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28.07.12 / Gegen die eigenen Werte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Gegen die eigenen Werte

Leichte Unterhaltung wird im deutschen Fernsehen und in den Kinos großgeschrieben. Hin und wieder entdeckt man aber ein paar cineastische Perlen. Oft erreichen derartige Filme aber nicht den deutschen Markt und wenn, dann nur in kleinen Programmkinos oder gleich nur als DVD. „Die Lincoln Verschwörung“ ist so ein Film, der trotz namhafter Darsteller (Kevin Kline, Alexis Bledel) und mit Film-Altmeister Robert Redford als Produzent und Regisseur nur in wenigen deutschen Kino lief und nur im Feuilleton Beachtung fand. Auch der DVD-Start vor einigen Monaten verlief ohne Werbeaufwand, so dass man nur durch Zufall auf das interessante Historien-Drama stößt.

Der 75-jährige Oscar-Preisträger Redford erzählt die Geschichte von Mary Surratt, der ersten Frau, die durch eine US-Bundesbehörde hingerichtet wurde. Der 42-jährigen Witwe und Pensionswirtin war vorgeworfen worden, dass sie von dem geplanten Attentat auf US-Präsident Abraham Lincoln, bei dem dieser am 15. April 1865 in der heißen Endphase des von 1861 bis Juni 1865 währenden US-Bürgerkrieges getötet wurde, gewusst habe, da sich die Verschwörer in ihrer Pension in Washington trafen und einer ihrer beiden Söhne daran beteiligt war. Obwohl Surratt aus Maryland stammte, das offiziell während des Bürgerkrieges auf Seiten der Nordstaaten stand, war es kein Geheimnis, dass die Katholikin Surratt den Südstaaten emotional nahe stand. Da Lincolns Nachfolger Andrew Johnson die Täter und Verschwörer schnell bestrafen wollte, Surratts Sohn John aber geflüchtet war, wurde seine Mutter vor ein Kriegsgericht gestellt, wo allen gefassten Beteiligten ein schneller Prozess gemacht wurde.

Im Film „Die Lincoln Verschwörung“ schildert Redford den Prozess aus Sicht des jungen Anwalts Frederick Aiken (gespielt von James McAvoy), der erfolgreich für die Nordstaaten im Krieg gekämpft hat und die Witwe (gespielt von Robin Wright) erst gar nicht verteidigen will. Als dann Entlastungszeugen nicht zugelassen werden oder plötzlich ihre Aussage ändern, regt sich bei Aiken Widerstand, da das, was im Prozess geschieht, nicht mit seinen Vorstellungen von Gerechtigkeit und den Grundwerten der US-Verfassung übereinstimmt. Am Ende wird Surratt nur aufgrund von wenigen Indizien zum Tode verurteilt. Ihre Schuld ist bis heute unbewiesen.

In den wenigen deutschen Medien, die sich mit dem Film beschäftigten, warf man Redford unter anderem vor, er mache Schulfernsehen und wolle mit „Die Lincoln Verschwörung“ doch nur die US-Haltung nach dem 11. September 2011 und das Lager Guan-tanamo kritisieren. Außerdem verurteile er zwar, dass Surratt als Zivilistin vor ein Kriegsgericht gestellt worden sei, erzähle aber nicht die Ursache für den US-Bürgerkrieg. Bel


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