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28.07.12 / Frieden dank Fleischverzicht? / Vegetarier und Veganer verkaufen ihre Lebensform als die bessere und »missionieren« dabei sehr penetrant

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Frieden dank Fleischverzicht?
Vegetarier und Veganer verkaufen ihre Lebensform als die bessere und »missionieren« dabei sehr penetrant

Ob in Toronto oder Berlin: Vegetarier-Aktivisten in Rüben- und Schweinchenkostümen fordern besseren Umgang mit Tieren. Besonders in Deutschland verfolgen Aktivisten beinhart den Übergang zu einer „besseren Welt“ ohne Fleischkonsum. Was als Protest gegen Massentierhaltung begann, ist inzwischen Kampfansage für den vermeintlich besseren Weg der fleischfrei Lebenden. Auch die Werbung greift den Trend auf: Serienschauspielerin Alexandra Neldel fläzt sich leicht bekleidet über ein Bett und nascht Joghurt-Weingummi. „Be Veggie“, sei vegetarisch, gluckst sie fordernd, während ein weißes Häschen unschuldig durch die rosa Kulisse hoppelt in bewusster mehrheitskonformer Abgrenzung vom Ruf, der Vegetariern mitunter anhaftet.

Diese TV-Werbung kürte die Werbebranche jüngst zu einer der größten sogenannten Testimonial-Kampagnen 2011, einer Bekennt-niskampagne, die Lebensgefühl beispielgebend vermittelt. Das neue vegetarische Sendungsbewusstsein ist indes nicht nur eine Absatzstrategie. Vegetarier-Paraden, auch Veggie-Paraden genannt, gehen von ihrem Ursprung in Paris und Marseille aus um die Welt. Im Juli fand in Berlin die bisher zweite deutsche Veggie-Parade unter dem Motto „eat peace“, „Iss Frieden“ statt, das auf einem großen Transparent vor dem Brandenburger Tor das Gewissen Vorbeigehender wachrütteln sollte. „Mehrere hundert Teilnehmer, die auf die vielen Vorteile der vegetarischen und veganen Ernährung hinweisen“, erwartete die „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“. Tatsächlich kamen kaum mehr als gut 250 Demonstranten, soviel wie 2011. Von dem seitens der Organisatoren verkündeten starken Anstieg vegan und vegetarisch lebender Menschen war so wenig zu bemerken. Die Macher führten 60 als Rinder und Schweine verkleidete Gesinnungsgenossen zum symbolischen „Die in“, Sterben zum Mitmachen. Sie stellten sich tot, „damit die Menschen sehen, welche Opfer hinter ihrem Fleischkonsum stehen“. Eine junge Teilnehmerin sagte, die Demonstration sei nur ein kleiner Schritt, die Menschen vom Fleischessen zu befreien. Neben dem nachvollziehbaren Protest gegen den Umgang „mit 60 Milliarden Tieren, die jedes Jahr unter meist unvorstellbaren Bedingungen kostenoptimiert gemästet und getötet werden“, geht es den Aktivisten nach eigenen Angaben vor allem darum, „die vegetarische und vegane Idee als konsequenteste Form des Tierschutzes“ zu stärken. Die vegane Idee heißt, „dass die Menschen in keinem anderen Bereich so effektiven Tier- und Klimaschutz leisten können, wie in der Ernährung“, schrieb der Vegetarierbund Deutschland zur Parade. Die dabei mitgeführte fünf Meter große Schweineplastik verkündete den Fleischessern, wer sie sind. „Denn selbst, wenn Sie Fleisch mögen“, steht darauf, gefolgt von verbissenen Argumenten.

Berlin ist als Großstadt naturgemäß Sammelpunkt der Szene. „Hier lockt das erste Sterne-Restaurant mit einem komplett vegetarischen Menü, hier gibt es die bundesweit erste vegetarische Mensa, Deutschlands erster veganer Vollsortiment-Supermarkt „Veganz“ und „mehr als 30 vegetarische und 14 vegane Restaurants“, schwärmt der Vegetarierbund im Internet. Auch das „Tierrechtsbündnis Berlin-Vegan“ gehört zu den „eingefleischten“ Veranstaltern sowie die Organisation Peta, die unter anderem einen grundsätzlichen Verzicht auf Seide fordert: „Die Insekten leiden!“

Weniger Verbissen und durchorganisiert lief indes im Juni die Parade im kanadischen Toronto ab. Allesfresser waren ausdrücklich gern gesehen, ein „freudiges Ereignis“ sollte es werden, das mehr Menschen anlockte als die Berliner Parade mit ihren sauertöpfischen Vorhaltungen über globale Folgen des Fleischessens. Im August wollen nun Berliner Veranstalter ihr vegetarisches Sommerfest feiern, mit Faserkost und hoffentlich ohne Tellerpredigt.       SV


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