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21.07.12 / Rentner als Hausbesetzer / Pankow: Senioren okkupieren bedrohte Begegnungsstätte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-12 vom 21. Juli 2012

Rentner als Hausbesetzer
Pankow: Senioren okkupieren bedrohte Begegnungsstätte

Hausbesetzung einmal anders. Im Bezirk Berlin-Pankow haben einige Rentner die Senioren-Begegnungsstätte „Stille Straße 10“ besetzt. Der Bezirk wollte das Objekt verkaufen. SPD, Grüne und Piraten hatten dies mit ihrer Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung im März beschlossen. Die Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) versuchte unter Einsatz ihrer Autorität, die Rentner zum Verlassen des Gebäudes zu veranlassen. Sie erntete nur Heiterkeit: „Die Schlüssel geben wir nicht ab, und den Löffel noch lange nicht!“

Das Bezirksamt beruft sich auf Sparvorgaben des Senats. Sieben Senioren sind in die Begegnungsstätte regelrecht eingezogen, um sie gegen den Zugriff der Staatsmacht zu verteidigen. Das Haus wird regelmäßig von etwa 300 Pankowern zwischen 60 und 90 Jahren aufgesucht. Man spielt Schach, Skat oder Bridge und lernt in Kursen Spanisch, Englisch und Französisch. Viele Senioren sind finanziell nicht gut gestellt und froh darüber, dass es dort möglich ist, eine Tasse Kaffee für 50 Cent zu trinken. Von der CDU war bislang in der Angelegenheit nichts zu hören, die Linkspartei nutzt demgegenüber dankbar die Gelegenheit, sich wieder ins Gespräch zu bringen. Sie opponiert gegen den Verkauf.

Doris Syrbe, Vorsitzende des Senioren-Vereins, meint: „Eigentlich sind 52000 Euro ein Klacks für so eine Stadt.“ Die Summe wäre nötig, um das Haus weiter betreiben zu können, und das schließt bereits die Honorare für die Kursleiter ein. Das Bezirksamt verweist auf 34 Millionen Euro Schulden, die auf Pankow lasteten. Damit gehört der Bezirk zu den Problemkommunen der Hauptstadt. Der Finanzsenator hat dem Bezirk vorgegeben, 2012 fünf Millionen Euro „einzusparen“. Betroffen davon sind das Bezirksmuseum, die Galerie Pankow und eben die „Stille Straße 10“. Mittlerweile scheint dem Bezirk das Problem über den Kopf zu wachsen, denn die Medien-Berichterstattung und zahlreiche Besucher aus der Nachbarschaft – auch viele Schüler – haben die Hausbesetzer der neuen Art bekannt gemacht. Sogar Touristen sind schon vorbei gekommen.

Nun holen sich andere Senioren bei den Besetzern Rat, denn in Zeiten knapper Kassen sollen auch andernorts Seniorentagesstätten geschlossen werden. Problematisch könnte es dann werden, wenn die in die Enge getriebenen alten Leute militant würden. Hans Lody


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