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11.08.12 / Leiden anerkannt / Auswanderer setzte seiner Frau Denkmal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Leiden anerkannt
Auswanderer setzte seiner Frau Denkmal

Alljährlich am 19. Juli findet eine Gedenkfeier zum Todestag von Anna Tuerr in Mannheim, einer kleinen Vorstadt von Kitchener in Kanada, statt. Mitglieder der deutschen Klubs, der deutschen Kirchen, sowie Vertreter der Föderalen und der Provinz-Regierung und der Bürgermeister halten kurze Ansprachen. Deutsche Chöre tragen zur Feier bei.

Der kleine Park mit dem Denkmal steht mitten in einem Wohngebiet und wird von der Gemeinde Mannheim gepflegt.

Anna Tuerr wurde als 17-jähriges Mädchen in ein russisches Arbeitslager verschleppt. Die seelischen und körperlichen Strapazen zeichneten sie für den Rest ihres Lebens. Kanada wurde ihre zweite Heimat. Hier lernte sie ihren Mann kennen.

Paul Tuerr, ein sehr erfolgreicher Bauunternehmer, kam 1948 nach Kitchener. Als Donau-schwabe hatte er seine Heimat und Habe verloren. In Kitchener fand er ein neues Zuhause. Er erschloss Bauland und errichtete über tausend Häuser und Wohnblocks.

Geboren in Jugoslawien als Sohn deutscher Eltern, wurde er in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Nach seiner Entlassung blieb er in Stuttgart und studierte Bauingenieurswesen. Nach dem Abschluss seines Studiums entschloss er sich, nach Kanada auszuwandern. Das Schicksal seiner Frau und das seiner vertriebenen und umgebrachten Landsleute lagen ihm sehr am Herzen.

Paul Tuerr kämpfte immer gegen das Vergessen. Er war der Meinung, dass dieser Teil der Geschichte in den Schulen unterrichtet und in der Öffentlichkeit verbreitet werden sollte. „Let’s balance history

here”, war seine Ansicht. „Lasst uns über die Leute und ihre Leiden sprechen“. Es war dieses Denken, dieser Wunsch nach gerechtem Anerkennen aller Leiden, das ihn veranlasste, das „Anna Tuerr Memorial“ in seinem letzten Bauprojekt zu errichten. Eine zweisprachige Mahntafel informiert über Flucht und Vertreibung zwischen 1944 und 1948 Paul Tuerr starb am 14. Juni 2012 im Alter von 91 Jahren.

Anton Bergmeier


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