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25.08.12 / Abkehr vom Papst / Das katholische Irland verschwindet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-12 vom 25. August 2012

Abkehr vom Papst
Das katholische Irland verschwindet

Nur noch 47 Prozent der Iren bezeichnen sich selbst als religiös, so lautet das von der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“ veröffentlichte Resultat einer Umfrage. Noch im Jahr 2005 hatte der Wert für Irland – das neben Polen als katholisches Land schlechthin gilt – noch 69 Prozent betragen. Noch ein weiteres erstaunliches Ergebnis förderte die Umfrage des Marktforschungsinstituts „Gallup“ zu Tage: Irland zählt inzwischen zu den zehn Ländern mit dem höchsten Anteil an Atheisten, und deren Anteil an der Bevölkerung wächst. Lediglich in Vietnam ist der Säkularisierungstrend stärker als in Irland.

Für diese Entwicklung gibt es gute Gründe: Immer mehr Iren fühlen sich der katholischen Kirche regelrecht entfremdet. Im Rück-blick lassen sich die frühen 90er Jahre als Zeitraum ausmachen, in dem die verstärkte Abkehr von der Kirche begonnen hat. Ein Ordensmann, gegen den in Nordirland massive Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe auf Kinder erhoben worden waren, hatte sich damals in die Republik Irland abgesetzt. Wie sich später herausstellte, war er unter anderem deswegen über Jahre von Strafverfolgung verschont geblieben, weil irische Behörden einen Auslieferungsantrag des ungeliebten Nordirlands bewusst verschleppt hatten.

Der Schutz für den mutmaßlichen Kinderschänder war kein Einzelfall: Mittlerweile haben vier Berichte des irischen Parlaments zu sexuellen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ein verheerendes Bild von der Rolle der Kirche, aber auch der irischen Behörden gezeichnet. So waren in dem 2005 veröffentlichten „Ferns-Report“ etwa 100 Missbrauchsfälle zwischen 1966 und 2005 untersucht worden. Kein einziger der 21 Priester, denen darin sexuelle Gewalt vorgeworfen wurde, hatte sein Priesteramt verloren oder musste sich vor der Justiz verantworten.

Nach 20 Jahren, in denen zahlreiche Skandale bekannt geworden sind, ist nicht nur das Verhältnis vieler Iren zum Vatikan auf einem Tiefpunkt angekommen. Nachdem Ministerpräsident Enda Kenny (Fine Gael) dem Vatikan eine „dysfunktionale, abgehobene, elitäre und narzisstische Kultur“ vorgeworfen hatte, ist nun der Botschafter des Heiligen Stuhls in Dublin zu „Konsultationen“ nach Rom zurückbeordert worden. N.H.


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