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07.07.12 / Victoria machte ihn zur Herrscherresidenz / Mit dem Umzug nach Buckingham Palace begründete die Queen eine bis heute anhaltende Tradition

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-12 vom 07. Juli 2012

Victoria machte ihn zur Herrscherresidenz
Mit dem Umzug nach Buckingham Palace begründete die Queen eine bis heute anhaltende Tradition

Das britische Staatsoberhaupt, zur Zeit Queen Elisabeth II., residiert im Buckingham-Palast. Das ist so, seit Victoria (1819–1901) nach ihrer Thronbesteigung am 20. Juni 1837 am 13. des Folgemonats vom Kensington- zum Buckingham-Palast umzog. Vorher hatten bereits diverse andere Schlösser beziehungsweise Burgen den Herrschern Englands als Residenz gedient.

Nachdem William the Conqueror (1027/28–1087) England erobert hatte, ließ er sich in London den Tower als Residenz errichten. Der letzte englische König, der im Tower of London übernachtet hat, war Heinrich VIII. (1491–1547).

Während des späten Mittelalters war der Westminster-Palast die Hauptresidenz der englischen Könige. 1529 zerstörte ein Feuer einen Teil des Gebäudes, woraufhin Heinrich beschloss, aus dem Palast auszuziehen.

Ein Jahr darauf erwarb er vom Erzbischof von York, Kardinal Thomas Wolsey (1475–1530), den benachbarten York-Palast und baute ihn unter dem neuen Namen Whitehall-Palast zu seiner Residenz aus.

1698 brannte Whitehall bis auf die Grundmauern nieder, woraufhin der Hofstaat in den St. James’s Palace umzog. Bis heute ist das von 1532 bis 1540 durch Heinrich VIII. errichtete Gebäude protokollarisch bedeutungsvoll. Nach wie vor werden dort die ausländischen Botschafter akkreditiert und die neuen Monarchen proklamiert. Seit mittlerweile 175 Jahren haben die englischen Könige und Königinnen jedoch ihren Hauptwohnsitz im ebenfalls am St. James’s Park liegenden Buckingham-Palast. Und ein nächster Umzug ist nicht in Sicht.

Als sich die junge Victoria für den Buckingham-Palast entschied, war dieser bereits 134 Jahre alt. 1703 wurde er vom 1. Herzog von Buckingham und Normanby, dem Staatsmann und Dichter John Sheffield (1648–1721), als großes Stadthaus erbaut. 1761 erwarb König Georg III. (1738–1820) Buckingham Palace als private Residenz. Nun in königlichem Besitz wurde der Bau in den folgenden Jahrzehnten vor allem durch die Architekten John Nash (1752–1835) und Edward Blore (1787–1879) erweitert. Bis zu Victorias Einzug war der Palast zu einem dreiflügeligen Bau mit Innenhof ausgebaut worden. Der Zugang erfolgte über die offene Ostseite durch den Marble Arch (Marmorbogen). Dabei handelt es sich um einen 1828 von John Nash nach dem Vorbild des Konstantinbogens in Rom entworfenen Torbogen aus weißem Carrara-Marmor. 1851 wurde er zu seinem jetzigen Standort in der Nähe von Speakers’ Corner im Hyde Park am westlichen Ende der Oxford Street versetzt. Damit wurde Platz geschaffen für den unter Victoria nach Plänen des Architekten Edward Blore errichteten vierten Flügel, mit dem der Innenhof gen Osten zur Mall abgeschlossen wurde. Gebaut wurde der Flügel 1847 bis 1850, nachdem die Königin 1839 Albert von Sachsen-Coburg und Gotha geheiratet und anschließend eine Familie gegründet hatte. Die Behausung einer Junggesellin wurde zum Familiendomizil mit heute 775 Räumen. Dieser repräsentative neue Ostflügel enthält auch den Balkon, auf dem sich die königliche Familie bei festlichen Anlässen wie beispielsweise Hochzeiten ihrem Volke zeigt und diesem zuwinkt.

Zehn Jahre nach Victorias Tod wurde vor dem Schloss, das sie zum Hauptwohnsitz der britischen Monarchen erkoren hatte, und vor der Hauptfassade, die sie hatte errichten lassen, das Victoria Memorial enthüllt. Der Entwurf zu diesem vom Bildhauer Thomas Brock (1847–1922) ausgeführten 26 Meter hohen und aus etwa 2300 Tonnen Marmor bestehenden Monument stammte von Aston Webb (1849–1930). So wurde denn auch der spätere Präsident der Royal Academy of Arts mit der Aufgabe betraut, die Hauptfassade als Hintergrund für das neue Nationaldenkmal neu zu verkleiden. 1913 fand diese Umgestaltung statt, die denn auch die letzte erwähnenswerte ist.

Weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg verursachte nennenswerte oder gar irreparable Schäden. Und die traditionsbewussten Briten, von denen es heißt, dass sie nichts hätten außer einer Geschichte (im Gegensatz zu den Deutschen, die alles hätten außer einer Geschichte), tun gut daran, nichts an dem zu verändern, was aus für sie besseren Zeiten stammt und sie daran erinnert. Manuel Ruoff


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