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01.09.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

gewöhnlich pflege ich zu besonderen Anlässen im Familien- oder Freundeskreis ein paar Verse zu schmieden und die Geburtskinder oder sonst wie Geehrten zu „bedichten“ – das war immer so und bleibt auch so, weil es nun einmal mein Metier ist. Aber nun ist es umgekehrt gekommen: Eine Leserin aus Bad Bentheim hat mir und der Ostpreußischen Familie ein Poem gewidmet, über das ich mich sehr gefreut habe und das ich an unseren Leserkreis weitergeben möchte. Jedenfalls mit einigen Versen, denn es ist immerhin sieben Vierzeiler lang. Frei nach Eugen Roth beginnt Ingrid Preylowski zu reimen: „Ein Mensch, so möchte ich mal sagen, der oft uns hilft bei Schick­salsfragen, dem schulden wir Respekt und Dank und nicht per Telefon Gezank!“ Sie spricht damit den unerfreulichen Fall an, den ich kürzlich erwähnte, kommt weiter auf „die Pflege der Familienbande im Ausland und im Binnenlande“ zu sprechen, um dann auch unsere Leser in ihre Laudatio einzubinden: „So manche Frage wurde von ihr geklärt, oft mit Hilfe der Familie, wie sich’s gehört. Obwohl verteilt in aller Welt der Ostpreußen-Schlag zusammenhält.“ Na, das tut doch uns allen gut, vor allem, wenn es von einer Berlinerin kommt: „Ich halte Augen auf und Ohren, bin selber in Berlin geboren, mein Mann stammt aus dem Kreis Allenstein, so heiratete ich in die Familie ein.“ Frau Preylowski wünscht uns zum Schluss noch „gute Zeiten“ in der Hoffnung, dass ich die Ostpreußische Familie noch lange begleiten werde und endet mit dem Wunsch „und haltet als Familie zusammen, das sei meine Bitte!“ Die wir, glaube ich, alle gerne erfüllen werden. Vielen herzlichen Dank für dieses Poem, liebe Frau Preylowski! Es schreibt sich in die Chronik unserer nun bald 40-jährigen Familien-Geschichte ein.

Ja, so manche Frage wurde und wird von mir geklärt, aber die meisten muss ich doch weiter reichen. So auch den nächsten Fall, der wieder einmal nach Königsberg führt. Der Vorsitzende der Gesellschaft Freunde Kants und Königsbergs e.V., Herr Gerfried Horst, Berlin, übersandte uns eine Anfrage der russischen Fernsehjournalistin Swetlana Kolbanjowa, die im Augenblick an einem Jazz-Festival arbeitet, das – während wir diese Zeilen veröffentlichen – als „Kaliningrad City Jazz“ über die Bühne geht. Bei der Vorbereitung ist sie nun auf einen interessanten Hinweis gestoßen, der für Königsberg als „Jazz-Stadt der ersten Stunde“ von Bedeutung sein könnte. Frau Kolbanjowa schreibt: „Ich bitte um Rat oder Ideen oder Adressen die mir weiter helfen können, und zwar suche ich zur Zeit alles Mögliche über eine Person namens Dietrich Schulz-Köhn (1912–1999), auch als ,Dr. Jazz‘ bekannt. Er war in den 30er Jahren bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft beschäftigt. Ich bin auf seinen Namen zufällig gestoßen. In seiner Wikipedia-Biographie steht, dass er 1934 den ersten deutschen Jazzclub, den Swing-Club, gegründet habe und das ausgerechnet in Königsberg. Da wurde ich natürlich neugierig. Ich fand einige Artikel über ihn in einer Jazz-Zeitung. Sein Nachlass mit einer wohl recht großen Plattensammlung soll irgendwo in Graz sein, da forsche ich noch dran“. Vor allem aber forscht die Journalistin nun nach dem, was Schulz-Köhn in Königsberg bewirkte. Wo und unter welchen Umständen die Gründung des ersten deutschen Jazz-Clubs erfolgte, wer in diesem Jazz-Club spielte, bis wann „Dr. Jazz“ in Königsberg war – das sind nur einige Fragen, die im Raum stehen. Wir haben vor längere Zeit schon einmal über eine Jazz-Band im damaligen Alhambra-Cafe berichtigt, der Name von Dietrich Schulz-Köhn tauchte aber nicht auf. Es könnte also sein, dass die Spuren des „Dr. Jazz“ dorthin führen. „Ich weiß nicht was, aber irgendwas muss ich finden, um diese Geschichte mit dem ersten deutschen Jazzclub entweder zu bestätigen oder für immer zu vergessen“, schrieb Swetlana Kolbanjowa an Gerfried Horst. Er hat uns gefunden, und ich glaube und hoffe, dass es der richtige Weg ist. Zuschriften bitte an: Herrn Gerfried Horst, Vorsitzender der Freunde Kants und Königsbergs e. V. Ceciliengärten 6 in 12159 Berlin, (Telefon 030/56596967, E-Mail: gerfried.horst@t-online.de)

