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28.07.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Beruhigung / Wie plötzlich der Schrecken verschwand, wie Norbert Walter mit den Schultern zuckt, und was Linke und Milliardäre vereint

Wenigstens gab es aus Griechenland mal was zum Lachen, als die Insel Ikaria bekanntgab, über einen Anschluss an Österreich nachzudenken. In irgendeinem Winkel des Völkerrechts wollen die Repräsentanten des Eilands die Möglichkeit gefunden haben, sich von Athen zu lösen, ganz legal. Österreich scheint ihnen als neue Heimat attraktiv.

Eine gute Nachricht für Wien? Wir werden sehen, jedenfalls kann niemand später sagen, die Ikarier hätten sich in die Alpenrepublik hineingestohlen wie Hellas in den Euro. Nein, die Insulaner lassen keinen Zweifel aufkommen, aus welchem Holz sie sind, wenn sie ihrer Noch-Regierung in Athen drohen: „Wenn man uns jetzt keine neuen Straßen und kein Krankenhaus zusichern kann, können wir die Loslösung von Athen beschließen.“

Aus diesen klaren Worten können die Österreicher ablesen, was auf sie zukäme: Sobald Wien einem Wunsch seiner mediterranen Neubürger nicht nachkommt, kommt Post aus Ikaria: Sie könnten sich auch Russland, dem Iran oder Kuba anschließen, wenn man ihnen die neue Landebahn, den luxuriösen Jachthafen, die Zusatzpensionen für die 2000 Staatsbediensteten unter den 8000 Einwohnern oder das neue Spaßbad nicht bezahlen will.

Die Ikarier suchen kein neues Vaterland, sondern eine neue Geldquelle, nachdem die alte gänzlich auszutrocknen droht: Der Austritt Griechenlands aus dem Euro habe „seinen Schrecken verloren“, findet Wirtschaftsminister Rösler. Warum? Ganz einfach: Die George Soros und Warren Buffetts dieser Welt haben ihre gammeligen griechischen Staatsschuldpapiere, mit denen sie so lange so gut verdient haben, alle­samt an die europäischen Steuerzahler weiterverkauft, die nun allein mit ihnen baden gehen. Nur dafür hat man die vergangenen zweieinhalb Jahre benötigt, nachdem Anfang 2010 die Pleite Athens längst offensichtlich war. Jetzt, da die Operation abgeschlossen ist, können sie das hellenische Wrack ganz ohne „Schrecken“ absaufen lassen. Die griechische Ministerialbürokratie hat sowieso keine Lust mehr. Wie aus Athen verlautet, sind die Beamten in den Urlaub gefahren – „da bewegt sich bis Mitte August nicht viel“.

Einen Wunsch hat uns ein griechischer Spitzenpolitiker kurz vor der Sommerfrische aber noch hinterlassen: Über leichtere Bedingungen für weitere Hilfen wolle man nicht mehr mit der „Troika“ aus Internationalem Währungsfonds, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank verhandeln, sondern lieber mit den Regierungen der Geberländer. Warum, sagt er nicht, doch wir können es uns denken: Die Gesandten der Troika waren schon recht oft in Athen und haben sich sehr intensiv mit den griechischen Zuständen beschäftigt, kurz: Die wissen zu viel und machen vielleicht nicht mehr jeden Trick mit. Da hätte man es mit den Phrasen stanzenden Regierungsheinis bedeutend leichter.

Die einen nannten das Zweieinhalbjahres-Manöver zum Verschieben der griechischen Schulden „Beruhigung der Märkte“, die anderen nannten es Betrug. Da wir uns aber alle unserer Verantwortung bewusst sind, wird emsig weiter beruhigt. Kaum sind die Hilfen für Spanien mit der „strengen Obergrenze“ von 100 Milliarden Euro abgenickt, da tun sich überall auf der iberischen Halbinsel neue schwarze Löcher auf: Eine Regionalregierung nach der anderen funkt SOS: Sind pleite, benötigen dringend Hilfe. Dass die Löcher erst auffielen, nachdem die Geberländer ihre Gaben beschlossen hatten, ist natürlich reiner Zufall.

Doch wir müssen uns keine Sorgen machen. Das Geld ist ja nur geliehen, wir bekommen sogar Zinsen dafür und profitieren als Deutsche noch von der Krise. Moment, kennen wir das nicht irgendwoher? Das hatte man uns bei der Griechen-Hilfe auch erzählt. Der Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, wurde nicht müde, den Deutschen vom wunderbaren Geschäft mit den Hellenen vorzuschwärmen. Neulich vom Börsenexperten Frank Meyer auf seine Töne angesprochen, zuckte Walter nur mit den Schultern: „Das ging dann mal schief.“ Och Gottchen, kann ja mal vorkommen.

