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25.08.12 / »Auf eine glückliche Zukunft« / Memel feierte im Beisein zahlreicher Gäste aus der Bundesrepublik sein 760-jähriges Bestehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-12 vom 25. August 2012

»Auf eine glückliche Zukunft«
Memel feierte im Beisein zahlreicher Gäste aus der Bundesrepublik sein 760-jähriges Bestehen

Zum 760. Stadtjubiläum von Memel hatte der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise (AdM), Uwe Jurgsties, von Mannheim aus eine Reise in die Stadt organisiert. Dazu kamen zahlreiche Memelländer, die privat angereist waren.

Mit dabei war die Chorgemeinschaft „Sängervereinigung Heddesheim, Germania Neckarhausen und Sänger-Einheit Viernheim“ unter der Leitung von Sonja Kirsch, die mit mehreren Konzerten auftrat. Am 29. Juli wollte die Chorgemeinschaft auf der „Hohen Düne“ in Nidden unter Mitwirkung der Folkloregruppe aus Nidden bei schönstem Wetter ein Konzert geben. Aber es kam anders. Bei über 30 Grad Wärme entwickelte sich ein Gewitter, das in einen Tornado mit Windhose ausartete. Eingehüllt in den weißen Sand der Düne verließen Sänger und Publikum fluchtartig die „Hohe Düne“. Wenigstens kam niemand ernsthaft zu Schaden. Auch in Nidden und entlang der Straße zur Fähre riss die Windhose eine Schneise der Verwüstung. So etwas hatte man auf der Kurischen Nehrung noch nicht erlebt.

Das Konzert wurde dann am 31. Juli im Hof der Simonaitytes-Bibliothek in Memel anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Transportwesen im Memelland“ aus den Beständen des AdM-Archivs nachgeholt. Den größten Teil der Ausstellung konnte man dann im alten Bahnhof von Memel bewundern. Im Innenhof der Bibliothek, umrahmt vom alten Gerlach-Haus und dem angegliederten Neubau, begrüßte Direktor Juozas Siksnelis die zahlreichen Zuschauer. Das Grußwort des AdM-Vorsitzenden Jurgsties wurde in altbewährter Weise von der Mitarbeiterin des Simon-Dach-Hauses (SDH) Rasa Miuller übersetzt. Dann erfolgte der musikalische Hochgenuss der Chorgemeinschaft mit den schönsten Melodien aus Oper, Operette und Musical. Anschließend konnte das AdM-Archiv besichtigt werden. Bei Bier und Laugengebäck von der Bäckerei Prökuls traf man sich anschließend im Garten des SDH zum geselligen Beisammensein. Dort traf auch ein Bus aus Heydekrug mit Mitgliedern des Vereins Heide als Besucher ein. Es wurde schon dunkel, als sich alle auf den Heimweg machten. Ein Zeichen, dass man sich viel zu erzählen hatte.

Am 1. August war nun der große Tag da. Unzählige Verkaufsstände und Buden säumten die Straßen, Plätze und das Dange-Ufer. Schon früh weckten Fußgruppen in Kostümen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts die Bewohner der Altstadt. An der Burganlage wurde wie jeden Tag die Memelflagge gehisst. Im Konzertsaal, dem ehemaligen Schützenhaus, fand vor 800 geladenen Gästen der Festakt zum Stadtjubiläum statt. Nach einer tänzerischen Eröffnung, welche die Entstehung der Stadt Memel darstellte, begrüßte Bürgermeister Vytautas Grubliauskas die Gäste. Weitere Grußworte kamen von der Präsidentin der Republik Litauen, Dalia Grybauskaite, dem Vertreter der japanischen Partnerstadt Memels, dem Bundesvorsitzenden der AdM sowie der Vertreterin des Dachverbandes der Stadtverwaltungen. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von einem Cellisten und dem A-cappella-Chor. Zuletzt betrat die aus Kindern und Jugendlichen bestehende Folkloregruppe aus Nidden in historischen Kostümen mit Vogelgezwitscher die Bühne und sorgte mit einem flotten Lied für einen heiteren Abschluss. Fast zeitgleich luden deutsche Geschäftsleute aus dem Memelland die angereisten Memelländer zu einem Imbiss mit Fleischkäs, Brötchen und Bier in das SDH ein.

Ein bedeutendes Ereignis für die Memelländer fand um 14 Uhr im Beisein von Bürgermeister Grubliauskas auf dem früheren Standort der Johanniskirche in Memel statt: die Grundsteinlegung für die neue Johanniskirche. Den Gottesdienst hielt Pastor Reinholdas Moras zusammen mit dem Bischof der Litauischen-Lutherischen Kirche Mindaugas Sabutis sowie einigen Pastoren. Die Gemeinde sang gemeinsam „Ein feste Burg ist unser Gott“ und „So nimm denn meine Hände“: Grußworte sprachen außer Jurgsties der Leiter der Initiativgruppe zum Wiederaufbau der Johanniskirche Jurgies Ausra und Wolfgang Wiethoff von der deutschen Botschaft in Wilna. Musikalisch umrahmt wurde die feierliche Zeremonie von der Chorgemeinschaft Sonja Kirsch, dem Kirchenchor und einem Bläserorchester. Über der Stelle, an der die Grundsteinlegungs-Urkunde in den Boden eingemauert ist, erinnert ein großer Gedenkstein an die Grundsteinlegung. Am späten Nachmittag fand unter der Leitung des SDH-Direktors Arnold Piklaps im heutigen Skulpturenpark, dem ehemaligen Memeler Städtischen Friedhof, am Gedenkstein der AdM die Gedenkfeier für die ehemaligen Memeler Bürger statt. Dort sprachen Memels Vizebürgermeister Arturas Šulcas, Wiethoff, die Leiterin des Instituts für Geschichte und Archäologie an der Universität Klaipeda, Silva Pocyte, und Jurgsties. Anschließend wurden Kränze der deutschen Botschaft, der AdM und der Stadt Memel niedergelegt. Auch dort sang die Sängervereinigung Sonja Kirsch die Lieder „Amen“ und „Heilig, heilig, heilig“. Zum Abschluss sang die Chorgemeinschaft Kai Müller aus Stuttgart zwei flotte Weisen, die nicht so recht zu der Gedenkfeier passen wollten.

Am späten Abend des 1. August lud die Stadt zu einer Feier „Stadt und Mensch“ mit vielen Darbietungen an der Memelburg ein. Den Höhepunkt bildete ein phantastisches Feuerwerk. Karin Gogolka


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