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30.06.12 / Daisy, ein strahlender »Fixstern« / Oberschlesisches Landesmuseum zeigt Porträts des europäischen Hochadels um 1900

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-12 vom 30. Juni 2012

Daisy, ein strahlender »Fixstern«
Oberschlesisches Landesmuseum zeigt Porträts des europäischen Hochadels um 1900

Nur auf den ersten Blick scheint sich die Fürstin Daisy von Pless (1873–1943), Gräfin von Hochberg und Freifrau zu Fürstenstein, ausschließlich für Hoffeierlichkeiten, Vergnügen, Empfänge und Reisen interessiert zu haben. Wer die aktuelle Sonderausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen-Hösel unter dem Motto „Vom Glanz des europäischen Hochadels. Fürstin Daisy von Pless und ihr Umfeld in Porträtfotos aus dem Victoria & Albert Museum, London“ besichtigt, erfährt, dass es sich eigentlich um eine bemerkenswerte Frau mit einem facettenreichen Leben handelt.

Die Ausstellung zeigt Porträtbilder von Persönlichkeiten des europäischen Hochadels um 1900. Sie sind in der aktuellen Sonderausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen-Hösel zu sehen. Die Präsentation des Schlossmuseums in Pless [Pszczyna] ist in Verbindung mit dem Victoria & Albert-Museum, London, entstanden. Das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen zeigt die Fotografie-Ausstellung im Rahmen des Polen-NRW-Jahres 2012. Das Schlossmuseum Pless bietet dem deutschen Publikum erstmals die Möglichkeit, die umfangreiche Sammlung großformatiger Fotografien aus den Beständen des weltberühmten Victoria & Albert Museums kennenzulernen.

Die Ausstellung umfasst nicht nur eine repräsentative Auswahl der interessantesten Porträtbilder aus dem 1880 in Dublin gegründeten Lafayette Fotostudio, sondern auch einige Vitrinen mit hochwertigen Damengewändern sowie Plattenkameras aus der Frühzeit der Fotografie.

Im Mittelpunkt der Schau stehen die Aufnahmen der Fürstin Daisy, die am Ende des 19. Jahrhunderts wie ein „Fixstern“ des europäischen Hochadels strahlte. Die 17-jährige Mary Theresa Olivia Cornwallis-West, genannt Daisy, wurde im Jahre 1891 in London mit dem schlesischen Magnaten Hans Heinrichs XV. von Hochberg verheiratet. Als die junge Adlige britischer Herkunft in der Heimat ihres Gatten nach der strengen preußischen Etikette leben musste, suchte sie zunächst viel Abwechslung, später rebellierte sie auf ihre Art und unterstützte soziale Vorhaben. So finden neben sorgenfreien Luxusjahren auch weitere Aspekte aus dem Leben der Fürstin in der Präsentation ihren Platz.

Sie hat zahlreiche Projekte im Sozial- und Gesundheitswesen, besonders in und um Waldenburg, initiiert. Während des Ersten Weltkrieges hat sich die Fürstin als Rotkreuzschwester engagiert. Daisy verließ Schloss Fürstenstein und lebte verarmt und gesellschaftlich isoliert in München, Berlin und anderen Städten. Sie starb 1943 im schlesischen Waldenburg.

Ein Großteil der Fotografien zeigen Daisy, die Fürstin von Pless, in verschiedenen Posen. So etwa ist bekannt, dass sie sich schon früh für extravagante Kleider und Schmuck interessierte. Sie brachte diese von ihren Indien- oder Frankreich-Reisen mit und schuf somit ihren eigenen Modestil. Verständlich, dass sie häufig das Lafayette Fotoatelier besuchte, um immer wieder neue Serien von Porträtfotografien anfertigen zu lassen. Zu den herausragenden Bildern gehört jenes, das Daisy Fürstin von Pless im Alter von 25 Jahren (1898) darstellt sowie die Aufnahme mit weißem Chiffonschal aus dem Jahre 1901. Beeindruckend ist auch das Foto, das die Fürstin Daisy kostümiert als Königin von Saba zeigt. So verkleidet nahm sie an einem Kostümball teil, den die Herzogin von Devonshire im Juli 1897 zu Ehren von Königin Victorias diamantenem Thronjubiläum abhielt.

Neben der Fürstin sind im Lafayette Fotoatelier auch adlige und hochrangige Persönlichkeiten aus ihrem Umfeld abgelichtet worden. Eine der Aufnahmen zeigt Wilhelm II., den letzten deutschen Kaiser und König von Preußen (1859–1941) im Jahre 1902 auf einer Jagdgesellschaft, die ihm zu Ehren von König Edward VII. auf dessen Landsitz, Sandringham House, veranstaltet wurde. Auf einem weiteren Bild ist Königin Mary (1867–1953), Gemahlin von König George V. (1865–1936) und Großmutter der gegenwärtigen Königin Elizabeth II. zu sehen. Dieses Foto entstand kurz vor der Hochzeit mit Prinz George, Herzog von York. Auch König George V. (1865–1936) ließ sich fotografieren, und zwar als Herzog von York, während eines Besuches im Jahre 1891 in Dublin.

Die in der Ausstellung gezeigten Porträtbilder haben eine lange Geschichte. Als das Fotostudio 1952 schloss, wurden die 3500 Glas-plattennegative und etliche Celluloid-Negative aus der Zeit von 1885 bis 1937 dem Victoria & Albert Museum, London, übergeben.

Die Sonderschau „Vom Glanz des europäischen Hochadels“ ist bis zum 11. November im OSLM Ratingen zu besichtigen. Zum Begleitprogramm gehört neben öffentlichen Führungen an bestimmten Terminen auch ein Konzert unter dem Motto „Das Klavierlied in Wien zur Jahrhundertwende und slawische Lieder“. Dieter Göllner


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