19.04.2024

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28.07.12 / Nur nicht erfreuen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Nur nicht erfreuen
von Theo Maass

Ephraim Kishon und Joachim Fernau  haben sich ausgiebig mit moderner Kunst auseinandergesetzt. Kishon als Satire, Fernau in der ihm eigenen sarkastischen Art. Wer kauft die moderne Kunst, die sich ein Normalsterblicher nicht ins eigene Wohnzimmer stellen würde, selbst wenn sie gratis zu haben wäre? Gehen Sie mal in Bankfilialen. Die Finanzakrobaten betätigen sich gern (zum Nachweis der eigenen Gutmenschlichkeit?) als „Kunstmäzene“.

Dieser Tage hat die Universität der Künste in Berlin so eine Art „Tag der offenen Tür“ veranstaltet. Wer also wissen will, was der Nachfolger von Herrn Ackermann in 20 Jahren für die künstlerische Ausgestaltung seiner Filialen anschaffen wird, konnte es mit einem Rundgang dort erfahren. Lachen war verboten, das hätte die Schöpfer der Werke verunsichern oder gar beleidigen können. Am besten setzte man ein „undurchdringliches“ Gesicht auf. In einem Korridor prangte ein Banner, das ins Auge fiel: „Werke von Frauen sind die Schnäppchen unserer Zeit.“ Vor mir schlich die Avantgarde der Szene in Gestalt eines Rentners mit Fastglatze, aber grün gefärbten Haaren herum.

Ein Klohäuschen mit dazu gehörigem, sich selbständig drehendem Stereogerät erregte meine Aufmerksamkeit. Ob der Papierkorb mit den leeren Flaschen auch eine Skulptur ist? Ein anderes Werk war eher naturalistisch. Ein Knusperhäuschen wie aus „Hänsel und Gretel“ war mit Broten der Kette „Thoben“ bestückt – na, da muss man erst mal drauf kommen. Ein summender Motor ließ mich aufmerken. Der Künstler erklärte mir, der Motor des Autoscheibenwischers betätige ein Förderband, welches nur einfach rund laufe. Es diene keinem Zweck – solle es auch nicht. Das Werk symbolisiere die Sinnlosigkeit der Welt. „Seines Werkes auch“, fragte ich ihn mit bierernstem sauertöpfischen Gesicht. Traurig antwortete er „Nein, natürlich nicht“, er wolle ein Zeichen setzen und aufrütteln.

In einem anderen Raum waren weitere Werke zu sehen. Eine junge Studentin saß  gewichtig auf ihrem Stuhl. Was das Werk dort darstellen solle, fragte ich und zeigte auf eine Skulptur. Keine Ahnung, lautete die Antwort, sei nicht von ihr. So – na dann – das da? Gleiche Frage, gleiche Antwort. „Na was haben Sie denn geschaffen?“ Stolz weist sie auf eine Leinwand. Grau in Grau, in der Mitte ein Gegenstand, er weist Ähnlichkeit mit einem Rentner auf, der auf einem Sofa sitzt. „So“ – fragte ich interessiert, „was soll das darstellen?“ „Mit der Frage hab ich ein Problem“, lautete die hochnäsige Antwort. Nun war ich derjenige, der befragt wurde. Was ich denn da erkenne? Grau in Grau – Chaos. Ja, ja das sei richtig. Es gefiele mir aber nicht, ich würde mir das nicht ins Wohnzimmer hängen, ließ ich sie wissen. „Kunst soll auch nicht erfreuen“, wurde ich dann belehrt.


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