26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.09.12 / »Es gilt, Preußen zu würdigen« / Aus Anlass ihres Sommerfestes gab der Präsident der Preußischen Gesellschaft, Volker Tschapke, der PAZ ein Interview

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

»Es gilt, Preußen zu würdigen«
Aus Anlass ihres Sommerfestes gab der Präsident der Preußischen Gesellschaft, Volker Tschapke, der PAZ ein Interview

PAZ: Herr Tschapke, die Preußische Gesellschaft wurde vor 16 Jahren gegründet. Was war damals die Motivation, den Verein ins Leben zu rufen?

Volker Tschapke: An Bismarcks Geburtstag 1993 kam ich nach Berlin. Durch mein Elternhaus, meine Schule und den weiteren Lebensweg geprägt, wurde mir sehr intensiv klar, dass der beste Teil der über 1000-jährigen deutschen Geschichte nicht zu kurz kommen darf und dass es deswegen das Mindeste, was wir tun konnten, war, einen Verein nach Vereins­recht, eben die Preußischen Gesellschaft, zu gründen. Es gilt, Preußen als etwas ganz Besonderes im Rahmen unserer deutschen Geschichte zu würdigen und dies auch unseren Nachfahren, unseren Kindern weiter zu vermitteln.

PAZ: Haben sich die Ziele der Preußischen Gesellschaft in den letzten Jahren verändert?

Tschapke: Seit der Gründung unserer Preußischen Gesellschaft sind unsere Ziele in unserer Satzung und Programmatik: „Preußen – eine bleibende Idee“ festgeschrieben und sind für jedermann einsehbar unter www.preussen.org. Diese völlig zeitlosen Ziele, die in jedem Falle auch für die Zukunft unserer Gesellschaft ihren Wert behalten werden, haben sich natürlich nicht geändert! Verantwortung, Pflichtbewusstsein und Toleranz sollen ihren hohen Stellenwert als moralische Kategorien zurückerhalten, Sparsamkeit und Genügsamkeit als erstrebenswerte Tugenden gelten.

PAZ: Dieses Jahr feiern wir den 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen. Die Preußische Gesellschaft (PG) organisiert aus diesem Anlass viele Veranstaltungen. Welche können Sie besonders hervorheben?

Tschapke: Friedrich der Große ist sowohl als Politiker als auch als Philosoph der Patron unserer Gesellschaft. Gerade als Preußische Gesellschaft ist es uns eine Ehre, diesen ganz besonderen Menschen der Geschichte oder des Königreiches Preußen, Fried­rich den Großen, zu würdigen. Wir haben das etwas anders gemacht als im übrigen Deutschland. So haben wir zu diesem Thema sehr viele Botschafter sprechen lassen und einer dieser Höhepunkte war sicherlich der Besuch des ungarischen und polnischen Botschafters, die aus der Sicht Ungarns und Polens gesprochen haben. Sie haben dabei auch jeweils die besonderen Fähigkeiten dieses großen Staatmannes sehr gewürdigt und hervorgehoben! Abgesehen von diesen Veranstaltungen hatten wir unseren üblichen Neujahrsempfang gefeiert. Dieses Jahr konnten wir erneut rund 900 Gäste begrüßen, dabei waren internationale Gäste aus dem gesamten diplomatischen und Militärattachéekorps, aber auch viele, viele andere Würdenträger und Repräsentanten aus Politik, den Religionsgemeinschaften, Handel und Wandel, Verbänden der Berliner und deutschen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang machen wir in diesem Jahr zum zweiten Mal ein Sommerfest, zu dem wir das gesamte diplomatische und Militärattachéekorps eingeladen haben, um auch in diesem Rahmen den 300. Geburtstag Fried­richs des Großen zu würdigen.

PAZ: Inwiefern genau unterscheiden sich der Neujahrsempfang und das Sommerfest?

Tschapke: Der Neujahrsempfang, den wir seit Anbeginn machen, ist unser jährlicher Höhepunkt, der immer in der Nähe des 18. Januars liegt, was sowohl das Gründungsdatum des Königreichs Preußen als auch das des deutschen Kaiserreiches ist. Es liegt natürlich auch ganz in der Nähe von dem Geburtstag Fried­richs des Großen. Immer eben in ganz besonderen Würdigung dieses 18. Januars, der ja eine unendliche Bedeutung für den gesamten Verlauf der preußischen und dann auch der deutschen Geschichte hat, denn ohne dieses Datum hätte es das durch Bismarck gegründete Deutschland nicht gegeben. Neben unserem Neujahrsempfang begehen wir nun dieses Jahr auch unser Sommerfest. Wir pflegen zu dem diplomatischen und Militärattachéekorps sehr gute Kontakte, weil Preußen mit vielen Ländern auf ganz unterschiedliche Weise verbunden war. Wir befinden uns daher in guter Tradition im Gedankenaustausch über Preußen mit Bezug auf Aktuelles und können uns gleichzeitig für die vielen Einladungen zu den verschiedensten Anlässen sehr herzlich bedanken! Dass die Preußische Gesellschaft am Gen­dar­menmarkt ihren Sitz hat, zeigt die innere Verbindung unserer PG mit Preußen und der ganzen preußischen Geschichte sowie die Würdigung aller aus aller Herren Länder hierher nach Preußen Zugewanderten. Unser jetziger Stammsitz kann nur noch durch ein Stammquartier im Stadtschloss überboten werden.

