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28.07.12 / »Angst muss jedem gestattet sein« / Der suspendierte Lehrer Daniel Krause über die Bedrohung durch den Islamismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

»Angst muss jedem gestattet sein«
Der suspendierte Lehrer Daniel Krause über die Bedrohung durch den Islamismus

Wer heutzutage gegen die ungeschriebenen Gesetze der „Political Correctness“ verstößt, muss um seine bürgerliche Existenz fürchten. Diese Erfahrung musste auch Daniel Krause, 32, promovierter Soziologe und Studienrat am Stadtgymnasium Dortmund, machen. Nachdem er bei einer Veranstaltung von „Pro NRW“ in Köln spontan das Wort ergriffen und vor dem Erstarken des Salafismus in Deutschland gewarnt hatte,  wurde er vom Dienst suspendiert.

Eine Suspendierung ist eine vorläufige Dienstenthebung eines Beamten nach Beamtenrecht und bedeutet nicht, dass der Dienstherr konkrete Vorwürfe erhebt. In der Regel handelt es sich um eine ergebnisoffene Ermittlungsphase. Die Suspendierung wird automatisch aufgehoben, wenn nicht innerhalb von drei Monaten ein Disziplinarverfahren eingeleitet wird. Im PAZ-Interview schildert Krause die Gründe für seinen Auftritt in Köln und seine derzeitige Situation.

PAZ: Sie wurden dafür angegriffen, dass Sie öffentlich äußerten, Sie hätten vor Islamisten mehr Angst als vor Nazis. Wie bewerten Sie diesen Vorgang?

Krause: Ich habe ein persönliches Angstempfinden kundgetan. Dieses muss in einer Demokratie jedem gestattet sein, auch einem Beamten. Ich habe in meiner Rede niemanden persönlich beleidigt, während ich diese Angst geäußert habe. Islamisten sind de facto eine große Bedrohung für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, das sieht auch der Verfassungsschutz so. Gerade als „wehrhafter Demokrat“ muss ich doch auf diese Gefahr hinweisen dürfen.

PAZ: Sie verorten sich selbst als politisch links und stehen den Grünen nahe. Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Sie ausgerechnet bei einer Kundgebung von „Pro NRW“ das Wort ergriffen haben?

Krause: Ziel meines Protestes war die Kundgebung der 1000 Salafisten. Dass auch „Pro NRW“ vor Ort war, hatte ich nicht gewusst. Zugegebenermaßen war es ungünstig, ausgerechnet in Gegenwart dieser Partei zu sprechen. Diese Partei entspricht in ihrer Gesamtausrichtung keineswegs meiner Gesinnung. Doch linke und liberale Parteien hatten es leider nicht geschafft, selbst eine entsprechende Mahnwache zu organisieren.

PAZ: In Ihrer Rede haben Sie davon gesprochen, dass „wir bürgerlichen Deutschen“ im Kampf gegen Salafismus zusammenhalten müssen. Diese Äußerung aus dem Munde eines Linken klingt befremdlich. Darf ein Linker zu einem „deutschen“ Zusammenhalt aufrufen?

Krause: Deutschland ist im weltweiten Vergleich ein sehr tolerantes Land. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist in Deutschland, den Niederlanden und Skandinavien deutlich stärker verwirklicht als anderswo. Dieses gilt auch für die Gleichberechtigung von Homosexuellen. In Osteuropa, zum Beispiel in Polen und Russland, werden Homosexuelle stark diskriminiert. Im arabischen Raum werden Frauen bei Ehebruch hingerichtet, Homosexuelle werden dort zu Tode gefoltert. Gerade, weil ich ein Linker bin, fühle ich mich „deutscher“ Kultur heutzutage eher verbunden als naivem Multikulturalismus.

PAZ: Sie haben weiter gesagt, der Rechtsextremismus sei das, was alle blind bekämpften, ohne zu reflektieren. Können Sie das weiter erläutern?

