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25.08.12 / Draghi treibt Goldpreis / Anleihekäufe der Notenbanker drückten bislang Kurs nach oben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-12 vom 25. August 2012

Draghi treibt Goldpreis
Anleihekäufe der Notenbanker drückten bislang Kurs nach oben

Wohin will der Goldpreis? Bislang galt der Kurs des Edelmetalls als „stark volatil“ (heftig schwankend). Nun jedoch pendelt sich der Preis seit etwa einem Jahr bei rund 1300 Euro pro Unze (gut 31 Gramm) ein. In US-Dollar berechnet gab der Kurs von seiner Allzeitspitze bei gut 1900 im September 2011 sogar 300 Dollar ab. Mittlerweile klebt der Preis seit Monaten im Bereich um 1600 US-Dollar fest.

Dabei bildete der Goldkurs in den vergangenen elf Monaten einen sogenannten Keil aus. Das bedeutet: Die Schwankungen wurden von Ausschlag zu Ausschlag geringer, bis fast kein nennenswertes Auf und Ab mehr zu sehen war. Indes: Solch ein Keil wird von Börsenprofis als Vorbote eines starken Ausbruchs gewertet. Soll heißen: Den immer geringeren Schwankungen folgt ein abrupter Schwenk, der die Notierungen entweder massiv nach oben oder unten führt.

Skeptiker weisen darauf hin, dass die private Nachfrage nach Jahren des Zuwachses 2012 erstmals zurückgegangen sei. Vor allem indische Käufer, die einen der größten nationalen Goldmärkte bilden, hätten ihre Käufe drastisch zurückgefahren. Dies lag einerseits an einer Verdoppelung des Importzolls durch die indische Regierung, andererseits an einer Schwächephase der indischen Währung, die den Goldkauf für Inder zuletzt zusätzlich verteuert hat. Doch auch in anderen Ländern halten sich Privatinvestoren seit Monaten eher zurück.

Ganz anders die Notenbanken. Die hatten jahrzehntelang mehr Gold verkauft als gekauft und damit den Kurs auf Tiefstände gedrückt. Seit einigen Jahren jedoch sind sie auf die Käuferseite gewechselt. Sollten die Notenbanken im weiteren Verlauf des Jahres so viel Gold kaufen wie in den ersten sieben Monaten, dann werden sie Ende 2012 so viel von dem Edelmetall geordert haben wie seit 1964 nicht mehr.

Allerdings beeinflussen die Notenbanken den Goldpreis offenbar weniger durch ihre Käufe von Gold als vielmehr durch ihr Engagement bei der Staatsschulden-Finanzierung: Jedesmal, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) oder die US-Notenbank Fed Staatsanleihen kaufte, um damit die Zinsen für Staatsschulden zu drücken, machte Gold einen Satz nach oben.

Durch die Anleihen-Ankäufe blähen die Notenbanken ihre Bilanzen auf. Wer den Verlauf des Goldpreises mit der Entwicklung der Bilanzsumme von Fed oder EZB vergleicht, der sieht einen nahezu parallelen Verlauf. Nachdem schließlich auch Kanzlerin Angela Merkel EZB-Präsident Mario Draghi grünes Licht für weitere Anleihekäufe gegeben hat, halten es Experten nur für eine Frage der Zeit, wann Draghi erneut Anleihen europäischer Krisenstaaten kaufen und so die Bilanz der EZB weiter erhöhen wird. Auch im Falle der USA sind weitere Aufkäufe von Staatsanleihen durch die Fed eher wahrscheinlich. Dies dürfte dem Goldpreis neuen Auftrieb verleihen.

Auf längere Sicht arbeitet überdies China daran, Gold wieder eine stärkere Rolle im Weltwährungssystem zu übertragen. Das verliehe dem Kurs fundamentalen Rückenwind. Hans Heckel


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