© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-12 vom 08. September 2012

Unversöhnlich
Makedonien erzürnt Griechen

Man darf dem in Österreich geborenen Autor der zweifach preisgekrönten Dissertation „Griechenlands Makedonische Frage. Bürgerkrieg und Geschichtspolitik im Südosten Europas 1945 bis 1992“ Adamantios Skordos für seine Grunderkenntnis dankbar sein: Es gibt keinen „Streit“ um den Staatsnamen „Makedonien“, denn dahinter stecken allein griechische „Hysterie, Expansionsgelüste, Lügen, Desinformation, Skrupellosigkeit, Volksaufwieglung“. 

Politik und Geschichte kommen im Buch wenig und mit sachlichen Fehlern vor, das überbordende Literaturverzeichnis ist zumeist ein Zettelkasten griechischer Zeitungsartikel, andere Literatur ist spärlich vertreten, makedonische oder überhaupt slawische fehlt völlig – eine tollkühne Unterlassung gerade bei diesem Thema.

Nur ganz versteckt erwähnt Skordos, dass Griechenland erst 1912 seinen Nordteil „Ägäisch Makedonien“ okkupierte. Weltkriege, Bürgerkrieg, Juntaherrschaft hätten die Griechen „traumatisiert“, die überall Ränke der „Skopjoter“ witterten, die „Griechen als Rasse bedrohen“, „Slawophone“ in Griechenland „Vaterlandsverräter“.

Nach 1974 milderte sich der brachiale Tonfall, 1992 kam der „Schock“ makedonischer Unabhängigkeit, die Athen mit Embargos und Blockaden von Nato und EU bekämpft, obwohl die Republik Makedonien inzwischen von 133 Staaten, darunter Russland, USA und China, diplomatisch anerkannt ist. Eine Anerkennung verweigert bislang die EU, aber deren Verhältnis zu ihrem Mitglied Griechenland trägt längst masochistische Züge. Vielleicht sollten die EU-Granden Skordos’ Buch als Pflichtlektüre verordnet bekommen.   W.O.

Adamantios Skordos: „Griechenlands Makedonische Frage. Bürgerkrieg und Geschichtspolitik im Südosten Europas 1945 bis 1992“, Wallstein Verlag, Göttingen 2012, geb., 440 Seiten, 39,90 Euro