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01.09.12 / Ausziehen – Laufen – Los! / In Rossitten wird wieder geflogen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Ausziehen – Laufen – Los!
In Rossitten wird wieder geflogen

Bald fliegen sie wieder am Predin“ – so stand es in der Folge 12 der PAZ auf unserer Familienseite zu lesen. Alten Segelfliegern würde bei dieser Nachricht das Herz aufgehen, vermuteten wir und die Zuschriften auf diese Veröffentlichung hin bestätigten das, wenngleich auch ein kleiner Zweifel blieb: Würde es in Rossitten wirklich wieder einen Flugtag mit historischen Segelflugzeugen geben? Es klang fast zu schön, wenn man das heutige Rossitten [Rybachij] kennt oder Fotos und Filme von dem nun russischen Fischerdorf auf der Kurischen Nehrung gesehen hat. Was uns die Fluglehrerin Rosemarie Zantow aus Fassberg mitteilte, ließ doch die Hoffnung überwiegen. So konnten unsere Leser folgende Information aus der Extra-Familie vom 15. März entnehmen:

„In Rossitten wird es wieder in diesem Sommer einen Flugtag geben. 90 Jahre nach dem Start des ersten Segelflugzeuges 1922 soll zwischen dem 10. und 12. August wieder ein Grunau-Baby vom Hang der großen Düne starten. Möglich gemacht wird dies durch das Engagement des Vizepräsidenten der Deutschen Sektion des Vintage Glider Club, Dr. Harald Kämper, in Verbindung mit dem Direktor des russischen Nationalparks Kurische Nehrung, Anatoly Kalina sowie dem Generalkonsul der Bundesrepublik in Kaliningrad, Aristide Fenster. Damit rückt das Nehrungsdorf Rossitten wieder in den Fokus der Segelfliegerei, und alte Erinnerungen werden an die Pionierzeit des deutschen Segelfluges geweckt.“

Dann hörten wir lange Zeit nichts mehr, so dass wir unsicher wurden: Würden die Segelflugtage tatsächlich stattfinden, oder war der Wunschtraum geplatzt? Und dann kam kurz nach dem genannten Flugtermin eine E-Mail von Herr Dr. Peter Herrmann, einem der Teilnehmer, die uns von allen Zweifeln befreite. Wir bringen seinen Bericht im vollen Wortlaut mit einigen seiner Fotos, die das Geschehen am Predin belegen.

„In Rossitten (Kurische Nehrung) wird wieder geflogen.

Nach 67 Jahren wurde in der ehemaligen Wiegestätte des deutschen Segelfluges am 11. August der Flugbetrieb symbolisch wiederaufgenommen. Organisiert durch den ,Vintage Glider Club‘ (VGC; deutsche Sektion: http://www.vgc-deutschland.de) hat die Gruppe um Dr. Harald Kämper vom 10. bis 12. August gleich zwei historische Segelflugzeuge (Schulgleiter SG38 und das Grunau Baby) nach Rossitten gebracht.

Begleitet durch knapp 80 Gäste aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, England, Litauen und der russischen Presse wurde das SG38 dem Museum in Rossitten feierlich geschenkt. Das Grunau Baby wurde auf den Dünen in Gummiseilstarts eingesetzt. Getreu dem Motto der Vorkriegsjahre erschallte in Rossitten am 11. August wieder der Ruf „Ausziehen – Laufen – Los“, wodurch das Grunau Baby durch zwei ziehende Mannschaften gleich sechsmal hintereinander in die Luft katapultiert wurde. Laut offizieller Startliste haben sich dabei neben dem ersten Flieger Dr. Harald Kämper auch jeweils ein dänischer, niederländischer und Schweizer Pilot verewigt. Nick Newton (England), als Vorsitzender des VGC, flog als zweiter. Den letzten Flug absolvierte das jüngste jugendliche Mitglied des VGC, Fridolin Sturm, der gleich den Dauerflugrekord an dem Tag von 55 Sekunden aufgestellt hat. Die Gäste der historischen Veranstaltung wurden sehr freundlich durch den russischen Museumsleiter Kalina Anatoli Anatoliewitsch begrüßt und betreut. Die Veranstaltung fand in der gemeinsamen Feier der Nationen ihren Ausklang. In Rossitten florierte vor dem Zweiten Weltkrieg eine der drei größten Segelflugschulen (neben Wasserkuppe an der Rhön und dem schlesischen Grunau). Der berühmte Weltrekordhalter Ferdinand Schulz hat in Rossitten in den 20er Jahren gleich mehrere Weltrekorde aufgestellt. Die Kurische Nehrung ist aufgrund ihrer einzigartigen Dünenlandschaft ideal für den Hangsegelflug geeignet. Internationale Teams haben sich bis 1939 Jahr für Jahr zu Wettbewerben getroffen. Der letzte Schulungsflug fand im Januar 1945 statt.“

Soweit der Bericht von Herrn Dr. Peter Herrmann. Wir freuen uns, dass wir so schnell einen authentischen Bericht über das Geschehen an dieser historischen Stätte des deutschen Segelfluges bringen können, und möchten Herrn Dr. Herrmann sehr herzlich dafür danken. Das Herz manches alten Segelfliegers wird beim Lesen wohl noch einmal höher schlagen!

Peter Herrmann/R.G.


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