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04.08.12 / Aus eigenem Antrieb / Französischer Präsident entschuldigt sich für Juden-Deportation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Aus eigenem Antrieb
Französischer Präsident entschuldigt sich für Juden-Deportation

Frankreichs Reue- und Sühnepolitik hat ein neues Kapitel eröffnet. 17 Jahre nachdem Staatspräsident Jacques Chirac öffentlich zugegeben hatte, dass der französische Staat sich der Deportation der Juden aus Frankreich schuldig gemacht hatte, hat dessen zweiter Nachfolger François Hollande einen weiteren Schritt gemacht. Am 22. Juli äußerte er anlässlich der Gedenkfeier der Massenverhaftung der Pariser Juden vom 16. Juli 1942: „Die Wahrheit ist, dass die französische Polizei anhand von Listen, die sie selbst erstellt hatte, Tausende von reingelegten Unschuldigen festgenommen hat. Die französische Gendarmerie hat sie in Internierungslager geleitet. Kein deutscher Soldat, kein einziger, wurde für die gesamte Aktion mobil gemacht.“

Damit hat sich Hollande von seinem sozialistischen Vorgänger François Mitterrand abgesetzt, der sich weigerte, die historische Verantwortung Frankreichs zuzugeben. Am 16. und 17. Juli 1942 waren 14152 Juden, darunter 4000 Kinder, in ihren Häusern und Wohnungen in Paris und Umgebung festgenommen worden. Ledige und kinderlose Ehepaare wurden ins Lager Drancy gebracht. Die Eltern mit Kindern wurden fünf Tage lang im Radrennstadion „Vélodrome d’Hiver“ zusammengepfercht, bis sie ostwärts deportiert wurden. „An jenem Tag hat Frankreich Unwiederbringliches begangen“, und „gegen seine Werte, seine Grundsätze verstoßen“, fuhr Hollande fort. Er versprach „die Vergangenheitsaufarbeitung fortzusetzen“ und „in allen Schulen die Shoah in den Unterricht“ zu nehmen. Die rechtliche Grundlage für die Festnahmen waren französische Dekrete der Vichy-Regierung aus dem Jahr 1940 und keine deutschen Vorschriften. Insbesondere Kinder wurden in vorauseilendem Gehorsam der Gestapo ausgeliefert.

Zum Schluss hatte Hollande ein Wort für die „Gerechten“, die Juden gerettet hatten, 3634 identifizierte Retter an der Zahl in Frankreich, deren Namen auf zahlreichen Tafeln im eigenen Land und in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem stehen. Während der Besatzungszeit wurden immerhin 75 Prozent der in Frankreich lebenden Juden meist von Privatpersonen beziehungsweise von kirchlichen und politischen Organisationen vor dem polizeilichen Zugriff gerettet und überlebten. So auch die wohlhabenden Eltern meines französischen Verlegers, einem jüdischen Ehepaar aus der Ukraine, das am 16. Juli 1942 vom Pferderennen kurz nach dem Besuch der Polizei in ihr Haus zurück-kam. Nachbarn warnten sie und halfen ihnen, sich zu verstecken. Die Großeltern des heutigen Generalsekretärs der Sarkozy-Partei UMP, Jean-François Copé, waren mit ihren zwei Kindern in einer südfranzösischen Stadt auf der Flucht vor der Polizei. Sie gingen aufs Geratewohl in ein Haus, stiegen mehrere Stockwerke hinauf, klopften an eine Tür. Eine kräftige alte Frau machte auf, schimpfte über die Störung. Sie zeigte ihnen jedoch eine Ecke hinter einem Vorhang, wo sie sich verstecken konnten, nachdem sie ihr gesagt hatten, sie seien Juden auf der Flucht. Als die Polizei kam, schimpfte sie lauthals und warf die Eindringlinge hinaus: „Wo soll ich denn Juden verstecken? Seht doch selbst, Ihr Idioten, und stört mich nicht bei der Arbeit.“ Jean-Paul Picaper


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