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18.08.12 / Vom Fanatismus begeistert / Nationalsozialisten warben gezielt Moslems als Soldaten an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-12 vom 18. August 2012

Vom Fanatismus begeistert
Nationalsozialisten warben gezielt Moslems als Soldaten an

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“ Dieses Motto dürfte wohl am stärksten die Beziehung zwischen Hitler und den Muslimen verschiedenster Länder bezeichnen. In „Hitlers Muslime. Die Geschichte einer unheiligen Allianz“ schildert der Publizist Volker Koop, wie vor allem der Hass gegen Juden Muslime und Nationalsozialisten einte. Aber es gab durchaus noch andere Gründe, warum Muslime vom Balkan, dem Kaukasus oder auch aus dem Nahen Osten Hitler unterstützten. Sie hofften, durch seine Hilfe einen eigenen Staat zu erlangen und sich an ihren kolonialen beziehungsweise sowjetischen Unterdrückern zu rächen.

So manchen mag erstaunen, wie viele Muslime aus den verschiedensten Herkunftsländern in Waffen-SS und Wehrmacht dienten. Der Autor weist anhand mehrerer Zeitzeugenberichte nach, dass Hitler die Muslime aufgrund ihres Fanatismus bewunderte. Sie waren für ihn die idealen Soldaten für seine Sache. Und selbst dem Islam konnte der Diktator einiges abgewinnen. Koop erwähnt aber auch, dass die Deutschen im Reich wenige Berührungspunkte mit Muslimen hatten. Nur wenige Tausend lebten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und diese waren, wie einige im Buch abgedruckte Fotos verdeutlichen, optisch weniger auffällig als heute. Eine Aufnahme, die die Berliner muslimische Gemeinde der Moschee am Fehrbelliner Platz Ende der 1920er zeigt, bildet eine größere, bunt gemischte Gruppe fröhlich in die Kamera schauender Männer, Frauen und Kinder ab. Keine der Frauen trägt ein Kopftuch, nur wenige Männer haben einen Turban auf dem Kopf.

Vor allem bei den kriegsgefangenen Sowjetsoldaten fand Hitler Muslime, die bereit waren, als Soldat, aber auch als Spion für Deutschland tätig zu werden. Aber trotz exakter Pläne gelangen manche in der Umsetzung nicht. So sollten muslimische Angehörige der Roten Armee im Rahmen des „Unternehmens Zeppelin“ Sabotageakte auf dem Boden der UdSSR begehen. Vor allem aus Turkestan stammenden Männern sprachen die Nationalsozialisten den Mut zu, als Saboteure zu agieren. Doch der Autor erklärt auch, warum das Unternehmen am Ende scheiterte. Auch mit den Muslimen vom Balkan gab es Probleme. So weigerten sich die Bosniaken, mit kroatischen Katholiken zusammenzuarbeiten und meuterten. Trotzdem gab es 1942 rund 50 muslimische Bataillone, die überwiegend im Kampf gegen Partisanen auf russischem Gebiet eingesetzt wurden.

Es erscheint einem aus heutiger Sicht absolut naiv, dass die NS-Propagandamaschine versuchte, Hitler den Muslimen als „Licht des Propheten“ zu verkaufen. Doch er hatte auch einige Muftis auf seiner Seite, die ihren Leuten tatsächlich Hitler als Heilsbringer verkauften. So zitiert Koop einige Gebete, in denen Hitler als eine Art Erlöser dargestellt wird.

Noch mehr verbiegen mussten sich die Nationalsozialisten allerdings dabei zu erklären, wieso Muslime, die überwiegend als rassisch minderwertig beurteilt wurden, in der arischen Elite-Truppe Waffen-SS dienen durften und auch noch Rücksicht auf ihre Religion und Traditionen genommen werden musste. Der Autor zitiert hier aus mehreren „Gebrauchsanweisungen“ zum Umgang mit den Muslimen und verdeutlicht, dass die Nationalsozialisten einige ihrer eigenen Überzeugungen hintanstellten, um den Fremdgläubigen entgegenzukommen. Selbst zwei Ausbildungsstätten für Imame sollten geschaffen werden.

Doch am Ende waren sich die Nationalsozialisten selbst am nächsten. Die Waffen, die die muslimischen Einheiten erhielten, waren meist die ältesten Modelle und man ließ sie im Ernstfall allein in der Gefahr zurück. Auch hatte Hitler nie vor, selbst nach einem Sieg nicht, allen Muslimen ihren versprochenen Staat zu ermöglichen. Die Krim sollte Deutschen vorbehalten sein, die Krimtataren waren da im Weg.

Obwohl schon unendlich viel über die Zeit des Nationalsozialismus veröffentlich wurde, ist es Volker Koop mit „Hitlers Muslime. Die Geschichte einer unheiligen Allianz“ gelungen, einen bisher wenig beachteten Aspekt zu finden und interessant darzustellen. Nur sein Mitleid mit den aus seiner Sicht von Hitler ausgenutzten Muslimen stört, denn sie ließen sich zu einer Zeit mit dem Diktator ein, als dieser bereits die Maske der Anfangsjahre hatte fallen lassen, so dass sie wissen mussten, wem sie da folgten. Allerdings war er ihre einzige Alternative zum Kommunismus beziehungsweise ihren Kolonialherren. Demzufolge ist Mitleid fehl am Platz, ein gewisses Verständnis für ihr Handeln aber vorhanden.            Rebecca Bellano

Volker Koop: „Hitlers Muslime. Die Geschichte einer unheiligen Allianz“, be.bra verlag, Berlin 2012, geb., 283 Seiten, 24,95 Euro


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