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28.07.12 / Operation »Zwielichtige Ratte« / In der Zukunft werden Kriege wohl alles andere als fair geführt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Operation »Zwielichtige Ratte«
In der Zukunft werden Kriege wohl alles andere als fair geführt

Er hieß Sun Tsu und lebte vor 2500 Jahren. Gleichwohl kann der chinesische Philosoph, General und Militärstratege als Vordenker für die Kriege des 21. Jahrhunderts gelten. Denn er propagierte den Sieg ohne Kampf als erstrebenswertes Ziel. Mit möglichst geringem Aufwand sollte beim Gegner ein größtmöglicher Schaden angerichtet werden. Diese Vorgabe aus seinem Standardwerk „Die Kunst des Krieges“ erfüllen Cyberkrieg und Einsatz von unbemannten Killerdrohnen, den US-Präsident Barack Obama als ein probates Mittel zur Kürzung seines aufgeblähten Militäretats propagiert.

Der Krieg der Zukunft wird ein lautloser Schattenkrieg sein, für den sich gerade das US-Pentagon mit entsprechenden Ausbildungskursen vorbereitet. In Nevada ging gerade der erste Kurs zu Ende. Themen: Aufspüren elektronischer Eindringlinge, Verteidigung von Netzwerken und Organisation von Gegenangriffen. Rivale China bereitet sich ebenfalls längst auf solche Computerwaffen vor, mit dem Ziel, die Infrastruktur potenzieller Gegner zerstören zu können. 2009 sollen chinesische Hacker alle Baupläne des F-35 Joint Strike Fighter gestohlen haben, was zu einer jahrelangen Verzögerung des 300-Millionen-Dollarprojekts führte. „China strebt nach Informationsherrschaft, die ökonomische Überlegenheit oder strategische militärische Vorteile ermöglicht. Dieses Vorgehen wird staatlich unterstützt, militärisch entwickelt und teils zivil ausgeführt“, weiß etwa der IT-Sicherheitsberater Bill Hagestad, früherer Oberstleutnant bei den US Marines.

Explizit zeigte sich der neue Trend zu einem digitalen Armageddon beim Einsatz der gefährlichen Viren „Stuxnet“ und „Flame“ gegen die Atompläne des Iran. US-Präsidenten Obama soll sie persönlich angeordnet haben. Der österreichische Politologe Roland Benedikter glaubt sogar, dass der Einsatz als Warnung an andere Staaten zu verstehen sei, ein weitaus gefährlicheres Instrumentarium bereits zur Verfügung stehe. Der Cyberwar mache einen Machtzuwachs möglich, der mit konventionellen Mitteln nie zu erreichen wäre. Benedikter: „Mehr als 100000 Hacker operierten von Kalifornien aus, Zehntausende stehen in China im Sold Pekings. Der elektronische Krieg hat längst begonnen.“ Und er geht Hand in Hand mit einem Desinformationskrieg, nämlich der Verbreitung gefälschter Nachrichten. Wie sagte schon der Altmeister der Militärtheorie, der preußische General Carl von Clausewitz (1780–1831): „Ein großer Teil der Nachrichten, die man im Kriege bekommt, ist widersprechend, ein noch größerer Teil ist falsch und bei Weitem der größte einer ziemlichen Ungewissheit unterworfen.“

Rechtlich umstritten ist der Einsatz von Drohnen durch das US-Militär in Pakistan und im Jemen. Denn nach dem Haager Abkommen von 1907 ist im Krieg „die meuchlerische Tötung und Verwundung von Angehörigen des feindlichen Volkes oder Heeres“ untersagt.        J.F.


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