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14.07.12 / Erste First Lady / Bundespräsidentengattin Elly Heuss-Knapp

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

Erste First Lady
Bundespräsidentengattin Elly Heuss-Knapp

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Elly Heuss-Knapps Vater war der Nationalökonom Friedrich Knapp und so studierte auch die spätere Ehefrau des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland in Freiburg und Berlin dieses Fach. Vorher besuchte sie jedoch das Lehrerinnenseminar. Nach der Seminarausbildung gründete sie mit anderen eine sogenannte Fortbildungs- oder Fortschrittsschule für Mädchen, welche die siebenjährige Volksschule hinter sich hatten. Dort unterrichtete sie bis zur Aufnahme ihres Nationalökonomiestudiums.

Neben der Wirtschafts- interessierte die am 25. Januar 1881 in Straßburg geborene spätere Gründerin und erste Kuratoriumsvorsitzende des Muttergenesungswerkes die Sozialpolitik. Als Studentin hatte sie Kontakt mit dem Wirtschaftswissenschaftler und Sozialreformer Lujo Brenta­no, der im Rahmen der bestehenden liberalen Wirtschaftsordnung die Lebensverhältnisse der Lohnarbeiter verbessern wollte. Theodor Heuss war sein Student und Doktorand, Friedrich Naumann gehörte zu den Gästen seines Hauses. Über Brentano lernte Heuss-Knapp Naumann und über Naumann dann ihren späteren Mann Heuss kennen. 1908 heirateten die beiden, Albert Schweizer hielt die Traurede. Seit dem Ersten Weltkrieg mit seiner Not engagierte sich Heuss-Knapp in der Wohlfahrt, seit der Novemberrevolution auch in der Politik. Wie ihr Mann fand sie ihre politische Heimat in der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei.

Ihre große materielle Bewährungsprobe hatte Heuss-Knapp in der NS-Zeit, als sie wegen des Berufsverbotes ihres Mannes die Familie mit unpolitischer Arbeit ernährte. Erfolgreich betätigte sie sich in der Werbebranche. So ist sie die Erfinderin des „akustischen Warenzeichens“ (Jingle).

In Nachkriegsdeutschland fand sie mit ihrem Mann schnell zur FDP, wurde Mitglied des Landtages von Württemberg-Baden, wo sie außer dem kultur- auch dem sozialpolitischen Ausschuss angehörte. Nach der Wahl ihres Mannes zum Bundespräsidenten konzentrierte sie sich auf die Aufgaben einer First Lady, wobei ihr Interesse insbesondere den karitativen, landesmütterlichen galt. 1950 gründete sie das Müttergenesungswerk. Bereits wenige Jahre später erlag sie am 19. Juli 1952 in Bonn einem langjährigen schweren Herzleiden.        Manuel Ruoff


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