Immerhin dürfen wir nicht vergessen, welch wunderbare Kultur uns Griechenland, die Wiege der Demokratie, hinterlassen hat. Überall am Mittelmeer finden sich Zeugnisse griechischen Tuns. Auf Sizilien waren sie (noch lange vor den Römern) besonders aktiv, was bis heute zu spüren ist. Norditaliener sprechen gar von „unserem kleinen Griechenland“, wenn die Sprache auf Sizilien kommt.

Damit meinen sie, dass der Gouverneur der im italienischen Vergleich bettelarmen Insel der bestbezahlte von ganz Italien ist. Dass der frühere Chef der Müll- und Wasserbehörde, Felice Crosta, eine monatliche Pension von 41600 Euro kassiert. Crosta ging 2010 in den Ruhestand, als Sizilien wie Neapel gerade im Müll erstickte. Oder dass die Abgeordneten des sizilianischen Regionalparlaments in Palermo mehr Geld bekommen als die Senatoren in Rom. Dass überall Korruption, Verschwendung und Misswirtschaft blühen. Und – Überraschung! – dass die Region vollkommen pleite ist und in dreist forderndem Ton Geld von Rom und der EU einklagt.

Da fühlt man sich in der Tat an Griechenland erinnert. Oder an Berlin: Horst Seehofer will nicht einsehen, warum Bayern immer mehr an andere Bundesländer zahlen soll, während die es sich gutgehen lassen, statt sich anzustrengen. So zahlen die Bayern dafür, dass Berliner und andere Studenten in Deutschland kostenlos studieren dürfen, während die bayerischen Hochschulen Studiengebühren verlangen müssen, um über die Runden zu kommen. Mit „kostenlosen Kitas“ sieht es ähnlich aus. In einem Anflug sozialer Kälte hat Seehofer angekündigt, gegen diesen Länderfinanzausgleich zu klagen. Hessen will auch mitziehen. Was für unsolidarische Knilche, tönt es entrüstet aus dem Norden.

Der Seehofer hat das sozialistische Prinzip nicht verstanden: Es wird so lange umverteilt, bis jeder Zusammenhang von Arbeitsleistung und Lohnertrag gekappt ist. Erst dann nämlich sind es nicht mehr die Leistungen, die über die Einkommenshöhe entscheiden, dann tun dies vielmehr Funktionäre in Partei und Staat. Das Ergebnis nennt man „Bezwingung der Marktmacht“ oder „Primat der Politik“, und darum geht es doch schließlich die ganze Zeit! Haben Sie etwa nicht zugehört, Herr Seehofer?

Alle alten roten Fehler werden wir aber nicht wiederholen. Beim kommenden Sozialismus bleiben die ganz Reichen, die weltweit operierenden Milliardäre, ungeschoren. Besser noch: Der Schulden- und Umverteilungsreigen macht sie reicher und mächtiger, als sie es je waren, siehe Griechenland-Coup, eingefädelt von der US-Großbank Goldman Sachs. Indem sich die (noch) wohlhabenden Völker zugunsten der bereits Ausgebluteten verschulden, schmeißen sie ihr Geld in eben jenen Umverteilungsreigen, aus dem sich Soros und Co. prachtvoll bedienen, indem sie sich mit Milliarden von Steuer-Euros „beruhigen“ lassen.

Propaganda-Spitze der Bewegung sind Rating-Agenturen wie Moody’s, die eine Warnung an die Deutschen losgelassen hat: Wenn ihr nicht euer gesamtes Geld zur „Beruhigung der Märkte“ in eine europäische Schuldenunion hineinschmeißt, geben wir euch keine Bestnote mehr.

Oh weh! Welcher Primus möchte sich schon in die zweite Reihe verbannen lassen! Also muss nun ganz schnell beruhigt werden, indem man die „Schuldenlast europäisch-solidarisch vergemeinschaftet“, sprich, die Deutschen für die Schulden aller haften lässt. Da sind sich die deutschen Linken mit Soros, Moody’s und deren Freunden vollkommen einig. Denn beide kommen an ihr Ziel: Die Linken bekommen die lang ersehnte Enteignung des Mittelstandes, und die Milliardäre verdienen dabei so viel Geld, dass es ihnen zu den Ohren raus-kommt.


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