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28.07.12 / Ansteckung droht / Syrien-Krise gefährdet Stabilität des Libanon

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Ansteckung droht
Syrien-Krise gefährdet Stabilität des Libanon

Die blutigen Geschehnisse in Syrien werden kaum irgendwo mit größerer Sorge beobachtet als im Libanon. Denn der Konflikt erinnert in vieler Hinsicht an den libanesischen Bürgerkrieg von 1975 bis 1990, der eine Konfrontation von primär religiös bestimmten Gruppen war, kombiniert mit Privatfehden und ausländischen Interventionen – all das in mehrmals wechselnden Allianzen. Am Ende hatten Truppen der Arabischen Liga unter Führung Syriens das bis heute herrschende prekäre innenpolitische Gleichgewicht abgesichert, aber genau dieses droht im Zuge der Syrien-Krise erneut zu zerbrechen. Schon gab es wieder Schusswechsel, etwa in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli oder im Grenzgebiet zu Syrien.

Verschärfend wirkt, dass die Grenze zu Syrien für Personen, Schmuggelware und Waffen in beiden Richtungen immer schon sehr durchlässig war und dass gut die Hälfte der weit über 100000 Syrer, die mittlerweile ihr Land verlassen haben, in den Libanon gegangen sein dürften. Genaue Zahlen gibt es nicht, denn wie in Nahost üblich, lässt man sich nicht als Flüchtling registrieren, wenn man im Nachbarland Verwandte oder gar Vermögen hat – was für nicht wenige Syrer im Libanon zutrifft.

Indessen gehen die Vorbereitungen für den vom 14. bis 16. September geplanten offiziellen Libanon-Besuch von Papst Benedikt XVI. unvermindert weiter. Ob der Besuch wirklich stattfindet, hängt allerdings von der Entwicklung in Syrien ab. Denn beim dort mit deutlicher Verspätung ferngezündeten „arabischen Frühling“ spielen erst in jüngerer Zeit auch Deserteure in nennenswerter Zahl mit, hauptsächlich aber extremistische Sunniten, die massiv von den Golfstaaten und der Türkei – und stillschweigend auch vom Westen unterstützt werden.

Sollten sich diese Leute durchsetzen, könnten sie versucht sein, gleich im Libanon weiterzumachen. Sollten sie aber doch von der Regierung zurückgedrängt werden, würden viele in den Libanon ausweichen, und die Papst-Veranstaltungen wären geradezu ideal, als „Provokation“ bezeichnet und als Ersatzziele angegriffen zu werden.       R. G. Kerschhofer


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