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07.07.12 / Kultureller Brückenbau / Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf begeht 20-jähriges Jubiläum seit Namensänderung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-12 vom 07. Juli 2012

Kultureller Brückenbau
Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf begeht 20-jähriges Jubiläum seit Namensänderung

Infolge der politischen Umbrüche zu Beginn der 1990er Jahre und der Öffnung Ostmittel- und Osteuropas erfuhr die Zusammenarbeit der vom Land Nordrhein-Westfalen getragenen Stiftung unter dem damaligen Namen „Haus des deutschen Ostens“ mit den Partnern aus diesen Regionen eine verstärkte Akzentuierung. In Anbetracht dessen erfolgte im November 1992 mit Billigung der von Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) geführten Landesregierung die Umbenennung in „Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus – Deutsch-osteuropäisches Forum“. Die Namensgebung nach dem in Schlesien geborenen Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862 bis 1946) trägt dem Gedanken des kulturellen Brückenbaus zu den europäischen Nachbarn Rechnung.

Das Haus an der Bismarckstraße setzt sich nach wie vor für die Erhaltung, Darstellung und Weiterentwicklung der Kultur der historischen deutschen Ostgebiete und der deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa in Nord-rhein-Westfalen und in den Herkunftsgebieten der vertriebenen Ostdeutschen ein.

Die entscheidende Rechtsgrundlage der Arbeit der Stiftung besteht in Paragraf 96 des Gesetzes über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (Bundesvertriebenengesetz − BVFG) vom 19. Mai 1953 in der Fassung der Bekanntmachung vom 2. Juni 1993, zuletzt geändert durch Artikel 2 Absatz 6 des Gesetzes vom 19. Februar 2007 (Bundesgesetzblatt I, Seite 122). Im Zeichen der Osterweiterung der Europäischen Union ist die Aufgabe der Bewahrung und Pflege des gemeinsamen historischen und kulturellen Erbes aktueller denn je. Die Stiftung „Gerhart-Hauptmann-Haus – Deutsch-osteuropäisches Forum“ trägt zum völkerverbindenden Dialog im neuen Europa bei. Im Fokus stehen die Behandlung deutscher Vertriebenen- und Aussiedlerprobleme in Wissenschaft und Forschung, die Erhaltung und Stärkung der kulturellen Identität der deutschen Volksgruppen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa auf der Grundlage der Völkerverständigung, die kulturelle und gesellschaftliche Eingliederung Deutscher, die aus Ost- und Südosteuropa kommen, die Darstellung und Förderung der Wechselbeziehungen der deutschen Kultur mit den Kulturen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie die Förderung des friedlichen Zusammenlebens der Völker.

Der Münsteraner Philosoph Josef Pieper (1904 bis 1997) hat sich in Sachen Überlieferung wie folgt geäußert: „Tradition ist als der Vorgang lebendiger Übermittlung eine höchst dynamische Sache.“ Das heißt – so die Überlegungen des Phi-losophen weiter –, dass wirkliches Traditionsbewusstsein nur wenig mit „Konservatorismus“ zu tun habe. Falsch sei auch, dass mit dem Begriff „Tradition“ die Vorstellung des Statischen, der Beharrung oder Stagnation verbunden werde. Wer etwas überliefern will, der muss dafür sorgen, dass die Inhalte durch eine lebendige Sprache, durch schöpferische Verjüngung oder gar durch eine „Häutung“ präsent gehalten werden. „Eine Teilaufgabe in der Bewahrung der historischen Tradition von uns Deutschen insgesamt stellt sich dem Gerhart-Hauptmann-Haus, das vor 20 Jahren nicht das traditum, wohl aber den Namen gewechselt hat, sich ‚gehäutet‘ hat – um der Gegenwärtigkeit willen“, schreibt Dr. Winfrid Halder, Direktor des Hauses an der Bismarckstraße, in der jüngsten Ausgabe des „West-Ost-Journals“.

Auch heute leitet sich die Aufgabe des Gerhart-Hauptmann-Hauses aus dem Paragrafen 96 des Bundesvertriebenengesetzes ab. Entscheidend für die Arbeit der Einrichtung ist nach wie vor, dass die verschiedenen Zielgruppen in einer für sie verständlichen Art und Weise angesprochen werden. Nur so ist es möglich, die vom Gesetzgeber geforderte Überlieferung zu realisieren. „Maßgabe müssen bei der Zukunftsorientierung der Aufgabenerfüllung des Hauses insbesondere das Zahlenverhältnis zwischen den Zielgruppen und ihre generationsbedingt naturgemäß unterschiedlichen Wahrnehmungsgewohnheiten sein“, betonte Dr. Halder.

In diesem Sinne werden die Vortrags-, Tagungen- und Ausstellungsprogramme im Gerhart-Hauptmann-Haus entsprechend ausgerichtet werden. Und wie Dr. Halder schreibt: „Ein lebendiges Herz schlägt immer in der Gegenwart.“ Dieter Göllner


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