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01.09.12 / Kinder als Manövriermasse / Deutsche Schüler sollen zum Zweck der Ausländer-Integration gleichmäßiger verteilt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Kinder als Manövriermasse
Deutsche Schüler sollen zum Zweck der Ausländer-Integration gleichmäßiger verteilt werden

An Berlins Lenau-Grundschule ist ein von Eltern begonnener Streit um die ethnische Verteilung der Kinder auf die Klassen oberflächlich beigelegt. Die Debatte zeigt indes den Trend zu regelrechten Fluchtbewegungen deutscher Eltern aus Kiezschulen. Die Schulpolitik des Senats kommt inzwischen selbst an Grundschulen mit der Wirklichkeit nicht mehr mit.

Berlins Immigrantenanteil steigt. Vor allem aus Südeuropa kommen zurzeit viele der neuen Zuwanderer. Berlins Schulsystem steht mit der Einbindung der Zuwandererkinder aber vor kaum zu bewältigenden Problemen. Das zeigen jüngste Proteste von Eltern an der Lenau-Schule in Kreuzberg. Dabei geht es vordergründig um Spracherwerb, Chancengleichheit und eine ausgewogene Schülermischung, doch die Kategorie Herkunft spielt offenbar eine immer größere Rolle.

Einigen Eltern mit Immigrationshintergrund missfiel die Schülerverteilung der Erstklässler in zwei Klassen. Sie warfen der Schule Diskriminierung wegen angeblicher herkunftsmäßiger Trennung der Kinder vor. Deutsche Eltern drohten wiederum, ihre Kinder von der Schule zu nehmen. Nun scheint der Streit beigelegt, zehn deutsche Kinder wechseln die Klasse. Die Eltern reichen sich die Hand und üben Schadensbegrenzung.

Die grundlegenden Probleme bei der Integration sind damit aber nicht bewältigt. Der Ton ist schärfer geworden. Medien hatten berichtet, an der Schule sei eine Klasse zu 85 Prozent aus deutschen Kindern geformt worden, während eine andere Klasse nur Kinder türkischer oder arabischer Muttersprache zusammenfasse. Tatsächlich durften Eltern ihre Kinder eigenständig und zusammen anmelden. Wer schon in der Kindertagesstätte zusammen war, durfte zusammenbleiben.

Die meist türkischen Eltern, die sich nun beschweren, kümmerten sich zumeist erst spät darum, mit wem ihre Kinder die Schulbank drücken. Vor allem die deutschen Eltern hingegen nutzten die Gruppenanmeldung. Die sollte aber gerade eine Durchmischung der Klassen erleichtern. Nun hat die Schule nachgegeben, nachdem ihr manche Eltern sogar Rassismus vorgeworfen hatten.

Bildungseinrichtungen stehen so gleich mehrfach unter Druck: Sie müssen die politisch-ideologischen Schulvorgaben Berlins wie das kurz nach Einführung nun wieder abgeschaffte gemeinsame Lernen erfüllen. Sie haben sich dabei auf Gruppenanmeldungen eingelassen, auch um deutsche Eltern in den durch Zuwanderung geprägten Schulen zu halten. Hamburger Schulen fragen Eltern wegen derart komplexer Ansprüche bereits, ob sie Kinder mit Immigrationshintergrund überhaupt statistisch verzeichnen dürfen, ohne als rassistisch zu gelten.

Gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz werden Kinder in Kategorien eingeteilt. Es gibt Muttersprachler mit Immigrationshintergrund, fremdsprachige Kinder mit und ohne deutschen Pass und alle müssen chancengerecht und nach Elternwille verteilt und gefördert werden. Offiziell sprechen 1400 Schüler Berlins kein Deutsch, 2011 waren es 1000. Einige Grundschulen hoffen, mit viel Eigeninitiative und speziellen Lerngruppen diese Kinder auf den Unterricht vorzubereiten, doch ein politisches Konzept fehlt.

Vor allem der Zuzug von Romakindern lässt die Zahl derer hochschnellen, denen die deutsche Sprache fremd ist. Dass Kinder, die keine Freunde mitbringen können, als Außenseiter starten, ist zum Politikum geworden. Kinder, die Deutsch nicht ihre Herkunftssprache nennen, machen 75 Prozent der Schüler an der Lenau-Schule aus. Die Hans-Fallada-Grundschule steht sogar vor der Aufgabe, 100 Romakinder in den deutschen Schulalltag einzugewöhnen.

Das ist faktisch kaum möglich. Die Verantwortung dafür will die Politik auf die Schulen abwälzen, denn 300000 Euro für die geplanten, schlecht bezahlten sogenannten Sprachmittler können den registrierten weiteren Zuzug umfangreich zu betreuender Kinder kaum bewältigen helfen.

Politiker der Grünen stellen nun die sogenannten Deutsch-Garantie-Klassen der Gustav-Falke-Schule in Wedding der kritisierten Lenau-Schule lobend gegenüber. Doch dortige Deutsch-Tests verlagern das Problem nur: Für manche der nun protestierenden Eltern war die Lenau-Schule bereits die letzte Wahlmöglichkeit.

Neueste Umfragen wie die der Berliner Meinungsforscher der Info GmbH zeigen zudem, dass die Bedeutung des Spracherwerbs bei Türken in Deutschland eher an Gewicht zu verlieren scheint: Zwar stimmen 84 Prozent der befragten Türken zu, dass nur über Spracherwerb Integration gelingt, 2010 teilten mit 89 Prozent aber noch mehr diese Ansicht. Laut der Umfrage sagten zudem 62 Prozent der 1000 Teilnehmer, dass sie am liebsten mit Türken zusammen sind.

Diese selbst gewählte Isolation führt offenbar zu Realitätsverlust. Tatsächlich sind die jüngsten Elternvorwürfe bei näherer Betrachtung kaum haltbar. In der kritisierten Klasse sind zwar viele Schüler mit ausländischen Eltern, doch sind es solche, bei denen zu Hause Deutsch gesprochen wird. Dass die Klasse nun aufgelöst wird, hilft der Schule also nicht. Sverre Gutschmidt


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