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18.08.12 / Schweigen übers »Niemandsland« / Immer mehr Straßen in Berlin sind bei Dunkelheit gefährlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-12 vom 18. August 2012

Schweigen übers »Niemandsland«
Immer mehr Straßen in Berlin sind bei Dunkelheit gefährlich

Wer von München nach Berlin zieht und mangels Stadtkenntnissen in Berlin-Gesundbrunnen landet, hat Deutschland verlassen. Jedenfalls das ihm bislang bekannt gewesene Deutschland.

„Niemandsland“ hat jemand die Gegend genannt, nicht Deutschland, nicht Türkei. Was das allerdings genau bedeutet, merkt man nicht auf Anhieb. Es braucht Zeit. Nirgends stehen Schilder „No-Go-Area ab Dämmerung“, obwohl es sehr angeraten ist, ab dann viele Straßen zu meiden. Auch von der Polizei erfährt man nicht, dass sie den U-Bahnhof Gesundbrunnen als einen der „kriminalitätsbelasteten Orte“ einstuft. Früher sprach die Polizei von einem „gefährlichen Ort“, doch den Begriff darf sie nicht mehr verwenden. „Kriminalitätsbelastete Orte“ werden auch nicht mehr der Öffentlichkeit zur Warnung bekanntgemacht. Das müssen Bürger oder Touristen schon selber herausfinden. Denn, so bestätigte Polizei-vizepräsidentin Margarete Koppers auf Nachfrage der PAZ, solche Orte sollen „nicht stigmatisiert“ werden. Und, so Koppers, es würde sich ja sowieso nichts ändern an der Lage.

Systematisch verschweigt die Polizeipressestelle die Herkunft von Tätern. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Robbin Juhnke, hat sich vor der Wahl dafür ausgesprochen, dies in Polizeimeldungen zu ändern. Und erklärte: „Die Verantwortung liegt beim Innensenator, der genau durch eine solche Verschleierungstaktik von der verfehlten Integrationspolitik ablenken möchte.“ Seit Dezember 2011 ist Frank Henkel (CDU) Innensenator, an der Praxis der Pressestelle hat sich nichts geändert.

Gesundbrunnen ist nur fünf S-Bahn-Stationen vom Brandenburger Tor entfernt. Der heutige Ortsteil entstand 2001 durch die Teilung des ehemaligen Bezirks Wedding. Die Gegend ist sehr gut in der 2010 erschienenen Autobiografie „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ von Arye Shalicar beschrieben. Der jüdische Autor, aufgewachsen zwischen Pank- und Osloer Straße, konnte die Gewalt und den virulenten Antisemitismus unter Türken und Arabern nicht mehr ertragen und verließ Deutschland.

Es mag schlimmere Gegenden in Berlin geben, doch auch hier ist stets mit Raubüberfällen zu rechnen. Die U8, die von hier bis nach Neukölln geht, gilt als Revier von Drogendealern. Viele Geschäfte brauchen privates Sicherheitspersonal. Uniformierte Polizei ist fast nie zu sehen. Sie begibt sich in viele Straßen nur noch in größerer Mannschaftsstärke. Vielerorts in Berlin, besonders in den ethnischen Kolonien, werden in großer Zahl Geschäfte überfallen, selbst kleinste Läden, oft von

Maskierten mit Pistolen und Messern. Einzelne werden durch Gruppen von bis zu zehn Tätern ausgeraubt, die meist Messer haben. Bei den 6100 Raubtaten im Jahr 2011 lag die Aufklärungsquote bei nur 33,8 Prozent, erneut die niedrigste im Bundesgebiet (Zum Vergleich: Hamburg 40,8 Prozent; Bremen 43,2 Prozent; Frankfurt am Main 44,1 Prozent; Hannover 58,8 Prozent; München 62,1 Prozent).

Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2011 verzeichnet unter anderem 63000 Roheitsdelikte, 3200 Fälle von Jugendgruppengewalt; 1347 Körperverletzungen in Schulen und auf dem Schulweg – gerade haben erneut elf Schulen in Neukölln Wachschutz gefordert. Über 2500 Mal war ein Messer die Tatwaffe. Es gab 670 Überfälle allein auf Zahlstellen und Geschäfte. Auf Wegen, Straßen und Plätzen erfolgten 2000 „sonstige“ Raubüberfälle sowie 3900 gefährliche und schwere Körperverletzungen. Hinzu kamen zahllose brutale Gewalttaten im Bereich von U- und S-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen.   Michael Leh


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