29.03.2024

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18.08.12 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-12 vom 18. August 2012

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

diesmal bekam ich die positive Botschaft frei Haus geliefert. Mein Vetter aus Flensburg rief an, kaum dass die PAZ Folge 30 erschienen war: „Hallo, Ruthcousine, habe gerade die Ostpreußische Familie gelesen, aufgefallen ist mir der Name Lagerpusch. Mit Siegfried bin ich bis 1954 in Flensburg in die Mittelschule gegangen, er ist heute Architekt und lebt in Stuttgart. Und sein Bruder hat hier einen Friseursalon.“ Es handelte sich um die Suchfragen unseres Lesers Werner Mai aus Maisach-Malching nach ehemaligen Gefährten aus seiner Königsberger Kinderzeit. Denn er wollte bestätigt wissen, was ihm in Erinnerung geblieben ist, weil seine Erzählungen oft angezweifelt werden. So fragte er auch nach ehemaligen Mitbewohnern des Hauses Schönstraße 11, in dem sich auch der Friseursalon der Familie Lagerpusch befand. Die Söhne Siegfried und Werner waren damals seine besten Spielkameraden gewesen. Ein Blitzerfolg, den nun Werner Mai in seinem Dankesbrief zu einer gänzlich neuen Wortschöpfung animierte: „In meiner Suche nach Siegfried und Wolfgang Lagerpusch gab es einen Sofortblitzerfolg!“ Unsere Leserin Maria Hauck hatte sich umgehend bei ihm gemeldet, nachdem sie sich in dem Flensburger Friseursalon abgesichert hatte. Auch Frau Hanna Hoefer hatte uns auf diesen Salon hingewiesen. Die positive Nachricht enthielt leider auch einen Wermutstropfen: Einer der Brüder, Wolfgang, verstarb bereits im dänischen Internierungslager. Und wer führt den Salon Lagerpusch in Flensburg? Jetzt gibt es eine heitere Einlage in dieser Suchgeschichte, denn es handelt sich um das jüngste Kind der Familie Lagerpusch, und das war kein Mädchen, wie Werner Mai geschrieben hatte. Er korrigierte nun schleunigst diesen geschlechtsspezifischen Irrtum: „Das gesuchte ,Schwesterchen‘ vom Bild im Nachlass meiner Mutter heißt Klaus und war am Telefon, als ich in Flensburg anrief. Er zeigte sich sehr, sehr erfreut, einen Spielkameraden seines Bruders kennenzulernen und gab mir die Adresse von Siegfried, der jetzt in Stuttgart wohnt.“ Herr Mai kündigt aufgrund dieses Sofortblitzerfolges bereits weitere Suchwünsche an.

Noch schneller löste sich eine Suchfrage auf, die in einer E-Mail vom 4. August enthalten war, und die bereits einen Tag später vom Einsender als „gefunden“ abgemeldet wurde. Es hätte allerdings noch erheblicher Nachfragen bedurft, denn es handelte sich um eine Eintragung im Ostpreußenblatt vom 9. Oktober 1954, auf die sich die E-Mail bezog. Damals wurde der Urgroßvater der jetzigen Schreiberin oder des Schreibers – die E-Mail-Adresse bestand lediglich aus einem Männer- und einem Mädchennamen, die Unterschrift war nur ein Kürzel – gesucht, wahrscheinlich von einer Familie Z. aus dem Kreis Johannisburg. Nach dieser Familie sollte nun geforscht werden. Brauchte ich ja zu meiner Erleichterung nun nicht, denn am 5. August kam die Meldung: „Habe gestern noch in alten Zeitungen gestöbert und durch die Informationen jemanden von der Familie gefunden!“

