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11.08.12 / Alternativen zum Euro? / Deutsche Regionalwährungen werden immer beliebter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Alternativen zum Euro?
Deutsche Regionalwährungen werden immer beliebter

Für ein Pfund Kirschen zahlen Kunden in Plön nicht zwei Euro, sondern zwei „KannWas“. In Obstläden an der schleswig-holsteinischen Seenplatte darf neben dem Euro jetzt auch in einer weiteren Parallelwährung gezahlt werden. Schon rund 300 Betriebe und Geschäfte akzeptieren dieses alternative Zahlungsmittel, das die regionale Wirtschaft ankurbeln soll. Und im Norden Deutschlands ist man damit nicht allein. Bundesweit gibt es fast 40 solcher Regiogelder – und die Tendenz steigt an.

Dabei ist es nicht die Angst vor dem Zerfall des Euros, die viele dazu treibt, anderen Währungen zu vertrauen. Regionalgelder wie der „Urstromtaler“ in Sachsen-Anhalt, die „Havelblüte“ in Brandenburg oder – als bekanntester – der „Chiemgauer“ im bayerischen Chiemgau basieren im Wechselkurs 1:1 auf dem Euro. Das mit fälschungssicheren Merkmalen hergestellte Papiergeld kann nur in einem regional begrenzten Raum ausgegeben werden, um den Absatz heimischer Betriebe wie Landwirtschaft oder Gastronomie zu stärken. Und das Prinzip funktioniert, aber nur so lange, wie die Währung auch im Umlauf bleibt.

Damit die Menschen das Geld nicht horten, wird auf das Zahlungsmittel ein sogenannter Negativzins erhoben, wenn es länger als 30 Tage auf einem Konto verbleibt. Das Ersparte verliert dann an Wert. Viele Unternehmen unterstützen das und zahlen ihren Mitarbeitern neben dem Gehalt in Euro einen Teil in der Regionalwährung aus. Und auch nur sie dürfen dieses Geld in Euro zurücktauschen gegen eine Gebühr von fünf Prozent.

Die Beliebtheit der regionalen Taler hat ihren Grund im Gutschein-Prinzip, das viele Geschäfte übernommen haben, um Käufer an sich zu binden. So geben Modeläden für den Kauf eines Kleides einen Bon heraus, mit dem man beim nächsten Kauf sparen kann. Im Internet ist das längst gängige Praxis, haben sich dort vor allem in Tauschbörsen virtuelle Währungen entwickelt. So erhält man für den Verkauf einer DVD oder eines Buches eine Anzahl von Punkten oder Tickets, die man später gegen einen anderen Artikel einlösen kann.

Für Wirtschaftsexperten interessant ist die Tatsache, dass sich trotz der EU-weiten Einheitswährung des Euros ein gegenläufiger Trend hin zur Regionalwährung vollzieht. So könnte die Idee des Negativzinses auch eine Lösung des Euro-Problems in anderen Ländern sein. Gäbe es in Griechenland alternativ eine solche Währung parallel zum Euro, könnte es auch dort helfen, die heimischen Absatzmärkte in Schwung zu bringen, weil die Bevölkerung dann dazu gezwungen ist, das Geld innerhalb einer bestimmten Zeit auszugeben.

Allerdings hält sich der Erfolg der deutschen Regionalgelder auch in Grenzen. So macht der Jahresumsatz des „Chiemgauers“ gerade einmal 0,01 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in der dortigen Region aus. H. Tews


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