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11.08.12 / Er legte den Grundstein für Preußens Aufstieg / Autorin zeichnet Leben und Leistung des Großen Kurfüsten anschaulich nach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Er legte den Grundstein für Preußens Aufstieg
Autorin zeichnet Leben und Leistung des Großen Kurfüsten anschaulich nach

„Messieurs, der hat viel getan!“

urteilte Friedrich II. anerkennend über seinen Urgroßvater Friedrich Wilhelm, Markgraf von Brandenburg und Herzog von Preußen (1620–1688), den man schon zu Lebzeiten den Großen Kurfürsten nannte. Nach Antritt seines Herrscheramtes 1640 legte er in dem vom Dreißigjährigen Krieg entvölkerten und zerstörten Brandenburg die Grundlagen für die spätere Großmacht Preußen. Trotz leerer Kassen richtete er ein stehendes Heer ein und rang jahrzehntelang mit dem Adel um Steuern und Einfluss. 1648 erzielte er auf politischem Wege große Gebietsgewinne (Hinterpommern, Minden, Halberstadt, Magdeburg), dazu 1660 die Souveränität seines Herzogtums Preußen. Seit 1650 gelang es ihm nach und nach, die Zentralmacht immer stärker auszubauen. Friedrich Wilhelm von Brandenburg gründete Universitäten, baute Kanäle und Straßen und holte tausende hugenottische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich in sein Land. Brandenburg-Preußen war bereits ein Machtfaktor auf der politischen Bühne Europas, als die kurfürstlichen Truppen 1675 bei Fehrbellin gegen die Schweden einen bedeutenden Sieg errangen. Beim Tod des Großen Kurfürsten lagen die einzelnen Landesteile aber räumlich isoliert und weit voneinander entfernt.

Die bekannte Autorin Barbara Beuys erklärt in der aktualisierten Neufassung ihres in den 80er Jahren erstmals erschienenen Buches „Der Große Kurfürst. Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Der Mann, der Preußen schuf“, was die Menschen zwischen Maas, Rhein und Memel verband: Es war die Person des Kurfürsten. Wenn es sich bei diesem ereignisreichen Abschnitt preußischer Geschichte auch keineswegs um ein weißes Blatt handelt, dürfte sich dennoch kaum ein vergleichbares Werk von solcher Frische und Fülle finden. Plastisch und lebensnah schildert Beuys das Leben des Hohenzollern und zeichnet zugleich ein fein schattiertes Gemälde jener hell-dunklen Epoche, in der in Europa fast ohne Unterbrechung Kriege geführt wurden und sich demungeachtet ein großer Drang nach Wissen und rationaler Erkenntnis ausbreitete. Dabei wird die Aufmerksamkeit immer wieder neu geschärft, wenn einzelne Themen näher ins Blick-feld gerückt werden, die jeweils eine weitere Facette im Fortgang der Ereignisse bilden, wie das Leben der Frauen, höfische Kindererziehung oder die Moral der Calvinisten in den Niederlanden. Seine Devise „Der Segen eines Landes liegt in seinem Handel“ hatte der Calvinist Friedrich Wilhelm von den wohlhabenden holländischen Kaufleuten und Reedern übernommen. Wie sein Vater, Kurfürst Georg Wilhelm, übte auch der Sohn Toleranz: Brandenburg war der einzige Staat in Europa, der verschiedene religiöse Bekenntnisse nebeneinander erlaubte.

Viel Aufmerksamkeit widmet die Autorin Friedrich Wilhelms erster Gemahlin Luise Henriette von Oranien (1627–1667), die den Anstoß zu zahlreichen „Verschönerungen“ gab. Es waren Holländer, die aus den Städten Berlin und Cölln seit 1650, als das Herrscherpaar Wohnung im Schloss zu Cölln nahm, eine ansehnliche Residenz machten. Kurfürstin Luise Henriette folgte ihrem Mann auf den Feldzügen des Nordischen Krieges (1655–1660). Sie war ihm „eine pragmatisch denkende und handelnde politische Beraterin. Mit großem Engagement setzte sie sich für die Aussöhnung mit Polen ein und beeinflusste durch ihren Briefwechsel mit der polnischen Königin Luisa Maria den Koalitionswechsel Brandenburgs im Nordischen Krieg zugunsten Polens und damit die Anerkennung der Souveränität der Kurfürsten von Brandenburg über das Herzogtum Preußen. Wenigen Fürstinnen ist so viel Einflussnahme gestattet worden.“ Mehrfach geht die Autorin auf die Ereignisse im Herzogtum Preußen ein. Eines der bekanntesten ist der Aufstand der preußischen Stände von 1660/63 gegen ihren neuen Souverän („Revolte in Preußen“). Die Sache endete im Frühjahr 1663 friedlich mit einem großen Schützenfest in der Altstadt Königsbergs. Doch der Wortführer der Königsberger Bürgerschaft Hieronymus Roth verschwand für den Rest seines Lebens hinter Kerkermauern.

Dagmar Jestrzemski

Barbara Beuys: „Der Große Kurfürst. Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Mann, der Preußen schuf“, dtv, aktualisierte Neuausgabe, München 2012, kartoniert, 397 Seiten, 16,90 Euro


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