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01.09.12 / Bürgermeisterwahl scheint gelaufen / In Königsberg kann dem Amtsinhaber auch der Rechtsradikale Dmitrij Djomuschkin nicht gefährlich werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Bürgermeisterwahl scheint gelaufen
In Königsberg kann dem Amtsinhaber auch der Rechtsradikale Dmitrij Djomuschkin nicht gefährlich werden

Wir, das russische Volk, leben seit fast 100 Jahren unter der Knute wechselnder antirussischer Regime. Wir sollten längst 600 Millionen zählen, dabei nehmen wir jährlich um eine Million ab, und diese Lage können wir nicht länger dulden“, heißt es im „Manifest“ der „Ethnopolitischen Vereinigung Die Russen“, einer im April 2011 gegründeten Sammelbewegung russischer Rechtsextremer. Ihr „Führer“ ist Dmitrij Djomuschkin, ein 1979 in Moskau geborener berüchtigter Rechtsradikaler, klerikaler Antidemokrat und xenophober Chauvinist, der nach zahllosen Fehlschlägen durchstarten möchte. Er will sich am 14. Oktober zum Bürgermeister Königsbergs wählen lassen, ein Amt, in das ihn aktuelle politische Trends schwemmen sollen.

In der Russischen Föderation wächst die Rate derer, die für rechtsradikales Gedankengut empfänglich sind. Ende 2011 waren es 47 Prozent. Davon ist auch Königsberg nicht ausgenommen, wo jüngst eine Flut usbekischer „gastarbajtery“ fremdenfeindliche Spannungen auslöste. Davon profitieren die lokalen Radikalen der „Baltischen Avantgarde des russischen Widerstands“ (BARS), politischer „Zwilling“ von Djomuschkins 2002 gegründeter und 2011 verbotener „Bewegung gegen illegale Einwanderung“ (DPNI). Ähnlichen Zuschnitts waren auch andere Formationen wie „Slawische Union“ (SS), „Slawische Kraft“ und „Russische Nationale Einheit“ (RNE), die Djomuschkin allesamt gegründet oder geleitet hat. Jetzt formiert er politischen Bodensatz um sich und will punkten mit dem Slogan „Vernjom Rossiju Russkim“ (Wir geben Russland den Russen zurück).

Djomuschkin ist, was Russen seit Jahrhunderten „durak“ nennen, ein vollendeter Narr. Wie sonst soll man einen Djomuschkin charakterisieren, der den Tschetschenen Ramsan Achmatowitsch Kadyrow und den Deutschen Adolf Hitler „rückhaltlos“ bewundert, Kontakt zu dem norwegischen Massenmörder Anders Breivik sucht, mit „drei Diplomen von zwei Fakultäten“ angibt, es aber nie weiter als zum Manager eines Clubs für „Mixfight“, eine Art Prügelei ohne jegliche Regeln, brachte. Seine Eskapaden waren derart, dass die intellektuelle „Novaja gazeta“ (Neue Zeitung) argwöhnte, er sei ein „Provokateur“, der im Auftrag Putins das gesamte rechte „Lager“ diskreditieren sollte.

Und so ein „durak“ wird die Krönungsstadt der Preußenkönige und Heimatstadt Immanuel Kants regieren? Wird er nicht, lächelt Solomon Ginsburg, vermutlich der klügste Abgeordnete des Regionalparlaments des Königsberger Gebiets, dem er seit 2000 als Unabhängiger angehört. Djomuschkin, so Ginsburg, habe ebenso wenig eine Chance wie der Unabhängige Jewegenij Gan, der Kommunist Jurij Galanin, der „Linksfrontler“ Sergej Udalzow, der Grüne Oleg Mitwol und wer sich bis zum 29. August sonst noch in die Kandidatenliste eintrage. Alle seien chancenlos gegen den aktuellen Amtsinhaber Aleksandr Jaruschok, dem noch im Mai eine repräsentative Meinungsumfrage bescheinigte, 70 Prozent der Königsberger hinter sich zu haben – als Kandidat der Putin-Partei „Einiges Russland“ (ER).

Wie anderswo wählen auch die Bürger Königsbergs das vermeintlich kleinere Übel. Dieses ist in ihren Augen Jaroschuk, der sich selbst mit dem ebenfalls der ER angehörenden Gouverneur Nikolaj Zukanow anlegt, wenn etwas für seine Stadt herausspringen soll. Im Wahljahr 2012 tat er dies sogar mit Erfolg. Die Budgetmittel stiegen um 17,9 Prozent, während die Schulden der kommunalen Dienstleister um 5,5 Prozent gesenkt werden konnten. Beim Einkommen der Bevölkerung konnte sich die Stadt vom vorletzten Platz, den es noch zu Beginn dieses Jahres im innerrussischen Ranking eingenommen hatte, in den vergangenen Monaten bis auf einen guten Platz im Mittelfeld vorarbeiten. Beachtlich auch die Mobilität der Königsberger. Mit 70 Prozent besitzen mehr als zwei Drittel aller Königsberger einen Reisepass mit biometrischen Foto, den sie sich an nicht weniger als 25 Punkten der Stadt ausstellen lassen können. Von allen Russen besitzen nur 17 Prozent ein solches Dokument. Während 78% der Russen noch nie außerhalb der ehemaligen Sowjetunion gewesen sind, muss man in Königsberg sich schon Mühe geben, jemanden zu finden, der noch nie im Westen war. „Den Königsbergern musst du nichts erklären, sie kennen es aus eigenem Augenschein“, trumpft „Swobodny Kaliningrad“ (Freies Königsberg) auf und fügt unter Hinweis auf die Wahlen vom 14. Oktober hinzu: „Wer immer in Königsberg die Macht hat, sollte sie vorsichtig anwenden, anderenfalls ist ein hoher Preis zu zahlen.“

Wolf Oschlies


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