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14.07.12 / »Es wird neue Ruinen geben« / Brandenburg: Scheidender Landesdenkmalschützer kritisiert Politik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

»Es wird neue Ruinen geben«
Brandenburg: Scheidender Landesdenkmalschützer kritisiert Politik

Im August wird Franz Schopper feierlich in das Amt des Direktors des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege eingeführt, doch zum Feiern gibt es für den Denkmalschutz im Land kaum Grund. Sein Vorgänger Detlef Karg warnt vor Unterfinanzierung und Versäumnissen: „Es wird in der Mark neue Ruinen geben!“

Der 48-jährige Schopper ist derzeit sowohl der Landesarchäologe Brandenburgs als auch Museumsdirektor des Archäologischen Landesmuseums und zudem in Personalunion stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und des Archäologischen Landesmuseums. Seit Ende Juni steht Schopper faktisch schon dem Landesamt vor.

Die beeindruckende Ämterhäufung zeigt: Viele Verpflichtungen liegen in der Mark in den Händen weniger Denkmalschützer. Und nicht bloß beim Personal wird schmerzhaft gespart. Auch wenn die großen Zeugnisse und Stätten der Vergangenheit gepflegt werden, für Dorfkirchen, Bauernhäuser und manches Herrenhaus reichen die vom Land bereitgestellten Mittel nicht. Das beklagt der nun scheidende oberste Denkmalpfleger Karg. Er prägte die Institution seit den frühen 90er Jahren. „Denkmalförderung bleibt ein Armutszeugnis für Brandenburg“, bilanziert er bitter zu seinem Ausscheiden. Karg hatte seine Pensionierung 2010 bereits um zwei Jahre verschoben, „um noch Weichen stellen zu können“.

Und es wird nicht besser: Seit Jahren denkt die Landespolitik über weitere Einsparungen beim im Ländervergleich knapp ausgestatteten Denkmalschutz nach. Karg hielt dagegen und setzte sich für das Erhaltenswerte abseits der Touristenströme ein. Nun geht er – „persönlich sehr enttäuscht“. Den von ihm geforderten Fonds über zwei Millionen Euro im Jahr für den Denkmalerhalt konnte er nicht durchsetzen. Doch oft entscheiden schon wenige tausend Euro, ob ein Denkmal verfällt.

Mit angeworbenen Bundesmitteln versuchte Detlef Karg gegenzusteuern. Laut seiner Aussage fehlt es jedoch an „Gesamtkonzepten für die ländlichen Räume“ – Denkmalschutz sei hier nur als Teil einer ganzheitlichen Zukunftsplanung zu verstehen. Zugleich sagte Karg, dass angesichts der schwindenden Bevölkerung „die Gefahr, dass man Puppenstuben schafft“, im Denkmalschutz gegeben sei und somit funktionell leere Orte geschaffen würden, „totsaniert“ wie bereits vieles im Westen.           SV


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