Das nächste Thema spricht weniger den Einzelnen unter uns an, sondern mehr die Institutionen oder Gruppen, die dokumentarische Arbeit leisten, da diese immer mehr Gewicht bekommt, wenn es um die Aussagen von Zeitzeugen geht. So will auch die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung mit Sitz in Berlin ihre Zeitzeugenarbeit intensivieren und bittet deshalb die Landsmannschaft Ostpreußen um Unterstützung. Es geht um den Ausbau eines Zeitzeugenarchivs im geplanten Dokumentations- und Informationszentrum der Stiftung, in dessen Rahmen gegenwärtig eine Ermittlung und Sichtung vorhandener Zeitzeugeninterviews und -berichte vorgenommen wird. Dabei handelt es sich zunächst um audiovisuelle Materialien zum Thema Flucht und Vertreibung, also um keine schriftlich niedergelegten Dokumentationen wie Fluchtberichte, Familienchroniken, Lebensläufe oder literarische Abhandlungen. Der Direktor der Bundesstiftung in Berlin, Herr Prof. Dr. Manfred Kittel, teilt uns mit, dass man in Berlin an Beständen interessiert ist, die nicht in öffentlich zugänglichen Archiven, Bibliotheken und Museen lagern. Daher würde die Stiftung sich freuen, wenn wir diese wichtige Dokumentation mit Informationen über bereits archivierte Zeitzeugeninterviews (Video/Audio) unterstützen würden. Im Rahmen der Gruppenarbeit kämen vor allem Heimatstuben und Kreisarchive in Frage, aber auch in Privatarchiven dürfte sich mancher auf CD oder DVD aufgenommene Bericht befinden, der für diese zentrale Speicherung wichtig ist. Mit der Erhebung wurde von der Stiftung Herr Dr. Ralf Meindl beauftragt, an den alle Informationen zu richten sind. (Dr. Ralf Meindl, Kiefholzstraße 18A in 12435 Berlin, Telefon 030/27498456, Email: ralfmeindl@yahoo.de)

Um eine Dokumentation geht es auch bei unserem nächsten Thema, das vor allem unsere Insterburger Landsleute interessieren wird. Es handelt sich um den großen Bildband „Unser Insterburg“ mit über 1200 Fotos, den der Rektor i. R. Horst Grigat, Hamburg, zusammengestellt hat und der schon bald nach seinem Erscheinen auf ein solch großes Interesse stieß, dass er bald vergriffen war. Von einer Neuauflage in Buchform hat der Herausgeber abgesehen, dafür ist die Bilddokumentation als Druckvorlage auf DVD noch vermittelbar. Dies teilt uns der engagierte Heimatforscher mit, der sich in Zukunft vor allem mit der Friedenforschung befassen will und hierzu bereits aktive Maßnahmen ergriffen hat. Horst Grigat ließ nun mir und damit unserer Ostpreußischen Familie eine DVD zukommen, damit wir jederzeit auf dieses großartige Bildmaterial zurückgreifen können. Ähnliches gilt auch für das Buch „Die Geschichte der Dörfer im Kirchspiel Saalau“. Diese Dokumentation über das im Kreis Insterburg gelegene Kirchspiel ist ebenfalls als Druckvorlage auf DVD erhältlich. Über Horst Grigat sind außer den DVDs auch drei umfangreiche Leinenbände der Reihe „Deutsche Geschichte aus deutscher Sicht“ zu beziehen, die authentische Zeitzeugenaussagen zu unserer Geschichte von 1920 bis 2010 enthalten. Diese Dokumentationen, die vor allem für öffentliche Bibliotheken und Archive bestimmt sind, wurden nur in begrenzter Auflage erstellt und sind auch als DVD erhältlich. Näheres ist der Web-Visitenkarte von Horst Grigat zu entnehmen: www.horstgrigat.de. Seine Anschrift: Horst Grigat, Rektor i. R., Wendlohstraße 91 in 22459 Hamburg Telefon/Fax (040) 5517343, E-Mail: horst.grigat@t-online.de