Krause: Wenn 20 Neonazis aufmarschieren, dann stellen sich ihnen 5000 linke Gegendemonstranten entgegen. In Köln waren jedoch 1000 Salafisten angemeldet, und leider kamen überhaupt keine linken Gegendemonstranten – außer mir! Das finde ich irrational. Denn gerade in Köln haben Salafisten in letzter Zeit in den Fußgängerzonen verkündet, dass Juden weniger wert seien als Affen und dass Schwule weniger wert seien als Schweine. Wenn ein Deutscher so gegen Juden und Schwule hetzt, gibt es von linker Seite meist einen riesigen Aufruhr. Wenn jedoch ein arabischer Moslem dermaßen antisemitische und homophobe Sprüche verbreitet, sprechen viele Linke immer noch naiv-pauschal von der „mulitkulturellen Bereicherung“.

PAZ: Gerade von Seiten linker Gruppen sind Sie seit Ihrer Rede heftig attackiert worden. Selbst Mordaufrufe wurden im Internet gegen Sie veröffentlicht. Wie gehen Sie damit um?

Krause: Mein engster Freundeskreis steht fest zu mir. Das gibt mir viel Kraft. Insgesamt bin ich sehr schockiert, wie intolerant viele Linke im Hinblick auf abweichende Meinungen sind. Ich werde sehr undifferenziert als „Verräter“ veschrien und bedroht.

PAZ: Werden Sie angesichts dieser Umstände weiterhin ein „Linker“ sein?

Krause: Ja, denn hinsichtlich der meisten Themenfelder fühle ich mich von linken Parteien am besten vertreten. Auch wenn es im linken Lager so nicht erkannt worden ist: Meine Art von Islamkritik ist eine „linke“ Islamkritik. Ich kritisiere den Islam aus einer linksprogessiv-emanzipatorischen Perspektive, um Rechte von Frauen und Homosexuellen zu stärken. Mir geht es keineswegs darum, das Christentum als etwas pauschal Besseres darzustellen, wie es „Pro NRW“ gerne tut.

PAZ: In Ihrer Rede haben Sie die Niederländer Pim Fortuyn und Geert Wilders herangezogen. Können Sie Ihre Position zu beiden erläutern?

Krause: Pim Fortuyn war ein Anhänger demokratischer Prinzipien, der die Meinungsfreiheit mit Feuer und Schwert verteidigt hat. Er hat herausgestellt, wie wichtig Fragen der öffentlichen Ordnung und Immigration sind. Pim Fortuyns Erfolg war die logische Folge davon, dass eine paternalistische politische Elite das Unbehagen der Bürger zu lange nicht ernst nahm. Fortuyns Aufstieg hat eine heilsame Wirkung gehabt: Er war die Abweichung, die die niederländische Politik wieder auf Kurs gebracht hat. Geert Wilders hat Teile der Fortuyn-Agenda übernommen und erfüllt ebenso eine wichtige Funktion im politischen System. Wählen würde ich ihn trotzdem nicht.

PAZ: Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie muslimische Schüler mit Ihrer Rede verunsichert hätten. Können Sie muslimischen Schülern noch unvoreingenommen begegnen?

Krause: Selbstverständlich kann ich das. Ich habe in meiner Rede schließlich nicht von „Muslimen“, sondern von „Islamisten“ gesprochen. Diese beiden Worte unterscheiden sich genauso stark voneinander wie die beiden Worte „Deutsche“ und „Neonazis“. Wenn Lehrer gegen Neonazis demonstrieren, wirft man ihnen auch nicht vor, dass sie gegenüber deutschen Schülern voreingenommen sein könnten.

PAZ: Es heißt, Sie hätten sich inzwischen von Ihren Äußerungen distanziert. Was ist dran an diesem Vorwurf?

Krause: Ich bedauere, dass ich von „Pro NRW“ gegen meinen Willen instrumentalisiert worden bin. Diese Distanzierung habe ich noch am Tag der Rede deutlich geäußert. Aber ich stehe nach wie vor zur meiner Aussage, dass ich als Homosexueller mehr Angst vor Islamisten habe als vor Rechtsextremisten. Ich habe wichtige Dinge angesprochen, allerdings an einem zugegebenermaßen nicht optimalen Ort.


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