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11.08.12 / Vom Zirkus besonders angetan / Der Kinderbuch-Illustrator Josef Hegenbarth schuf aber auch zahlreiche Zeichnungen über das Alltagleben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Vom Zirkus besonders angetan
Der Kinderbuch-Illustrator Josef Hegenbarth schuf aber auch zahlreiche Zeichnungen über das Alltagleben

In der Reihe „Schaufenster“ stellt das Kunstforum Ostdeutsche Galerie, so die Direktorin Agnes Tieze, „Teile unserer Schätze“ vor, verfügt die Einrichtung im Bereich Grafische Sammlung doch über rund 30000 Arbeiten. „Der Künstler Josef Hegenbarth ist gut in der Sammlung vertreten“, leitet die Kuratorin und Leiterin der Grafischen Sammlung, Agnes Matthias, auf die diesem vielseitigen Schöpfer von Werken unterschiedlicher Gattungen gewidmete Gedenkausstellung „Manege frei – Josef Hegenbarth zum 50. Todestag“ über. Von den 123 Zeichnungen, 40 Grafiken sowie zahlreichen Mappenwerken sind in dem 74 Quadratmeter großen Ausstellungsraum 18 Zeichnungen, acht Druckgrafiken sowie einige weitere Exponate (wie von Hegenbarth verwendete Pinsel, von ihm illustrierte Bücher) zu sehen. „Er ist weit über die DDR hinaus bekannt geworden“, stellt Matthias zu Beginn ihrer Ausführungen fest, um dann einen Blick auf Hegenbarths Leben und Wirken zu werfen.

Bereits mit 21 Jahren siedelte er nach Dresden um und ließ sich zunächst bei seinem Vetter Emanuel Hegenbarth künstlerisch ausbilden. Es folgte von 1908 bis 1915 ein Studium der Malerei an der Kunstakademie Dresden bei Carl Bantzer und Oskar Zwintscher, später war er Meisterschüler bei Gotthardt Kühl. Seine erste Ausstellung bestritt Josef Hegenbarth im Jahr 1914 bei Emil Richter in Dresden, von 1917 bis 1919 hielt er sich in Prag auf und war Mitglied der Künstlergruppe „Die Pilger“ um August Brömse. Vor allem Radierungen und Zeichnungen standen in dieser Zeit im Vordergrund seines künstlerischen Schaffens. Nach seiner Rückkehr in die Elbmetropole bezog er ein Atelier im Künstlerhaus in Loschwitz, zwei Jahre später erwarb er ein Haus in diesem Stadtteil in der Calberlastraße 2, in dem er bis zu seinem Tod lebte und das seither unter anderem das Josef-Hegenbarth-Archiv beherbergt. Ab Mitte der 20er Jahre wurde Hegenbarth Mitarbeiter bei Zeitschriften wie der „Jugend“ (Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben) oder dem „Simplicissimus“. Mit dieser Mitarbeit sowie Buchillustrationen bestritt er zu der Zeit auch den Hauptteil seiner Einkünfte. Im Jahr 1936 heiratete er Johanna Aster (1897–1988), 1943 bis 1945 hielt er sich in seiner Heimat Böhmisch-Kamnitz auf, von wo er im Herbst vertrieben wurde und im Oktober 1945 wieder nach Dresden zurückkam, wobei er allerdings einen Großteil seiner dort geschaffenen Werke zurück-lassen musste. Erst 1957 erfolgte deren Rückgabe. 1946 erhielt Hegenbarth eine Anstellung an der Hochschule für Werkkunst in Dresden, bereits ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor an der dortigen Hochschule für Bildende Künste, doch bereits 1949 ging er – altersbedingt – in den Ruhestand, arbeitete jedoch als freier Künstler weiter. Er erhielt den Nationalpreis der DDR (1954), war Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Künste (1955), Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Berlin (1956) und wurde 1960 in die Bayerische Akademie der Schönen Künste in München aufgenommen.

„In seinem Werk bildete er vor allem öffentliche Bereiche ab“, charakterisiert die Kuratorin das Schaffen Hegenbarths. So waren Straßen mit den sich dort aufhaltenden Menschen sowie der Zirkus oder auch der Zoo mit den dortigen Menschen und Tieren zeitlebens von ihm dargestellte Themen – in ganz verschiedenen Techniken. „Er hat sich früh aus der impressionistischen Schulung befreit, seine Handschrift blieb auch in den unterschiedlichen Techniken erkennbar“, beschreibt Matthias. Als Detailthemen, die der Künstler immer wieder bearbeitete, nennt sie das soziale Elend (Bettler), Akrobaten im Zirkus (Clowns, Trapezkünstler) sowie nicht domestizierte Tiere (Löwe, Gepard, Bären). Zwei Pole – zum einen Naturstudien, zum anderen Phantasie – würden damit im Schaffen Hegenbarths deutlich. Als Illustrator hat er zudem Stoffe der Weltliteratur bebildert, beispielsweise von E.T.A. Hoffmann, Johann Wolfgang von Goethe, Karl May und Charles Dickens.

Im Rahmen der bis zum 21. Oktober laufenden Ausstellung gibt es ein buntes Begleitprogramm mit Führungen und Seminaren für Kinder, Jugendliche und auch Senioren. Näheres unter www.kunstforum.net. Markus Bauer


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