Da wir die Insterburger angesprochen haben, schieben wir gleich eine kleine Meldung nach, die sich zwar nicht auf eine Veröffentlichung in unserer Familien-Kolumne bezieht, aber in ihren Rahmen passt. Denn die E-Mail, die uns Herr Herbert Freyer gesandt hat, betrifft eine Suchanzeige, die allerdings vor fast 60 Jahren aufgegeben wurde. Wir haben in der letzten Zeit schon öfters über Suchwünsche aus jenen frühen Jahren berichtet, in denen die Leser nach Hinweisen auf die namentlich aufgeführten vermissten Personen gebeten wurden. Es ist dann auch tatsächlich vorgekommen, dass sich Nachkommen der damaligen Gesuchten gemeldet haben. Diesmal ist es umgekehrt: Hier meldet sich mit Herrn Freyer ein Leser, der sich auf ein Insterburger Ehepaar bezieht, dessen Namen er im Ostpreußenblatt/Ausgabe Nr. 10 vom 5. April 1953 erst jetzt gefunden hat und über das er Informationen anbietet. Unter der Überschrift „Wir suchen Insterburger“ wurden insgesamt 18 Namen aufgeführt, darunter auch „Freyer, Emil und Frau Emma, Immelmannstraße 69“. Es dürfte sich um nahe Verwandte des Schreibers handeln, wie der Name vermuten lässt und wie aus seinem Angebot hervorgeht: „Ich weiß, es ist 60 Jahre her, aber ich bin in der Lage, Auskünfte zu erteilen, falls noch jemand Interesse hat“. (Herbert.Freyer@gmx.net)

Nun wird es ganz schwierig, denn die nächste Anfrage führt in den Bezirk Suwalki, in das Stammland der prussischen Sudauer östlich von Lyck. Es hat im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte erlebt, mal gehörte es zu Litauen, mal zu Russland, dann zu Deutschland, jetzt zu Polen. So sind auch die Namen und Ortsangaben leicht verwirrend, die uns Frau Fryderika Skowron vorlegt, die auf der Suche nach ihren Vorfahren ist. Aus der Heiratsurkunde ihrer Eltern kann sie entnehmen, dass ihre Großmutter Minna Kulak geborene Nitschmann in Udziejek, Kreis Suwalki geboren wurde. Nun möchte sie herausfinden, ob diese Minna Niczmann (polnische Schreibweise) mit Robert Nitschmann, *16. Oktober 1892 im litauischen Ludwinowo bei Mariampole, verwandt war. Die Vermutung liegt nahe, denn dessen Vater war Lehrer und Landbesitzer in Udziejek. Ob sich aber heute noch klären lässt, ob wirklich eine Verwandtschaft besteht, ist fraglich. Vielleicht gibt es ja Nachkommen von Robert Nitschmann, die von dieser Suche erfahren und Auskunft über die Familie geben könnten. Frau Skowron ist unter der Telefonnummer (0451) 2928583 zu erreichen. (E-Mail: fskowron@gmx.de)

Eure Ruth Geede


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