Wäre die Suche schon mühsam gewesen, so erreicht die nächste einen noch größeren Schwierigkeitsgrad. Der Brief kommt aus den USA und ist an Herrn Heinz Scharmacher gerichtet, als Postadresse ist die alte Anschrift der Landsmannschaft Ostpreußen in der Hamburger Parkstraße angegeben. Adressat unbekannt! Aus dem Inhalt des Schreibens geht hervor, dass Herr Heinz Scharmacher der Einsender des vor Jahrzehnten im Ostpreußenblatt erschienenen Erinnerungsfotos 1100 war, das die Schülerinnen und Schüler der Volksschule von Alt Heidendorf zeigt. Der Ort wurde 1938 ein Ortsteil der Gemeinde Ludendorff, Kreis Labiau. Die Aufnahme ist 1931/32 gemacht worden. Herr Scharmacher erinnert sich noch an die Namen einiger Mitschülerinnen und Mitschüler, so auch an Christel Mattke, die von ihrer Großmutter Anna Mattke erzogen wurde. Und diese Christel ist nun die Mutter der Briefschreiberin Jeanette Christel Berry Heath aus Oswego, die erst jetzt dieses Foto von einem Freund zugesandt bekam. Leider zu spät für die auf dem Foto Abgebildete, denn Christel verstarb bereits im Jahr 1999. Sie hätte sich sicher über dieses Klassenbild gefreut, denn sie hat ihre Heimat nie vergessen, wie die Tochter schreibt: „Meine Eltern sind in den 70er Jahren nach Deutschland zu Besuch gekommen und blieben bei den Kusinen meiner Mutter, die ihr während des Krieges geholfen hatten. Es ist ihr gesagt worden, dass Alt-Heidendorf nicht mehr besucht werden kann, da die ganze Gegend zum Militärgebiet umgewandelt wurde.“ Das hätte die Mutter sehr traurig gestimmt. Christel Mattke hat während des Krieges in Königsberg gearbeitet. Als 1945 die Russen vor Königsberg standen, brachte ihr Arbeitgeber alle Angestellten nach Danzig. Sie hat ihrer Tochter erzählt, dass sie mit einem der letzten Schiffe in den Westen kam. Ein Soldat, der in Heidendorf beheimatet war, half ihr an Bord zu kommen. Christel wurde dann im Westen von den erwähnten Kusinen aufgenommen. Sie kam dann als „Kriegsbraut“ in die USA, „eine Vereinbarung, die ihre Mutter von Amerika aus gemacht hatte“, wie die Tochter schreibt. Wenn auch die Mutter nicht mehr lebt, so würde Frau Jeanette Christel Berry Heath gerne mit Herrn Scharmacher in Verbindung treten. Leider ist er in unserer Kartei nicht mehr vertreten, das Abo erlosch 1996. Seine letzte Anschrift war Haldenweg 41 in 79853 Lenzkirchen. Wenn er oder seine Angehörigen diese Zeilen lesen, mögen sie sich doch bitte an uns wenden, wir leiten die Informationen weiter. Auch andere noch lebende Alt Heidendorfer sind aufgefordert, vor allem ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler von Christel Mattke. (Ute Vollmer, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon 040/41400891, E-Mail: vollmer@preussische-allgemeine.de)

Ich habe ihn einmal einen „Vollblutostpreußen“ genannt, unsern Landsmann Bernd Dauskardt, und dass er damit gerecht bezeichnet wird, bestätigt er mir mit einem neuen Schreiben, in dem er sich an unsere Ostpreußische Familie wendet. Auf seinen vielen Reisen in die Heimat seiner Ahnen hat er sich vor allem mit der Forstwirtschaft beschäftigt, und da speziell mit den deutschen/preußischen Förstereien im Memelland. Seit zwölf Jahren hat Bernd Dauskardt dort recherchiert und geforscht, wobei ihm vor Ort auch litauische Förster behilflich waren. Insgesamt hat er die Geschichte von fünf Oberförstereien/Forstämtern und 38 Revierförstereien/Waldarbeiterstellen dokumentiert. Das Ergebnis sind sechs Ordner mit Forschungsmaterial, das wohl einmalig ist. Zum Abschluss seiner Arbeiten hielt er vor zwei Jahren in Heydekrug einen Vortrag mit Fotos und Dokumenten. Danach wurde dort sein gesamtes Material gescannt und ist zumindest für die Nachwelt in Litauen gesichert. Was hier mit dem Gesamtprojekt geschieht, ist noch nicht geklärt.

