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11.08.12 / Verhängnisvolle Berichte / Sie kosteten Randolph

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Verhängnisvolle Berichte
Sie kosteten Randolph von Breidbach-Bürresheim das Leben

Unter den Tausenden von Märtyrern, die aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen während der NS-Herrschaft verfolgt wurden, ragen auch bisher wenig bekannte Persönlichkeiten heraus. Dazu gehört Randolph Freiherr von Breidbach-Bürresheim, der am 10. August dieses Jahres seinen 100. Geburtstag feiern würde. Durch seine engen Kontakte zum Verschwörer-Kreis des 20. Juli 1944 hat er ein bedeutsames Andenken hinterlassen. Sein Tod im KZ Sachsenhausen im Alter von nur 32 Jahren beendete eine verheißungsvolle Karriere eines promovierten Juristen und Oberleutnants.

Nach der Erlangung des Abiturs begann der am 10. August 1912 als Spross einer wohlhabenden, adligen Familie in Bonn geborene Freiherr ein Jurastudium. Nach Ableistung des Wehrdienstes legte von Breidbach-Bürresheim sein Referendarexamen ab und wurde 1938 mit einer Arbeit über das Thema „Die Haftung des Binnenschiffers“ promoviert. Im gleichen Jahr erhielt er eine Anstellung in der Münchener Kanzlei von Josef Müller, der in den folgenden Jahren eine wichtige Rolle beim Aufbau des Widerstandes gegen das Hitler-Regime innehatte.

Während des Zweiten Weltkrieges nahm von Breidbach-Bürresheim als Oberleutnant am Frankreichfeldzug teil, absolvierte im Januar 1941 sein juristisches Staatsexamen und kehrte dann zu seiner Einheit im Süden Frankreichs zurück. Im Januar 1942 an die Ostfront versetzt, diente er als Verbindungsoffizier seiner Einheit zur Zivilbevölkerung und erfuhr auf diese Weise von Gräueln der Besatzungstruppen und der SS. Die in den Monaten September bis November jenes Jahres von ihm angefertigten und in die Heimat weitergeleiteten „Breidbach-Berichte“ gewannen im Mai 1943 eine für ihn wichtige Bedeutung. Bei der Festnahme der Ehepaare von Dohnanyi und Müller sowie Dietrich Bonhoeffers wurden diese Berichte in deren Privatwohnungen gefunden. Insbesondere die Passagen über die negative Einstellung deutscher Soldaten zum Nationalsozialismus, die zunehmende Korruption in der Etappe und die Verfallserscheinungen in Staat und Wirtschaft konnten den Machthabern nicht gefallen.

Von Breidbach-Bürresheim wurde verhaftet und angeklagt, aber im März 1944 unter Vorsitz des Senatspräsidenten Walter Biron zur eigenen Überraschung freigesprochen. Doch sein Haftbefehl wurde nicht aufgehoben, sondern sofort wieder in Vollzug gesetzt. So blieb der Freiherr in Haft und wurde nach Ermittlungen der „Sonderkommission 20. Juli“, die seine enge Verbindung zu Mitgliedern des Amtes „Aus­land/Ab­wehr“ und damit zu den Hitler-Verschwörern ergeben hatte, im November 1944 in das Zellengefängnis der Gestapo Berlin-Moabit verlegt. Im Februar 1945 folgte die Überweisung in das KZ Sachsenhausen, da man keine besonders verwertbaren Informationen gegen von Breidbach-Bürresheim gefunden hatte. Als die Häftlinge am 21. April angesichts der anrückenden alliierten Streitkräfte in Richtung Ostsee getrieben wurden, blieb von Breidbach-Bürresheim im Lazarett mit 3000 Kranken zurück. Zwischenzeitlich war er nämlich an Tuberkulose erkrankt. Die Erkrankung blieb weitgehend unbehandelt und so starb Randolph Freiherr von Breidbach-Bürresheim völlig entkräftet kurz nach Kriegsende am 13. Juni 1945 im Lazarett des KZ Sachsenhausen. Hinrich E. Bues

Nach „Zeugen für Christus – Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“, herausgegeben von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, 5., erweiterte und aktualisierte Auflage, Paderborn 2010.


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