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04.08.12 / Griff ins Leere / Asklepios-Rehaklinik auf Sylt droht wegen Streik das »Aus«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Griff ins Leere
Asklepios-Rehaklinik auf Sylt droht wegen Streik das »Aus«

Nach einer Strahlentherapie hatte sich die Krebspatientin K. auf ihre Reha in der Asklepios Nordseeklinik auf Sylt gefreut. Doch dann kam der Schock in einem Schreiben der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Sie müsse die zugesagte Kur leider absagen, da wegen der Streiks des Personals die Versorgung der Patienten nicht mehr gewährleistet sei. Die DRV hat alle von ihr belegten Plätze in der Klinik storniert. Ohne die Belegung durch die DRV rentiert sich die Rehaklinik jedoch nicht mehr. In den letzten Tagen hat sich die Situation noch zugespitzt. Weil 70 der 420 Beschäftigten der Asklepios Nordseeklinik den zehnten Tag innerhalb von drei Wochen streikten, droht der Reha-Klinik die Schließung. Auch die angeschlossene Akut-Klinik bekommt die Auswirkungen des Arbeitskampfs zu spüren: Die Belegärzte der Geburtsstation wurden aufgefordert, alle Geburten auf das Festland zu verlegen.

Der Grund für diese Eskalation: Die Gewerkschaft Verdi fordert 14,5 Prozent mehr Gehalt für die Klinikbeschäftigten sowie einen einheitlichen Tarifvertrag. Was zunächst als völlig überzogene Forderung wirkt, stellt sich bei genauem Hinsehen etwas differenzierter dar. Ursula Rummel vom Verdi-Bezirk Westküste erklärte die Zahl gegenüber der PAZ damit, dass sich bei der Übernahme von Kliniken durch Asklepios eine Gemengelage aus sehr unterschiedlichen Arbeitsverträgen ergeben habe, die daraus resultiert, dass Asklepios bei übernommenen Mitarbeitern die Konditionen der vorigen Arbeitgeber akzeptiert habe, Neueinstellungen aber zu schlechteren Bedingungen erfolgten. So kommt es, dass bei Asklepios in Hamburg völlig andere Gehälter gezahlt würden als beispielsweise in Brandenburg oder eben auf Sylt, das zu Schleswig-Holstein gehört. Auf der Insel habe es seit 2004 nur kleine Gehaltserhöhungen gegeben, die weit unter denen des Festlandes lagen. Eine Hauswirtschaftskraft der Sylter Asklepios-Klinik bekommt laut Rummel ein Jahresgehalt von etwa 22000 Euro.

Asklepios-Sprecher Rudi Schmidt konterte, das nicht-medizinische Personal habe deshalb keine Lohnerhöhung bekommen, weil es schon jetzt 13 bis 30 Prozent über den Vergleichslöhnen auf der Insel liege. Dass die Klinik Probleme bei der Rekrutierung von Fachpersonal hat, gab Asklepios-Leiterin Schwembauer zu. Gut ausgebildete Leute scheuen die Insellage wegen fehlendem Wohnraum und schlechterer Verdienstmöglichkeiten. Zwar habe die Klinik bisher immer schnell adäquates Personal gefunden, doch das bliebe meist nur kurz. Seit Jahren hatten zeitweise Schließungen ganzer Abteilungen die Klinik immer wieder in die Schlagzeilen gebracht. Die Geschäftsführerin sagte, dass bei Erfüllung der Mitarbeiterforderungen die Rehaklinik wirtschaftlich nicht mehr tragbar sei.

Die Asklepios-Klinik ist der größte Arbeitgeber der Insel. Die Klinik erwägt Pläne zur Übertragung von Dienstleistungen an die Asklepios Services Hamburg GmbH. Statt einer Gehaltserhöhung droht den Streikenden damit der Verlust des Arbeitsplatzes. Ein Streit, auf dem Rücken von Patienten ausgetragen, greift damit ins Leere. Manuela Rosenthal-Kappi


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