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30.06.12 / Bürger für Gaslicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-12 vom 30. Juni 2012

Bürger für Gaslicht

Kommunismus gleich Sowjetmacht plus Elektrifizierung“, postulierte Lenin 1920. Ob der Berliner Senat mit dem Beschluss, die Straßenbeleuchtung in der ganzen Stadt elektrifizieren zu lassen, da noch mehr im Schilde führt? Den wenigsten ist bewusst, dass neben dem angenehmen, blendfreien Gaslicht auch die hochwertigen gusseisernen Laternenmasten aus dem Straßenbild verschwinden werden und die Stadt so, durch den alliierten Bombenterror und Nachkriegsabrisse ohnehin um Kulturdenkmäler in erheblicher Größenordnungen dezimiert, wieder um eine bauliche Tradition ärmer, austauschbarer, „stromlinienförmiger“ wird.

Die Umrüstung der historischen Laternen auf LED-Leuchtmittel ist derzeit nicht problemlos möglich. Folglich werden künftig ganze Stadtviertel nicht nur ihre authentische Beleuchtungsart, sondern auch ihre charakteristische abendliche Straßenatmosphäre einbüßen. Berlin verlöre ein Alleinstellungsmerkmal. Auch in Frankfurt am Main soll die Gasbeleuchtung gegen den Willen betroffener Anlieger abmontiert werden.

Aber die Bürger lassen sich das Walten ihrer Obrigkeit nicht einfach so gefallen. Anwohner, Gaslicht-Freunde, Touristen und Denkmalschützer wehren sich – vor Ort und im Internet. Der Berliner Verein Pro Gaslicht bemüht sich seit etwa 25 Jahren um den Erhalt der Gasbeleuchtung. Am Rhein wirkt die Initiative Düsseldorf-Gaslicht dafür, das einmalige zusammenhängende Ensemble von Gaslaternen auf die Unesco-Weltkultur-erbeliste setzen zu lassen. Dank Internet sind die zahlreichen regionalen Initiativen vernetzt. Dass es auch anders geht, zeigen einmal mehr die Sachsen: In Chemnitz sollen die letzten 424 Gaslaternen unter Denkmalschutz gestellt werden. PAZ


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