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04.08.12 / Die Bulldozer kommen / Irland: Der geplatzte Traum vom Eigenheim wird abgerissen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Die Bulldozer kommen
Irland: Der geplatzte Traum vom Eigenheim wird abgerissen

Wenn es um eines der tragischsten Kapitel in der nahen irischen Vergangenheit geht, dann tauchen immer wieder Fotos von Julie Walsh auf, wie sie mit ihrer Tochter Lily im Kinderwagen durch die scheinbar idyllische Reihenhaussiedlung Castlemoyne in Dublin spazieren geht. Doch so idyllisch ist die Siedlung nicht, wie schon bei den Bildern deutlich wird, die die kleine etwa fünfjährige Ella Gleeson zeigen, die an der Hand ihrer Mutter Marian dieselbe Straße entlang geht. Denn hinter der schmucken Häuserzeile ist eine unfertige riesige Baustelle und auch davor stehen einige Häuser, die fast fertiggestellt sind, aber seit Jahren einen Käufer suchen. Inzwischen verwittern die neuen, aber niemals bezogenen Häuser der Geistersiedlung, die nur wenige Bewohner zählt, und den Gebäuden droht ein ähnliches Schicksal wie derzeit einem neu erbauten Wohnblock in Gleann Riada, rund 100 Kilometer von Dublin entfernt: der Abriss.

„Die Leute dachten, sie kaufen sich einen Traum, und haben stattdessen einen Albtraum bekommen“, kommentiert die von der Nachrichtenagentur Bloomberg zitierte irische Kommunalpolitikerin Peggy Nolan die Entwicklung. Das gilt nicht nur für die Familien Walsh und Gleeson, die jetzt in einer Geistersiedlung leben und deren für über eine halbe Million Euro erworbenen Häuser inzwischen unverkäuflich geworden sind, sondern auch für jene, die noch immer die Kredite für nie bezogene und fertiggestellte Häuser abtragen müssen. Am schlimmsten dürfte jedoch das Schicksal jener Familie sein, dessen zweijähriges Kind beim Spielen in den Ruinen einer ähnlichen Geistersiedlung ums Leben kam.

Um derartige Unfälle zukünftig zu vermeiden und gleichzeitig den Immobilienmarkt von seinen überzähligen Leerständen zu entlasten, rücken nun in Irland die Bulldozer an. Die National Asset Management Agency (Nama), im Grunde Irlands Bad Bank für faule Immobilienkredite, hat inzwischen einen Verwertungsplan für die leerstehenden Immobilien vorgelegt. Etwa 15 Prozent der Wohnungen, aber auch zahlreiche Büros stehen leer, bei den vermieteten sind die Preise bis um die Hälfte gefallen, da zwischen 1995 und 2005 weit über Bedarf gebaut wurde. Was selbst weit unter dem ursprünglichen Preis nicht mehr verkauft werden kann und auch nicht als Sozialwohnung für die vielen Arbeitslosen der Insel genutzt werden kann, wird nun also abgerissen. Der ausgeartete Traum vom Eigenheim hat die Iren genau wie die Spanier und US-Amerikaner ins Unglück gestürzt. Rebecca Bellano


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