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14.07.12 / Besuch königlicher Stuben / Treffen der Güter Schlobitten und Prökelwitz − Virtueller Rundgang

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

Besuch königlicher Stuben
Treffen der Güter Schlobitten und Prökelwitz − Virtueller Rundgang

Das Glück spielte mit:  Bestes Wetter empfing die Ehemaligen von den Gütern Schlobitten und Prökelwitz, Ostpreußen. Arnold und Lisa Korth aus Bücken hatten ein einmaliges Treffen organisiert. Zusätzlich wurde auch die Heimatgruppe mit Pastor i.R. Dietrich Klinke vorgestellt. „Zeit ist Leben, wenn unsere Zeit abgelaufen ist, sind wir nicht mehr am Leben auf dieser Welt. Wir wollen Gott danken für die Lebenszeit, die er uns gab“. So wurden die Besucher an der Stiftskirche auf das Leben hingewiesen. -

Traditionell begann der Tag in der Stiftskirche St. Materniani zu Bücken südlich von Hoya an der Weser. Pastor i.R. Dietrich Klinke, Nienburg-Erichshagen (Vertriebener aus der Provinz Westpreußen), hielt den Gottesdienst. In seiner Predigt ging er insbesondere auf die anwesenden Vertriebenen ein. Von seinen Worten waren alle tief berührt. In seiner Predigt ging der Pastor auch auf Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten ein, dem viele ihr Leben verdanken. Die damaligen Eltern mit ihren Kindern, die heute auch schon zur älteren Generation zählen, wurden ab dem 22. Januar 1945 aus Schlobitten und Prökelwitz von dem Fürsten in den rettenden Westen geführt. Im Hoyaer Gebiet gab es weitere Lebensretter: die Familie Behr, die viele Flüchtlinge aufnahm, versorgte und betreute. Der Prediger fasste seine Worte zusammen: „Die Wurzeln, sie tragen bis zum Lebensende, sie sind ein inneres Gut!“. Die Wurzeln unserer Vorfahren seien auch durch die Flucht aus der Heimat nicht verblichen, sie wurden in schwersten Tagen mit in den Westen getragen. Mit dem Kirchenlied „Gott des Himmels und der Erden“, der Text stammt von Heinrich Albert aus Königsberg an die Flucht- und Treckwochen der Vertriebenen erinnert. Danach sang die Gemeinde das Lob- und Dankeslied „Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist.“ Den Text schrieb Johann Gramann, ebenfalls Königsberger. Am Schluss wurde das bekannte Lied; „Nun danket alle Gott“ gesungen. Pastor Klinke wies mit den Worten „Die Wurzeln sie tragen bis zum Lebensende, vom Alten zum Neuen“ auch auf seine langjährige Tätigkeit im Königsberger Gebiet  hin. Die Wurzeln der christlichen Kirche, so der Pastor, geben den dort lebenden Menschen Lebensmut. Die christliche Kirche hat im russischen Landesteil mit ihrem fruchtbringenden Einsatz viel erreicht. Diese Tatsache sollten wir an die neue Generation weitergeben.

Nach dem Gottesdienst fuhren die Anwesenden zu einem gemeinsamen Mittagessen und Kaffeetrinken in das Hotel „Landhaus Hünecke“ in Nordholz bei Warpe. Lisa Korth hatte das geschmack-volle Mittagessen zusammen mit dem Hotelbesitzer ausgesucht.  Zwischenzeitlich wurde ein Gedicht von Elisabeth Krahn, Mohrunger Heimatkreis-Nachrichten, vorgetragen. Es folgte eine Bilderschau des Gutes Prökelwitz, zusammengestellt und kommentiert von Arnold Korth und Joachim Prinz. Viele Fotos regten zur Diskussion an, denn einiges war unbekannt. Alexandra Gräfin zu Dohna-Schlobitten ging auf die Trakehnerzucht auf Schlobitten ein, wobei die Remonte (Pferde, die für die Armee bestimmt sind), auf Gut Prökelwitz  gezüchtet wurden. Friedrich Graf zu Dohna-Schlobitten überraschte die ehemaligen Mitarbeiter seines Vaters mit einem Vortrag. Die Besitzer derer zu Dohna-Schlobitten verfolgten von Beginn an bis 1945 nachstehende Ziele: Pferdezucht, Trakehner (Abraham Burggraf zu Dohna-Schlobitten führte erstmals das Stuttbuch für seine Trakehner), Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Teichwirtschaft und Industrialisierung.

Die königlichen Stuben auf Schloss Schlobitten bildeten den zweiten Teil. Das gesprochene Wort in Verbindung mit den Schwarz-Weiß-Fotos, der Schlossanlage, des Schlossinneren zeigte Unbekanntes. Die virtuelle Schau mittels Computeranimation machte es möglich, den Rundgang um die Schlossanlage und die fürstlichen Räume, Gemächer, die königlichen Stuben im Schloss Schlobitten zu bestaunen. Die Zuhörer erfuhren, dass auf Schlobitten alle preußischen Könige zu Gast gewesen waren. Für die Anwesenden bedeutete die Vorführung ein großes Erlebnis, denn nur ganz wenige der Bediensteten der ehemaligen Güter Schlobitten und Prökelwitz waren jemals im Schloss gewesen, das leider heute eine Ruine ist.

Sophie Gräfin zu Dohna-Schlobitten dankte den Anwesenden für ihr Erscheinen, es sei für alle ein erlebnisreicher Tag gewesen.

Reinhard Feuerabend, Walsrode, der vom Gut Schlobitten stammt, hat sämtliche Familien, die ab 1944 auf Gut Schlobitten wohnten, namentlich erforscht. Zusätzlich wurden alle Wohnungen, ebenfalls die Wirtschaftsgebäude intensiv beschrieben. Auf Gut Schlobitten wurden schon früh Maschinen eingesetzt. Durch die vielen mitgeführten Fotos aus der Zeit vor 1944 wurden die Besucher in ihre ostpreußische Heimat zurückversetzt.           Winfried Brandes


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