19.04.2024

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01.09.12 / Um das Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Jan Heitmann:
Um das Leben

Der Stuhl des Bundesgesundheitsministers ist keiner, auf dem ein Politiker wirklich glücklich wird. Kaum ein anderes Politikfeld wird so von partei- und verbandspolitischen Interessen beeinflusst wie die Gesundheitspolitik. Das mag man beklagen, aber man hat sich inzwischen daran gewöhnt, damit zu leben. Nicht damit leben kann man hingegen, wenn es um das Leben geht. Das Leben derjenigen, die auf ein Spenderorgan warten. Der Skandal um den Göttinger Transplantationsmediziner muss Konsequenzen für das Organspendewesen haben. Doch die Reaktionen darauf sind bislang nichts als Aktionismus. Von schärferen Sanktionen und unangemeldeten Kontrollen ist die Rede. Sogar die Schließung von Transplantationszentren wird propagiert. Vieles von dem, was gefordert wird, macht das Transplantationsgesetz schon jetzt möglich. Und der Vorschlag, Transplantationszentren zu schließen, ist so blödsinnig wie die Idee, die Kriminalität durch die Schließung von Polizeiwachen bekämpfen zu wollen.

Bei der ganzen Debatte gerät vollkommen aus dem Blick, worum es eigentlich geht: Um die vielen todkranken Menschen, deren Leben nur durch ein Spenderorgan gerettet werden kann. Sie haben Anspruch auf eine schnelle Lösung. Es braucht klare Regeln zur Organtransplantation, die dauerhaft Bestand haben. Kein Gesundheitsexperte hat hier eine Patentlösung parat. Deshalb geht es nicht ohne ein gründliches Abwägen aller Möglichkeiten. Diese Debatte muss jedoch lösungsorientiert geführt werden und darf nicht zur Durchsetzung von Partikularinteressen der Parteien, Verbände und Lobbygruppen missbraucht werden. Denn es geht um das Leben.


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