In diesem Zusammenhang gelang es Bernd Dauskardt, Kontakt zu ehemaligen Förstern und deren Nachkommen aufzunehmen, sie zu befragen und ihre Angaben zu sichern. Das hat ihm anscheinend auch in Litauen und Polen zu einem „Experten in Forstangelegenheiten“ gemacht – so jedenfalls bezeichnete ihn ein polnischer Jagdspezialist aus Lodz, der sich über das Heimatmuseum Lötzen in Neumünster an ihn wandte. Allerdings betrifft die Frage, von der er sich eine Klärung durch Herrn Dauskardt erhofft, ein masurisches Waldgebiet. Es handelt sich um die Borkener Heide, nordöstlich von Lötzen gelegen. Dort entdeckte nun Herr Andrzej Dobiech tief im Wald in der Umgebung der alten Försterei Waldsee [Wolisko] einen kleinen Friedhof, der zur Oberförsterei Borken gehörte. Drei Grabstätten aus alter Zeit sind noch erkennbar. Es handelt sich um ein Kreuz und zwei Rundtafeln aus Gusseisen. Auf dem Kreuz ist noch der Name des Verstorbenen erkennbar: „Ewald Moritz Ritter, geb. 26 Decbr. 1848, gest. 20 Juli 1872“. Die eine Rundtafel stand auf einem Frauengrab, sie trägt die Inschrift: „Hier ruht in Gott meine liebe Frau und gutte Mutter Marie Wisselinck geb. Schaefer, geb. d. 18. Januar 1837, gest. d. 3. Maerz 1894.“ Die andere Rundtafel befand sich auf dem Grab eines Försters, wie die Inschrift beweist: „Hier ruhet in Gott mein guter Mann & Vater, Koenigl. Foerster Wilh. Wisselinck *d. 8.6.1866 †d. 6.9.1916.“

Herr Dobiech möchte nun einen Artikel über diesen Friedhof für eine Fachzeitschrift schreiben und wendet sich deshalb an Herrn Dauskardt mit der Bitte um alte Aufnahmen von der Borkener Heide und Unterlagen über die Försterei Waldsee. Und er möchte gerne Verbindung zu den Nachfahren der dort Bestatteten aufnehmen, um mehr aus deren Leben zu erfahren. Herr Dauskardt konnte ihm bereits viel Wissenswertes übermitteln. So, dass die Oberförsterei Borken früher zum Landkreis Angerburg gehörte, dass der letzte Forstmeister Ehrenfried Liebeneiner und der letzte Revierförster für Waldsee Oskar Biedert waren. Und es gelang ihm sogar, einen Nachfahren der Familie Wisselinck zu ermitteln. Der in Köln lebende Namensträger hat sich so über die ihm von Bernd Dauskardt zugesandten Unterlagen gefreut, dass er sogleich mit Herrn Dobiech Kontakt aufgenommen hat. Nachfahren von Ewald Moritz Ritter hat aber Herr Dauskardt bisher nicht finden können. Deshalb wendet er sich an unsere Ostpreußische Familie. Es ist anzunehmen, dass es keine direkten Nachkommen gibt, da der Verstorbene nur 24 Jahre alt wurde. Zu erwähnen ist noch, dass sich an dessen Kreuz eine Abbildung von zwei Säbeln befindet – Hinweise auf seine Zugehörigkeit zum Militär, vielleicht zur Kavallerie? Bleibt also nur die Frage: Wem ist der Familienname „Ritter“ aus der Borkener Heide bekannt? (Anschriften: Bernd Dauskardt, Eichenweg 8 in 21279 Hollenstedt, Telefon 04165/80343 und/oder Andrzej Dobiech, 91-158 Lodz, ul. Lniana 4 m 21, Polen.)

Eure Ruth Geede


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