PAZ: Neben den Großveranstaltungen wie dem Sommerfest organisieren Sie auch viele interessante Vorträge. Können unsere Leser, ohne ein Mitglied der Preußischen Gesellschaft zu sein, an diesen teilnehmen?

Tschapke: Da die Preußische Gesellschaft genauso weltoffen wie das Königreich Preußen und dann das von Reichskanzler Fürst Bismarck geschaffene einheitliche Deutschland ist, ist es für uns selbstverständlich, dass ein jeder, der an der lebendigen Idee Preußens interessiert ist, gerne an unseren Veranstaltungen teilnehmen kann, gerne gesehen ist – und natürlich auch Mitglied bei uns werden kann. Alles dazu Notwendige erfährt man stets über unser Internet auftritt! Da werden diese Veranstaltungen in aller Regel auch zeitgerecht veröffentlicht, so dass jeder, der das dort sieht, sich bei uns gerne einfinden und zuhören kann. Man muss nicht zwingend Mitglied sein, aber selbstverständlich lebt auch eine Preußische Gesellschaft nur dadurch, indem sie viele, viele Mitglieder und in Sonderheit auch viele, viele junge Mitglieder hat. Es sind alle immer herzlich willkommen.

PAZ: Es werden viele Vorträge im Rahmen der Arbeit der Preußischen Gesellschaft veranstaltet. Inwiefern spielt die Preußische Gesellschaft auch eine politische Rolle?

Tschapke: In unserer Zielsetzung heißt es, dass wir uns nicht als Historienverein verstehen, sondern dass wir die gelebte preußische Politik, speziell die von Fried­rich dem Großen, als Fundament dazu benutzen, um auch zu tagespolitischen Dingen Stellung zu beziehen. Wir sind jedoch keine Partei, aber nach dem alten Gusto des gesamten preußischen Lebens gehört dazu eben auch der Stolz vor dem Königsthron, auch, eine politische Meinung zu haben. Wir erlauben uns Dinge zu sagen, die sich nicht durch diese Geißel der sogenannten „political correctness“ einfangen lassen, allerdings immer mit beiden Beinen fest auf unserem Grundgesetz stehend.

PAZ: Der Begriff und die Symbolik des „Preußischen“ werden häufig negativ konnotiert. Was tut die Preußische Gesellschaft, um dem entgegenzuwirken?

Tschapke: Ein wesentlicher Kernpunkt dieses Negativums, das sich bis zum heutigen Tage leider immer noch gehalten hat, das ist das sogenannte Kontrollratsgesetz Nr. 46 vom 25. Februar 1947. Mit diesem Gesetz haben die Alliierten Preußen als Hort allen Übels und des Militarismus bezeichnet. Fakt aber ist, dass Preußen die wenigsten Kriege überhaupt im Vergleich zu allen anderen europäischen Großmächten in dieser Zeit geführt hat, so dass diese ketzerische Aussage, dass Preußen der Hort allen Übels, des Bösen und des Militarismus sei, allein durch die Fakten der Geschichte schlicht und einfach widerlegt wird. Dazu nutzen wir alle unsere Möglichkeiten, Veranstaltungen, Veröffentlichungen, darauf immer wieder hinzuweisen. Gegen dieses Vorurteil steht der Reichtum einer vielhundertjährigen preußisch-deutschen Geschichte, wir müssen da nur auf den Gendarmenmarkt schauen, die Philosophie, das Bürgertum und die Toleranz gegen­über Religionen. Denken Sie nur an den Satz von Friedrich dem Großen, wenn ich denn wüsste, dass „die Türken kämen, würde ich Moscheen bauen“. Wir sind stolz auf diese große, reiche preußisch-deutsche Geschichte und laden Sie alle ein, mit uns daran teilzuhaben!

PAZ: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Tschapke.

Weitere Informationen und das Veranstaltungsprogramm der Preußischen Gesellschaft unter www.preussen.org


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren