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18.08.12 / Hochmeister mit Preußen-Stärken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-12 vom 18. August 2012

Hochmeister mit Preußen-Stärken

Der Verlust von Akkon, der letzten Bastion im Heiligen Land, an die Moslems im Jahre 1291 war ein schwerer Schlag für jene Fraktion im Deutschen Orden, die im Mittelmeer- statt im Ostseeraum die Hauptaufgabe des Ordens sah. Einer der damals prominentesten Exponenten dieser Richtung, Hochmeister Burchard von Schwanden, war 1290 nicht nur zurück-, sondern sogar aus dem Orden ausgetreten. Die andere Seite bekam Oberwasser, deren Interesse weniger dem Heiligen Land als Preußen galt. Einer der damals bedeutendsten Exponenten dieser Richtung war Konrad von Feuchtwangen. Bezeichnenderweise hatte er sich nicht an der vergeblichen Verteidigung Akkons beteiligt, war statt dessen nördlich der Alpen geblieben.

Wohl 1291 wurde er in Venedig, der neuen Metropole des Deutschen Ordens nach dem Verlust Akkons, zum neuen Hochmeister gewählt. Im Gegensatz zum Schweizer Burchard hatte der aus Franken stammende Konrad bereits vor seiner Hochmeisterzeit ausgiebig mit Preußen zu tun gehabt. Der uns bekannte Teil seiner Karriere beginnt im Jahre 1259 mit seiner Tätigkeit als Landkomtur der Ballei Österreich. Anschließend wechselte er wohl als der für Finanzen zuständige Ordenstressler in die Ordenszentrale in Montfort/Starkenberg. Nach deren Verlust 1271 übernahm er in Deutschland wieder die Ballei Österreich. 1279 bestimmte ihn das Generalkapitel in Marburg zum Landmeister sowohl von Preußen als auch von Livland. Dieser Doppelposten spricht für das Vertrauen, das Konrad genoss, war jedoch von einer Person kaum auszufüllen. In Preußen verließ er sich weitgehend auf seinen Marschall und Namensvetter Konrad von Thierberg. 1280 gab er Preußen dann ganz ab, 1281 auch Livland. Statt dessen übernahm er 1282 die Ballei Franken. Aus Franken wurde bald das ganze Deutschland als Aufgabengebiet. 1284 stieg er zum Deutschmeister auf.

Auch nach seiner Wahl zum Hochmeister blieb Deutschland der Schwerpunkt seiner Arbeit. In die neue Zentrale nach Venedig reiste er als Hochmeister nur ein einziges Mal und das auch nur kurz. So blieb denn auch Konrads altes Amt des Deutschmeisters nach seinem Aufstieg zum Hochmeister über Jahre unbesetzt.

Bevor jedoch Konrad 1295 zu einer rund einjährigen Inspektionsreise durch Preußen das Reich verließ, wurde 1294 mit Gottfried von Hohenlohe dann noch ein neuer Deutschmeister ernannt. Auf der Rückreise von dieser Inspektionstour durch Preußen ist Konrad von Feuchtwangen dann 1296 in Prag verstorben.

Konrad erfreute sich bei seinen Ordensbrüdern eines konstant hohen Ansehens und lenkte den Orden nach der Destabilisierung durch den Verlust des Gründungsortes recht souverän, so dass die Folgen für den Deutschen Orden nicht so hart waren wie beispielsweise für die Templer. Sein Orden profitierte dabei weniger von seinen militärischen Fähigkeiten als von seinem Sinn für Verwaltung und Organisation, für Ordnung und Disziplin, Stärken, die als typisch preußisch gelten. M.R.


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