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18.08.12 / Saison für die »Königin der Blumen« / Symbol für Liebe, Freude und Schönheit − Rosengärten als Ort für Kulturveranstaltungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-12 vom 18. August 2012

Saison für die »Königin der Blumen«
Symbol für Liebe, Freude und Schönheit − Rosengärten als Ort für Kulturveranstaltungen

Von Mitte Juni bis Anfang September reicht die Hauptblütezeit der Rose. Seit Jahrtausenden ziert die „Königin der Blumen“ als Kulturpflanze Gärten und Parks in aller Welt, ihre Symbolkraft schlug sich in der Literatur verschiedener Epochen nieder. Rosengärten gab es schon in der Antike, heute erfreuen sich Rosarien großer Beliebtheit.

„Als Allerschönste bis du anerkannt, / Bist Königin des Blumenreichs genannt ...“ dichtete Johann Wolfgang von Goethe. Kaum eine andere Pflanze erfreut sich so großer und unverbrüchlicher Beliebtheit wie die Rose. Eine Vielzahl von Berichten über die Nutzung und Kultur der Rose in Gärten sind aus dem antiken Ägypten und Rom überliefert. Auch im antiken Griechenland wurde sie bereits kultiviert, in Persien hatte vermutlich die Rosenölgewinnung ihren Ur-sprung, die um 1700 in Bulgarien in großem Maßstab durchgeführt wurde. Aus den Kronblättern der Rose wird es gewonnen und dient bis heute der Parfümindustrie als einer der Grundstoffe.

Im Mittelalter galt die Rose als Heilpflanze und wurde deshalb vorwiegend in Klostergärten gezogen. Kulturrosen wurden als Grundstock für die europäische Gartenkunst erst im 15. und 16. Jahrhundert kultiviert. Die Rose hielt als „Königin der Blumen“ in der Zeit des Spätbarocks und Rokokos (1700–1770) Einzug in die Stadt- und Bauerngärten.

Heute fehlt die edelste Blumengattung wohl in keinem Park und in keinem Privatgarten. Aufgrund der Vielfalt ihrer Arten und Sorten steht der Gestaltungsphantasie des Gartenliebhabers nichts im Wege. Ob er einen gepflegten Garten nach englischem Stil oder einen wildromantischen Nutz- und Ziergarten bevorzugt: Für jeden Geschmack stehen Rosenzüchtungen bereit. In Not und schweren Zeiten neigen die Menschen dazu, sich ins Private zurückzuziehen. Euro-Krise, Ver­lustängste und Politikerverdrossenheit führen auch heute dazu, dass Menschen sich lieber den schönen Dingen des Lebens zuwenden. Dazu gehört zweifelsfrei auch das Gärtnern. Die hohen Auflagen von Gartenzeitschriften und der Absatz von entsprechender Ratgeberliteratur sprechen für sich.

Dem Bedürfnis nach Ruhe und Erholung kommen viele Städte entgegen, indem sie Rosengärten, sogenannte „Rosarien“, anlegen lassen. Bad Langensalza, Darmstadt, Sangerhausen oder Eferding in Österreich sind nur einige Beispiele. In Schleswig-Holstein lockt beispielsweise das Rosarium Uetersen zahlreiche Gäste an. In der 2009 umgestalteten Anlage gruppieren sich um den Mühlenteich neben strenger, klassischer Gartenarchitektur Themengärten. In einem Lehrgarten informieren Schautafeln über die Rosenzucht und darüber, wie man eine Pflanze veredelt. Die Tafeln zeigen darüber hinaus, wie vielfältig die Wuchsform ein und derselben Rose sein kann. In einem anderen Teil des durch einen Bachlauf unterteilten Geländes, der den Mühlenteich mit einem weiteren Teich verbindet, verbreiten Duft­rosen von einem Hochbeet aus ihren betörenden Wohlgeruch. Spaliere, Busch- und Strauchrosen, berankte Rosenbögen säumen die Parkwege. Ein besonderes Vergnügen ist es, auf einer der Brücken stehend den Blick über das Gelände schweifen zu lassen, zur einen Seite über Rosensträucher hinein in einen dichten Laubbaumbestand, zur anderen Seite über das Wasser hin zum Pavillon und zu einer Insel, einem echten Blickfang. Laut Stadtinformation ist das Rosarium Uetersen zum Besuchermagnet geworden, der sowohl zur Ruhe und Besinnung einlädt, als auch zum Ausflugsziel für Vergnügungssuchende werden kann. Zur Hauptblütezeit von Mitte Juni bis Anfang September findet jeden Sonntag um 10.30 Uhr eine kostenlose Rosarium-Führung statt. Und am Nachmittag gibt es ein kleines Platzkonzert im Musikpavillon. Um das Angebot abzurunden, wird − vorausgesetzt das Wetter spielt mit − an 365 Tagen im Jahr unter dem Ensemble aus Rosengittern auf der „Hochzeitsinsel“ getraut.

Uetersen hat als Rosenstadt Tradition. Es hatte um das Jahr 1800 an Bedeutung gewonnen, als in der emporstrebenden Hansestadt Hamburg der Bedarf an Pflanzen und Parkanlagen wuchs. Zu dieser Zeit entstanden im Kreis Pinneberg Baum- und in Uetersen Rosenschulen.

Der Rosenzüchter Ernst Ladewig Meyn, dem im Lehrgarten ein Denkmal gesetzt wurde, entwickelte das Verfahren der Steck­lingsvermehrung, wodurch es möglich wurde, veredelte Rosen zu züchten, die quantitativ und qualitativ den Marktanforderungen entsprachen. Bereits 1909 fand die erste deutsche Herbstrosenschau in Uetersen statt, an der sich 20 Rosenzüchter aus dem Ort und auch der nahen Umgebung beteiligten. Die drei Männer Ernst Ladewig Meyn, Mathias Tantau und Wilhelm Kordes errangen Weltgeltung auf dem Gebiet der Rosenzüchtung. Auch heute dienen Rosarien noch dazu, die Neuzüchtungen ihrer Nachfahren den Menschen vorzustellen.

Die vor Ort ansässigen Rosenzüchter bieten nicht nur ihre Ware zum Verkauf an, sie geben auch Tipps zur Anpflanzung und zur Pflege der Pflanzen, auch übers Internet. Viele mögen denken, dass es beim Züchter mehr kostet als in der Gärtnerei nebenan, doch ein Preisvergleich lohnt sich. Hochwertige Rosen gibt es zum kleinen Preis. Bestellt man per Internet, bekommt man sie sogar bequem nach Hause geliefert.

Rosen gelten als Symbol der Liebe, Freude und Schönheit. Wer sie geschenkt bekommt, dessen Herz öffnet sich. „Ach, wären doch alle Menschen so schön wie die Rosen“, sinnierte ein Vorübergehender, wohl an Matthias Claudius’ Worte erinnert: „Siehe die Rosen im Garten / Öffnen sich alle dem Licht, / Seele, meine Seele, / Zögere du nicht“.Manuela Rosenthal-Kappi


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