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21.07.12 / Vom Prußenaufstand überschattet / Anno von Sangerhausen war als Hochmeister des Deutschen Ordens ein Reisender in Sachen Verbündetensuche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-12 vom 21. Juli 2012

Vom Prußenaufstand überschattet
Anno von Sangerhausen war als Hochmeister des Deutschen Ordens ein Reisender in Sachen Verbündetensuche

Dem Franken Poppo von Osterna folgte mit Anno von Sangerhausen wieder ein Thüringer als Hochmeister des Deutschen Ordens. Immerhin 17 Jahre währte seine Amtszeit, von 1256 bis 1273. In seine Hochmeisterzeit fällt eine der schwersten Krisen, die der Deutschordensstaat bis zur historischen Niederlage von 1410 durchmachte. So begann 1260 der große Aufstand der Prußen, Kuren, Liven und Letten. Und auch außerhalb des Deutschordensstaates, im Heiligen Land kriselte es. Wie die Feuerwehr raste Anno von Krisenherd zu Krisenherd. Und zwischendurch reiste er durch Europa auf der Suche nach Unterstützung für neue Kreuzzüge gegen die Ungläubigen.

Anno wurde wohl von seinem Vater oder Onkel Goswin in den Orden eingeführt. Wie die meisten Ritter war er wahrscheinlich anfänglich in Palästina tätig. 1253/54 war er Landmeister von Livland. Er nahm an der Erbauung der Memelburg teil, die ähnlich wie das etwas später gegründete Königsberg der Landverbindung zwischen Preußen und dem livländischen Ordenszweig dienen sollte.

Nach seiner Wahl zum Hochmeister 1256 begab er sich ins Ordenszentrum Akkon. Dort schloss er 1258 in der Grabeskirche mit den Templern und den Johannitern einen Vertrag, der das nicht ganz unproblematische Verhältnis der drei Orden grundsätzlich regelte: Wenn zwei sich stritten, sollte der dritte der Schlichter sein. Ausgenommen von dieser Regelung war der Anspruch der Johanniter, die Oberhoheit über den Deutschen Orden zu besitzen.

Nach dem Ausbruch des großen Aufstandes der Prußen, Kuren, Liven und Letten eilte er zum Krisenherd, um sich an Ort und Stelle ein Bild von der Lage zu machen. Von dort ging es weiter nach Rom, um dem Papst Bericht zu erstatten und ihn um Hilfe zu ersuchen. In der Tat rief Urban IV. zu Kreuzpredigt und Kreuzzug gegen die Aufständischen auf. Von der Ewigen Stadt reiste der Hochmeister nach Deutschland, um mit den Grafen Wilhelm IV. von Jülich und Engelbert I. von der Mark den Kreuzzug zu organisieren, bei dem er die beiden möglicherweise 1262 begleitete. Jedenfalls finden wir ihn 1263 in Preußen. In jenem Jahr erreichte das hauptsächlich aus Rheinländern bestehende Kreuzheer Preußen, vermochte jedoch nichts auszurichten. Vielmehr kam es zu einer Ausweitung des Aufstandes der Heiden.

Bereits im März des Jahres 1263 war Anno wieder im Reich, um in Guben und Köpenick mit den brandenburgischen Grafen Johann und Otto über einen neuen Kreuzzug zu verhandeln. Auch beim Thüringer Landgrafen und beim Braunschweiger Herzog wurde er erfolgreich vorstellig. 1265 warb er in verschiedenen süd- und mitteldeutschen Balleien und Komtureien um weitere Kreuzfahrer. Altenburg, Franken und Marburg lagen ebenso auf seiner Werberoute wie Quedlinburg, Eger und Regensburg.

1266 war es dann so weit. Mit einem großen Kreuzheer traf er in Preußen ein. Das Wetter machte dem Heer jedoch einen Strich durch die Rechnung. Es war zu mild. Das Kreuzheer war zur Untätigkeit verdammt. Der erhoffte Erfolg blieb aus. Und wieder zog der Hochmeister ins Reich, neue Kräfte zu mobilisieren.

Doch auch im Heiligen Land war die Lage prekär. Dort fühlte man sich vernachlässigt. In Akkon hatte das Großkapitel 1264 beschlossen, dass der Hochmeister sich nur noch mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis längere Zeit fernab in Europa aufhalten dürfe. Und wenn er nicht zum festgesetzten Termin zurückkehre, dann riskiere er sein Amt. 1267, ein Jahr nach dem fehlgeschlagenen Kreuzzug ist Anno wohl nach Palästina gereist. Nach dem Verlust von Montfort/Star­kenberg 1271 verließ Anno das Heilige Land wieder, um ein letztes Mal einen Kreuzzug nach Preußen zu organisieren. Diesmal lagen das böhmische Hosterlitz, das hessische Frankfurt und das thüringische Nagelstädt auf seiner Route. Ob Anno an diesem vom Meißener Markgrafen Dietrich III. geführten Kreuzzug noch selber teilgenommen hat, ist ungewiss. 1273 starb er in Westdeutschland. In Marburg oder Trier liegt er begraben. Manuel Ruoff


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