. Mit zu diesem Bild beigetragen hat, dass die Mormonen lange Zeit an der Vielehe festgehalten haben, aber auch Traditionen wie obskure Tempelzeremonien und die sogenannten Totentaufen: Die Mormonen taufen Verstorbene, ohne dass diese jemals dazu ihr Einverständnis gegeben haben. Von Ahnenforschern der Mormonenkirche ermittelt, sollen etwa zwei Millionen Menschen aus aller Welt auf diese Weise inzwischen getauft worden sein, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion. Romney selbst versucht das Thema seiner Zugehörigkeit zu den Mormonen aus dem Wahlkampf herauszuhalten, tatsächlich ist das allerdings nicht durchzuhalten. Die Romneys haben über Generationen zur Elite der Mormonen gehört. Mitt Romney selbst ist als 19-Jähriger 1966 für zwei Jahre nach Frankreich gegangen, um dort für die Mormonen zu Missionieren. Von 1981 bis 1986 war er mormonischer Bischof in der Nähe von Boston. Bis heute spendet er Millionen für die Mormonenkirche.

Welche Skepsis Romney selbst im eigenen Lager entgegenschlägt, macht eine Umfrage des Pew Re-search Centers unter Wählern der Republikaner deutlich. Etwa zwei Drittel der Befragten zählten die Mormonen nicht zu den Christen. Lediglich 13 Prozent waren dafür, dass Romney für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat antritt. Erst vor die Wahl gestellt, zwischen Obama und Romney als Präsidenten wählen zu müssen, stieg die Zustimmung für Romney dann auf 89 Prozent. Romney gilt gewissermaßen als kleineres Übel.

Für wenig Begeisterung sorgte denn auch Romneys jünste Personalentscheidung. An die Spitze seines Transition Teams, das im Fall eines Wahlsieges die Details der Amtsübernahme von der Obama-Administration vorbereiten soll, setzte er den Ex-Gouverneur von Utah, Mike Leavitt – ein Mormone wie Romney. Norman Hanert


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