29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.08.12 / Peinliche Farce

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Peinliche Farce
von Rebecca Bellano

Merkwürdig, wie leichtfertig die Aufteilung in Gut und Böse in der Medienwelt doch vollzogen wird. Bei einer der kleinen Schmierenkomödien am Rande der Olympischen Spiele stand der Präsident des Internationalen Judo-Verbandes (IJF), Marius Vizer, als Spielverderber da, weil er die für Saudi-Arabien antretende 16-jährige Wojdan Shahrkani nicht mit Kopftuch kämpfen lassen wollte. „Sie kämpft gemäß den Prinzipien und des Geistes des Judosports, also ohne den Hidschab“, so der IJF-Chef vor wenigen Tagen.

Im Grunde hätte er wissen müssen, dass er diese Position nicht durchhalten konnte. Saudi-Arabien hatte nur auf Druck desInternationalen Olympischen Komitees (IOC) zwei Frauen mit nach London geschickt. Daraufhin brach in dem Land eine große Debatte der islamischen Tugendwächter aus, die die beiden Frauen verurteilten, weil sie sich etwas so Unmoralischen hingeben würden wie dem Sport. Hätte eines der beiden Mädchen auch noch vor laufender Kamera ohne traditionelle Kopfbedeckung, also nach saudischer Sicht quasi „nackt“, gekämpft, dann wäre automatisch Kritik an den Herrschenden aufgekommen, wie sie so etwas zulassen konnten, schließlich ist Prinz Nawaf bin Faisal Sportminister in Riad, Präsident des Saudischen Olympischen Komitees und IOC-Mitglied. Also drohte Wodjans Vater damit, seine Tochter nicht antreten zu lassen, wenn sie kein Kopftuch trägt. Da wiederum das IOC nicht zulassen konnte, dass eine der beiden nur unter Druck nach London bekommenen saudischen Athletinnen gar nicht antritt, wurde der rote Teppich des Kompromisses ausgerollt und Wodjan ihr Kopftuch erlaubt, aber natürlich nur ein speziell designtes, bei dem die Verletzungsgefahr nicht so groß sei.

Judo-Verbandschef Vizer steht nun also als der Verlierer in der Debatte da und die Medien melden „Saudische Judokämpferin darf Kopftuch tragen“. Eigentlich müsste man jetzt sagen „muss“, denn da Frauen in Saudi-Arabien keinen Sport treiben dürfen, hatte Riad ein Problem, als das IOC verlangte, einige Athletinnen ins „Schaufenster“ zu stellen. Laut „Spiegel“ sind beide Sportlerinnen in den USA aufgewachsen und ausgebildet. Zumindest die 17-jährige 800-Meter-Läuferin Sarah Attar sei es überhaupt nicht gewöhnt, sich beim Sport zu verhüllen, heißt es. Angesichts dessen ist die ganze Geschichte eine Farce. Das IOC feiert seinen Erfolg im Kampf für mehr Frauenrechte, weil es Saudi-Arabien dazu gebracht hat, zwei Sportlerinnen nach London zu schicken, dabei sind die Frauen gar keine echten saudischen Frauen. Und dann diese unfaire Behandlung des Judo-Verbandschefs Vizer, der sich dafür eingesetzt hat, dass die von ihm vertretene Sportart für Freiheit und Offenheit steht. Und vor allem verfestigt sich jetzt der Eindruck weiter, dass das Kopftuch bei islamischen Frauen in erster Linie ihrer Unterdrückung dient.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren